Filmkritiken

"Conjuring 4"-Kritik: Vom Höllenspiegel verfolgt

Spukwesen und Dämonen können endlich wieder aufatmen: nach diesem Film hängt das Ehepaar Warren in Gestalt von  Vera Farmiga und Patrick Wilson seinen Job an den Nagel und rücken nicht mehr als parapsychologisches Notfallteam an, sobald irgendwo ein Fall von Besessenheit ausgebrochen ist oder die Geister poltern. Worum geht es also in diesem vierten und letzten Kapitel? Natürlich beruht wieder alles auf wahren Begebenheiten und ist exakt ganz genau so vorgefallen – großes Gespensterehrenwort!

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Vom ersten zum letzten Fall

Für diese Abschiedsvorstellung der Warrens hat sich Regisseur und Franchise-Veteran Michael Chaves einen besonderen Dreh ausgedacht und schlägt einen großen Bogen, denn die Handlung umfasst die Zeitspanne zwischen 1964 und 1986. Zu Beginn erleben wir Ed und Lorraine bei ihrem allerersten Fall, den sie nicht gerade mit Bravour bestehen, sondern vom Schauplatz eines unheimlichen Antiquitätenlagers voll Panik in Richtung Krankenhaus davonrasen, wo ihre Tochter Judy unter dramatischen Umständen das trübe Licht der Welt erblickt (natürlich fällt bei der Entbindung der Strom aus). 

22 Jahre später haben sich die beiden paranormalen Ermittler offiziell bereits zur Ruhe gesetzt, um sich ganz dem Privatleben widmen zu können. Sie halten höchstens hie und da in der Provinz einen spärlich besuchten Diavortrag, doch dann holt sie das Böse auf sehr persönliche Weise wieder ein und zwingt sie, in diesem "letzten Kapitel" erneut aktiv zu werden.  

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Dämonischer Familienterror

Judy ist inzwischen eine junge Frau (Mia Tomlinson) und bringt ihren Freund Tony (Ben Hardy) mit nach Hause. Dieser Ex-Polizist muss sich in der ungewöhnlichen Familie erstmal zurechtfinden und vor allem den skeptischen Ed von seinen Qualitäten überzeugen. Die achtköpfige Familie Smurl aus Pennsylvania hat hingegen ganz andere Probleme, denn seit ein alter Spiegel in ihrem Haus aufgetaucht ist, reißen die unheimlichen Vorfälle nicht ab. 

Die Medien werden auf diese dämonischen Heimsuchungen der Extraklasse bald aufmerksam, und auch der "Conjuring"-Fans bestens vertraute Father Gordon (Steve Coulter) wird hellhörig. Er möchte die Warrens hinzuziehen, doch die winken zunächst ab. Erst nach allerlei unerfreulichen Wendungen landen sie dann doch unterm Dach – und vor allem auf dem Dachboden – der Smurls und müssen erkennen, dass ihr erster Fall von 1964 mit diesem aktuellen Dämonentreiben in unmittelbarem Zusammenhang steht.

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Dämonischer Showdown

Der Film ist etwas zu lang geworden und leidet unter Anlaufschwierigkeiten, denn bis zum Eingreifen der Warrens und dem Showdown verstreicht sehr viel Zeit. Dann geht's aber gehörig rund und das Böse taucht in vielerlei Gestalten auf: So verhilft ein Mann mit Dämonenfratze und Spitzhacke Lorraine zu einem unfreiwilligen Blutbad, und der Spiegel hält immer neue Überraschungen bereit. Da ein "Conjuring"-Film ohne Annabell ebenfalls undenkbar ist, darf diese Puppe schon zuvor ihren Trick mit dem Schaukelstuhl vorführen und sich einmal sogar zu Riesengröße aufblähen. 

Weiß eigentlich jeder Dämon immer ganz genau, welcher religiösen Glaubensrichtung seine Opfer angehören? Ich empfände es ja geradezu als Erleichterung, wenn sich das Böse einmal nicht durch den tausendmal gesehenen Ritus aus Kreuzgefuchtel, Bibelgebrabbel und Weihwasserbesprengung austreiben ließe, sondern auf ganz konfessionslose Weise zum Rückzug gebracht werden könnte – sagen wir durch eine erschreckend laute Autohupe, einen teuflisch guten Witz oder Niespulver. Dass auch familiärer Zusammenhalt gegen das Dämonenübel hilft, wird uns hier gezeigt.

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Würdiger Abschied von den Warrens

Was für ein Glück, dass Lorraine über die Sehergabe verfügt, denn so gelingt es ihr zuletzt an einem besonders feierlichen Tag, einen Blick in die Zukunft ihrer Familie zu werfen. Das ermöglich uns einen stimmungsvollen Abschied von den Warrens zu nehmen. Und während kurz darauf der Abspann läuft, bekommen wir auch noch Originalmaterial geboten: Fotos aus dem Familienalbum, private Filmaufnahmen und Presseberichte von ihren großen Fällen. 

Für Ed und Lorrain war's das dann definitiv, doch ob wir wirklich das allerletzte "Conjuring"-Kapitel gesehen haben, sei dahingestellt – theoretisch wäre es möglich, dass eine neue Warren-Generation das parapsychologische Erbe fortführt. Immerhin hat Ed den Schlüssel zum unheimlichen Privatmuseum schon weitergegeben.

 3 ½ von 5 Dämonenköpfen unterm Brautkleid

"Conjuring 4: Das letzte Kapitel" ist derzeit in unseren Kinos zu sehen. Hier geht's zu den Spielzeiten!