Tang Tang

China, 2004

FilmDrama

Min.92

Zhang Hanzis Tang Tang ist eine Fake-Dokumentation mit echtem Theaterblut. Wenn sich der Protagonist zu Beginn des Films eine Kugel in den Kopf jagt, dass es nur so spritzt, dann ist das kein Grund zur Besorgnis. Schon eher sind es seine Lebensumstände: Denn Tang Tang, am Tage ein Mann, tingelt abends und ganz besonders in der Vorweihnachtszeit als Frau durch Beijing, von einem tristen (Nacht-)Lokal zum anderen. Vor ratlosen bis schmierigen Kunden hält er sich mittels anzüglicher Witzchen und leidlich hingeschmachteten Playback-Schnulzen über Wasser. Manchmal muss er auch noch seinen eigenen Ansager machen. Von der im Aufbau begriffenen glitzernden Metropole Beijing ist dabei nicht viel zu sehen, eher von düsteren Gängen und schäbigen behelfsmäßigen Umkleidezimmern, in denen Tang Tang bisweilen andere Glücksritter und Glücksritterinnen antrifft, die den weiten Weg aus dem fernen Ujgurischen nicht gescheut haben. Aber immerhin: Von einer solcherart durchgehechelten Nacht, sagt er, kann er eine ganze Woche lang leben. Verehrung schlägt ihm schließlich in Gestalt zweier Freundinnen entgegen, die sich zwar noch nicht ganz über ihre sexuelle Orientierung im Klaren sind, aber schon mal Englisch büffeln, um in Neuseeland Erfolg zu haben, in was auch immer. Xun, die resolutere und praktischere der beiden, nimmt Tang Tang schließlich unter ihre Fittiche, und schon wird aus dem nächtlichen Paradiesvogel ein braver Hausmann. «Lebe deine Träume», das ist wohl das Motto von Zhang Hanzis Film, und wo wäre das schwieriger als im wirtschaftsboomenden China, wo Konformität immer noch als gesellschaftliches Nonplusultra gilt? Tang Tang berichtet von sympathischen Verlierern und solchen, die ihren Platz in der allgemeinen Aufbruchsstimmung noch nicht gefunden haben oder aber nie finden werden. Wenn am Schluss sich die Film-Realität wieder Bahn bricht, haben wir einen Film gesehen, an dem in Wahrheit alles stimmt. Ob man Handlung und Realität unterscheiden kann, darüber macht sich nun wieder der Hauptdarsteller unbegründete Sorgen. (Andreas Ungerböck)

(Text: Viennale 2005)

Kaufen & Leihen

Leider konnten wir keine Streaming-Angebote für Tang Tang finden.

Für diesen Film gibt es leider keine Vorstellungen.

Kommentare

Kurier.tvMotor.atKurier.atFreizeit.atFilm.atImmmopartnersuchepartnersucheSpieleCreated by Icons Producer from the Noun Project profilkat