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© Sony Pictures

Filmkritik

"The Grudge" auf Netflix: Verflucht kompliziert erzählt

Nicolas Pesce versucht ein Reboot der japanischen Horror-Reihe und scheitert durch ein unnötig kompliziertes Drehbuch.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

05/02/2022, 05:02 AM

Bitte noch mal von vorn, weil’s so schön unheimlich war.   Der moderne japanische Horror-Klassiker „Ju-On“ hat zwar bereits 2004 ein US-Remake erhalten (und noch zwei weitere Teile wurden bis 2009 nachgeschickt), doch in den letzten zehn Jahren war von dem verfluchten Haus mit seinen rachsüchtigen Geistern nichts mehr zu hören.

Höchste Zeit also, den Fluch wieder aufleben zu lassen, wird sich Nicolas Pesce gedacht haben, der seit seinem stilsicher in Schwarz-Weiß inszenierten Horror-Drama "The Eyes of My Mother" eine Vorliebe für dieses Genre an den Tag gelegt hat.

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Der Fluch erbt sich fort

In seinem Reboot der Grusel-Reihe steht die Polizistin Muldoon (Andrea Riseborough) im Mittelpunkt: sie untersucht den tragischen Fall einer Frau, die ohne erkennbares Motiv ihre gesamte Familie ausgelöscht hat. Natürlich wissen wir sofort, dass die dämonischen Geister hinter dieser Wahnsinnstat stecken, und auch die alleinerziehende Mutter Muldoon findet das bald heraus. Da ist es allerdings schon fast zu spät, denn inzwischen haben es die bösen Mächte auf sie und ihren kleinen Sohn abgesehen.

Das klingt nach einer geradlinig erzählten Story, doch so einfach macht es Pesce sich und uns nicht - und genau da fangen die Probleme an.  Er möchte zeigen, wie sich der "Grudge" forterbt, tut das aber auf die denkbar ungünstigste Weise. Man bekommt bald den Eindruck, dass er viel zu viel in diesen einen Film hineinpressen wollte und sich dabei hoffnungslos verzettelt hat.

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Fragmentarische Rückblenden

Die Geschichte nimmt in Tokio vor dem einschlägig bekannten Geisterhaus ihren Anfang, verlegt sich dann aber rasch nach Amerika. Es geht um die Schicksale von drei verschiedenen Ehepaaren, die sich sozusagen gegenseitig mit dem Fluch infiziert haben. Welche furchtbaren Konsequenzen das für jeden von ihnen hatte, bekommen wir allmählich in etlichen Rückblenden bruchstückhaft und nicht unbedingt chronologisch nacherzählt.

Als Vorwand für diese fragmentarische Rückschau dient die Arbeit der Polizistin, die sich jeweils mit den entsprechenden Fallakten beschäftigt, ehe sie dann in der letzten Viertelstunde selber in akute Lebensgefahr gerät und gegen den Fluch anzukämpfen versucht. Pesce fügt somit viele unheimlich sein wollende Einzelszenen aneinander, die in der Rückschau kein befriedigendes Ganzes ergeben. Das Werk wirkt langatmig (obwohl der Film nur 90 Minuten dauert) und unnötig kompliziert durch die aufgesplitterte Erzählstruktur.

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Fadheit statt Furcht

Der Schrecken ist auch diesmal eine recht haarige Angelegenheit und eine grausige Duschszene wurde fast 1 zu 1 aus dem Original übernommen. Ansonsten scheint sich Pesce vorgenommen zu haben, den Blutgehalt im Vergleich zu seinen Vorgängern etwas zu steigern, denn gerade im letzten Drittel sind einige heftige Szenen eingebaut, die zur Erhöhung unserer Aufmerksamkeit dennoch nicht viel beitragen können.  Es ist für einen Horrorfilm kein gutes Zeichen, wenn man sich statt zu fürchten eher fadisiert. 

Immerhin wäre es denkbar, durch ein paar leichte Akzentverschiebungen aus dem Film eine echte Parodie auf die "Grudge"-Reihe zu machen; aber das war bestimmt nicht Pesces Absicht. Darum lassen wir den Fluch jetzt bitte endlich ruhen, sonst wird es nämlich nur noch verflucht peinlich.

2 vom 5 Schnarr-Geräuschen aus Totenmündern

"The Grudge" ist derzeit auf Netflix verfügbar.

Reboot der US-Filmreihe: Ein rachsüchtiger Geist beschert allen jenen einen grausamen Tod, die ein verfluchtes Haus in einem Vorort betreten haben.

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