Das grinsende Gesicht

A, 1921

FilmDrama

Min.87

England im späten 17. Jahrhundert: In frühester Jugend wird der verwaiste Lord Fermain Clancharlie gekidnapt und fällt in die Hände der verbrecherischen Comprachicos, die geraubte Kinder derart verstümmeln, dass sie als Jahrmarktsattraktionen zur Schau gestellt werden können. Von einem Operateur, der ihm die Lippen verkürzt, wird der Knabe dazu verdammt, der Welt ein ewig grinsendes Gesicht zu zeigen. Auf abenteuerlichen Umwegen findet er zu dem alten Ursus, der ihn groß zieht und auf dessen Wanderbühne er unter dem Namen Gwynplaine bescheidene Erfolge feiert. An der Seite des blinden Findelkindes Dea, die sein entstelltes Gesicht nicht sehen kann, scheint ihm ein kleines Glück beschieden. Schließlich drängt die Wahrheit ans Licht, doch statt Anerkennung und Wiedergutmachung erntet der Verunstaltete unter seinen bornierten Standesgenossen nur höhnische Zurückweisung und Gelächter. Zu spät entsagt er dem ererbten Titel, die Tragödie nimmt längst ihren Lauf. Der Film hält sich eng an seine Vorlage, einen dickleibigen historischen Reißer aus der Feder von Victor Hugo. Die erzählerische Linie geht dabei zwar leicht einmal verloren, doch auf die Geschichte kommt es auch nicht so sehr an. Das grinsende Gesicht ist, durchaus zeit- und genretypisch, eigentlich noch ganz Attraktionskino, eine bilderbogenhafte Reihe von Illustrationen zum Text, opulent ausgestattet und atmosphärisch dicht. Nora Gregor spielt die Herzogin Josiane, «schön, hochmütig und verderbt», die von einem geradezu modernen, «unbesiegbaren Spleen» ergriffen scheint und sich für eine Nacht mit dem grotesken Artisten Gwynplaine vergnügt, um «ihre erschlafften Nerven aufzupeitschen» - so urteilte jedenfalls der «Illustrierte Film-Kurier». Als Bewerber um ihre Hand freilich kommt eine solche Lachnummer natürlich nicht in Frage. Gregors Schauspielkunst wird insgesamt nicht sehr beansprucht, doch ihre «dekadenten» Auftritte mit einem schwarzen Knaben, den sie sich statt eines Schoßhündchens «hält», gehören Anfang der 20er Jahre zu den wohl unterhaltsamsten Intermezzi.

(Text: Viennale 2008)

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