Proletarisches Kino: Programm 11 - Frank Rossak 3

FilmKurzfilm

Österreich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Frank Rossak geht dem Metier nach, das er am besten beherrscht: Er arbeitet um. Er recycelt Bilder und adaptiert sie in neuen Montagen. Er löst Zusammenhänge und löscht alte Kontexte. Der Sinn dreht sich dabei. Das gilt zum einen für kinematografische Aufnahmen. Aus filmischen Zeitdokumenten, die in den 30er Jahren den Austrofaschismus bejahten, werden nun Bildfolgen, die eine distanzierte Bestandsaufnahme signalisieren Die Folgen der Februarkämpfe 1934 heißt im Jahr 1947 eine dokumentarische Arbeit, die Rossak mit seiner eigenen Produktionsfirma «Pax Film» herstellt. Im Jahr 1934, aus dem die Bilder stammen, war der Film Stürmische Tage über Österreich betitelt. Am 13. Februar 1934, als die heftigsten Kampfhandlungen des Bürgerkriegs bereits vorüber waren, begann Rossak zu drehen. Die Lesart seiner Bilder gaben die Zwischentitel vor. Sie betonten die Legitimität des Eingriffs der «Staatsexekutive». Auch die Arbeit aus 1947 ist stumm. Sie beginnt mit dem Hinweis auf das Verbot der Sozialdemokratie 1934 und endet mit der Staatstrauer für die Gefallenen. Ein gespenstischer Widergänger. Rossaks Wendigkeit zeigt sich zudem im Verhältnis zu sich selbst. Hatte er noch 1943, nach mehrmaliger Ablehnung, erneut um seine Aufnahme in die NSDAP angesucht, so packt er sofort nach Kriegsende seine sozialistische Prägung der 20er Jahre sowie seinen Nimbus als Arbeiterfilmer aus. Rossaks politische Farbenlehre hat Überzeugungskraft. Viktor Matejka, ehemaliger KZ-Insasse von Dachau und kommunistischer Wiener Stadtrat für Kultur und Volksbildung von 1945 bis 1949, wird sein Verbündeter. Er unterstützt Rossak bei dessen Realisierung von Sturmjahre, einem fulminanten und zutiefst österreichischen historischen Parcours, der seine Schwerpunkte auf die Zeit des Nationalsozialismus und die Nachkriegsjahre legt. Ein Volk hat gelitten, sich geirrt, Widerstand geleistet, Trümmer überstanden und setzt nun auf die Jugend, sei sie auch zum Teil kommunistisch organisiert. «Österreichs Forderungen lauten daher: Gerechtigkeit für Österreich.» Sturmjahre zeigt nach eigenem Bekunden «das wahre Antlitz der Vergangenheit und der Gegenwart». Der Film versteht sich als die definitive, große Erzählung der Nation Österreich. Die von Herbert Heidmann inszenierten Spielsequenzen am Ende des Films, die Tourismusfilme und die sozialdemokratischen Propagandafilme der «Gruppe Rossak» aus den 20er und 30er Jahren, die Aufnahmen des zerstörten Wiens, die unmittelbar nach Kriegsende gedreht wurden, die Bilder aus sowjetischen und deutschen Dokumentarfilmen, die zwecks «Materialgewinnung» ausgeschlachtet wurden - alles ordnet sich in der Montage zur Schicksalsgeschichte eines Landes ein. Die große historische Lektion und Versöhnung, die Rossak anstrebt, argumentiert auf der Höhe der Zeit. In Sturmjahre finden jene Mythen und Lebenslügen (Österreich als suggestiv überwältigtes Opfer nationalsozialistischer Aggression, aktiver Widerstand gegen das Hitler-Regime) sowie jene Bilder (fleißige Bauern und Arbeiter, Landschaft, Tourismus) zusammen, auf denen sich das junge Nachkriegsösterreich zu konstituieren beginnt. Die Folgen der Februarkämpfe 1934 (Ö 1947/48) Produktion Pax Film, Wien 35mm/stumm/dt.Zwischentitel/ Schwarzweiß 7 Minuten Sturmjahre (Ö 1947) Regie und Buch Frank Ward Rossak, Herbert Heidmann Dialogregie August Rieger Text und Sprecher August Rieger, Ernst Kowar Kamera Hans Imber, Hans Nigmann, Bruno Lötsch, Mario Wiberal, Josef Halbritter, Paul Bruck Musik Hans Wilma, Wiener Symphoniker Ton Alfred Norkus Tonsystem Wien-Film am Rosenhügel Synchronisation Rosemarie Foltin Schnitt Herbert Heidmann, August Rieger Darsteller Franz Lehár, Louise Kartousch, Dagny Servaes, Hans Jungbauer, Hans Brand, Trude Sommer, Herbert Holy, Hannelore Herzberger, Heini Schwaiger, Franz Tesas, Fiedl Weiss, Vilma Mras, Josef Weiss, Odette Compostella, Franz Engelmayer Produktion Frank Ward Rossak, Herbert Heidmann 35mm/Ton/Schwarzweiß 91 Minuten

(Text: Viennale 2007)

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