Programm 08 - Mythen
In MÄRTYRER SEINES HERZENS (Drehbeginn im Spätherbst 1917, uraufgeführt im Februar 1918) spielt der damals an der Wiener Volksbühne engagierte, noch weitgehend unbekannte Fritz Kortner seine erste Hauptrolle.
Der Film illustriert auf der narrativen Grundebene den Mythos des begnadeten, privat jedoch unglücklichen Künstlers, der Erfüllung nur in seiner Kunst findet. Ludwig van Beethoven kommt 1792 als 25-Jähriger nach Wien (genau in diesem Alter ist auch der Hauptdarsteller). Er zeichnet den Musiker zunächst als unsicheren Jüngling mit staksigen Schritten, der sich vor den Zelebritäten der Stadt und des Adels verbeugt. Der Regisseur Emil Justiz zeigt gern den massigen Rücken Kortners, um Beethovens Außenseiterum, seine Abgeschlossenheit und Insichgekehrtheit zu markieren. Trotz seines musikalischen Genies steht er selten im Mittelpunkt der Szene. Wiederholt ist die Hauptfigur an den Bildrand platziert, wo er noch immer unübersehbar ist, das Geschehen aber an ihm vorbeiläuft. Justiz zeigt im räumlichen Tableau, wie Beethoven die Erfahrung der Ausgrenzung macht.
DER MÄRTYRER SEINES HERZENS (BEETHOVENS LEBENSROMAN, BEETHOVEN UND DIE FRAUEN) A 1918
REGIE: Emil Justitz
MUSIK: Max Anton Wichtel
DREHBUCH: Emil Kolberg
DARSTELLER: Fritz Kortner, Nelly Hochwald, Lina Anthes, Anton Pointner, Marion Illing
PRODUKTION: Fabrikationsabteilung der Zentralstelle der Feldkinos/Filmstelle des k. u. k. Kriegspressequartiers (Wien)
FORMAT: 35 mm, viragiert
SPRACHE: stumm, dt. Zwischentitel
LÄNGE: 1831 Meter
LAUFZEIT: 80 Minuten (20 Bilder/Sekunde)
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