Lost Highway

USA, 1996

FilmIndependentThriller

Ein Mann, der offenbar seine Frau brutal ermordet hat, verschwindet spurlos. An seiner Stelle sitzt ein Junge, der von schrecklichen Erinnerungen an ein anderes Leben geplagt wird.

Min.135

Der Jazzmusiker Fred Madison findet vor seiner Tür seltsame Videokassetten, die nichts als sein Haus zeigen. Könnte ein mysteriöster Unbekannter, der ihn an einer Party anspricht, damit etwas zu tun haben? Der nächste Videofilm zeigt Fred selbst, bei der Leiche seiner Frau. Er wird wegen Mordes verurteilt.

Im Gefängnis wird Fred von schrecklichen Kopfschmerzen geplagt. Tags darauf sitzt nicht mehr er, sondern der junge Pete Dayton in seiner Zelle. Keiner weiß, wie er dorthin gelangt ist oder wohin Fred Madison gekommen ist. Pete wird entlassen, gerät jedoch bald in einen tödlichen Strudel von Ereignissen rund um einen Mafiaboss und dessen Freundin, die Freds Frau zum Verwechseln ähnlich sieht.

Kein Film über Schizophrenie, ein Film als Schizophrenie.

Lost Highway ist ein Film, der nur im Konjunktiv spielt: Hätte Fred, die/eine der Hauptfigur(en), sich in die Behandlung eines Psychiaters begeben, dann wäre der Film vielleicht gar nicht entstanden. Vor allem aber hätte der Psychiater dieselbe Fähigkeit haben müssen wie der «Mystery Man» des Films: an zwei Orten zugleich sein zu können. Wie Nosferatus Vetter - weiß das Gesicht, die Ohren abstehend - ist er das X, hinter dem man die Lösung wähnt, doch er ist die Chiffre für den Sinn-Notstand: Lynch lässt das Rätsel ungelöst. Nicht nur dieses, und daher muss jeder Satz, den man über diesen Film schreibt, sich selbst suspekt sein, weil er voraussetzt, was der Film, wenn nicht bestreitet, dann doch in Frage stellt: die knappe Ressource Sinn. Schlechte Karten also für Hermeneutiker, die sinnhafte Gebilde brauchen, aber auch für die Dekonstruktivisten, die sich bei ihren Bergungsarbeiten auf dem Lost Highway leicht verirren können. David Lynch hat Lost Highway als Sinnfalle konstruiert. Man kann diese Geschichte in einem Satz erzählen - Saxofonist wird vor Eifersucht wahnsinnig und richtet als sein Alter ego ein Blutbad an -, und wenn man nach zwei Stunden noch an diesen Satz glaubt, ist man entweder verrückt oder naiv. «Stop Making Sense», flüstert einem der Film kaum hörbar zu. (Peter Körte) Was ist Lost Highway? Es ist definitiv kein Road Movie, auch wenn jene Einstellung auf die gelben Mittelstreifen des Highway, die wir aus Blue Velvet kennen, visuelles Leitmotiv und Strukturmerkmal geworden ist. Im Gegenteil, es ist ein Film der Bewegungslosigkeit, der Ortlosigkeit. Es ist, als würden sich Eraserhead und Blue Velvet in einen endlosen Dialog verdrehen, als würde eine Filmerzählung, vom Virus der Selbstbezüglichkeit befallen, sich vor unseren Augen auflösen. (Georg Seeßlen)

(Text: Viennale 2006)

IMDb: 7.7

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