Entfremdungen

Aliénations

F, Algerien, 2003

FilmDokumentation

Psychiatrie in Algerien: Eine Gruppe Ärzte (unter ihnen der Vater des Regisseurs) versucht seit Jahren moderne Behandlungspraktiken dort einzuführen, wo gegebenenfalls lieber noch der Imam beigezogen wird.

Min.105

Aliénations ist ein ungewöhnlich sensibles, diskretes und zugleich höchst intensives Dokument des Alltags in einer psychiatrischen Anstalt in Algerien. In langen geduldigen Beobachtungen und Gesprächen enthüllt der Film das Bild einer tiefen kulturellen, religiösen, seelischen, gesellschaftlichen und nicht zuletzt geschlechtsspezifischen Entfremdung und Zerrissenheit innerhalb dieser nordafrikanischen Wirklichkeit. Es sind vor allem Frauen, alte und junge, Bäuerinnen ebenso wie Studentinnen, die am tiefsten leiden und erkrankt sind durch die Gewalt und die Widersprüche des Systems. Die behandelnden Ärzte verabreichen Medikamente, hören zu und lassen rauchen. In ihrem Bemühen, das europäische Psychiatriesystem zu etablieren, spiegelt sich nicht zuletzt eines der Zerrissenheitssymptome der einstigen Kolonie: das unversöhnte Verhältnis zwischen arabischer Philosophie und europäischem Rationalismus. Die islamische Mythologie hat ihre eigenen Erklärungen und Behandlungen für mentale Störungen. Bei Besessenheit durch einen Dschinn wird ein Imam um Exorzismus gebeten, Frauen mit nervösen Irritationen werden heilenden rituellen Trancetänzen unterzogen. Die Ärzte suchen nach ergänzenden Maßnahmen. Bensmaïl, Sohn des Begründer dieser Psychiatrie in Constantine, hat mit Aliénations einen der interessantesten Filme über Algerien seit langem geschaffen. (Verena Teissl)

(Text: Viennale 2004)

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