Mord im Orientexpress (1974)

Auf dem Weg von Istanbul nach Paris wird im Orient-Express ein furchtbares Verbrechen entdeckt: Ein Millionär ist mit genau zwölf Messerstichen über Nacht erstochen worden. Der Detektiv Hercule Poirot (Albert Finney) muss seine grauen Zellen anstrengen, um den Fall zu lösen, an dem so viele illustre Persönlichkeiten beteiligt zu sein scheinen.

Sidney Lumet liefert uns in Murder on the Orient Express ein Musterbeispiel in Sachen Vorstellung von Charakteren und Schauplätzen: Er ruft nicht weniger als siebzehn wichtige Figuren ins Leben und vertraut dabei ganz auf die charismatischen Leistungen seiner Darsteller und deren Talent, ihren Rollen in wenigen Szenen Leben einzuhauchen: Innerhalb von zwanzig Minuten, bevor der Orientexpress abfährt, haben wir alle wichtigen Reisenden kennen gelernt und können eine wunderbar nostalgische Zugfahrt antreten. Murder on the Orient Express mag eine der unbedeutenderen Arbeiten im Gesamtwerk Lumets sein, lebt aber von seiner luxuriösen Atmosphäre, den großen Darstellern und dem faszinierenden Krimi-Plot. Den Film nach den Kriterien eines schwerwiegenden Dramas zu beurteilen, hieße, schlicht den Sinn zu verfehlen. Er ist als eher leichte Kost zu nehmen, zu genießen wie ein gutes Soufflé. (Peter Thompson)

(Text: Viennale 2004)