Filmkritiken

"Nobody 2"-Filmkritik: Niemand killt so gut wie Bob

Manche Typen sollten besser gleich gar nicht auf Urlaub fahren, weil sie ihren Job überallhin mitnehmen. Wenn man noch dazu als Auftragskiller arbeitet, kann es passieren, dass man auch in den Ferien noch Menschen umbringen muss – aber ganz ohne Bezahlung und nur, um die eigene Familie zu beschützen. In genau dieser Lage findet sich Bob Odenkirk als menschliche Allzweckwaffe Hutch Mansell in der (fleisch)fetzigen Fortsetzung "Nobody 2"

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Ein Urlaubsort voller Gangster

Nachdem sich der von seinem Mordsjob Gestresste (seit Teil 1 muss er einen Schuldenberg abtragen und wird von einem Auftrag zum nächsten gehetzt) dazu entschlossen hat, mit Frau Becca (Connie Nielsen), den beiden Kindern und Vater David (Christopher Lloyd) ein Ferienresort aufzusuchen, das er aus Jugendtagen in sentimentaler Erinnerung hat, lassen die Probleme nicht lange auf sich warten. Hutch legt sich mit einer kriminellen Organisation an, die in dem scheinbar harmlosen Vergnügungspark das Sagen hat und von Sharon Stone angeführt wird. Es besteht übriges kein Grund, sich darüber zu wundern, dass der korrupte Sheriff wie ein junger Tom Hanks aussieht, denn es ist tatsächlich dessen Sohn Colin.

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Einfallsreiche Dauerfights

Und so bekommen wir genau das geboten, worauf wir alle gewartet haben: Odenkirk fräst sich als schmächtiger Berserker unermüdlich seinen Weg durch die Reihen der Gegner und passt sich dabei den Gegebenheiten der unterschiedlichsten Locations perfekt an. Ob Vergnügungsboot, Aufzugskabine oder Spiegelkabinett – immer hat er die richtigen Waffen zur Hand und teilt so heftig aus, dass Blut und Gewebeteile herumspritzen oder Zähne durch die Gegend fliegen. Er selbst sammelt aber auch genügend Verletzungen ein und lässt einen kleinen Teil von sich sogar für immer zurück.

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Feurige Erinnerungen an Teil 1

Der Film voll dunklem Humor und schmerzhafter Gewalt ist zugleich ein Lehrstück in Sachen Deeskalation: Hier wird nämlich gezeigt, wie man es garantiert nicht machen sollte. Das Drehbuch steuerte wieder "John Wick"-Schöpfer Derek Kolstad bei, als Regisseur gab der Indonesier Timo Tjahjanto sein US-Debut, nachdem er sich in seiner Heimat bereits durch Beiträge zum harten Action-Genre bewährt hat. Etliche Motive aus dem ersten Film wurden wiederaufgenommen: So muss man sich zum Beispiel auf einen brennenden Geldberg gefasst machen und zum Showdown zieht Hutch mit seinen Freunden erneut in eine richtige Schlacht. 

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Sharon Stone dreht richtig auf

Das eigentliche Highlight ist natürlich Sharon Stone. Nach langer Pause darf sie endlich wieder richtig böse sein und greift somit eine Tradition auf, die durch "Basic Instinct", "Total Recall" und "Catwoman" begründet wurde. Zwar wird sie hier nur recht sparsam eingesetzt, weiß aber das Äußerste aus der Rolle einer durchgeknallten Gangsterchefin herauszuholen. Als Hundeliebhaberin und Menschenverächterin gönnt sie sich ein kurzes Tänzchen, bevor es ans große Gemetzel geht und wird mit langen Nägeln und spitzen Waffen selbst einem Profi wie Hutch gefährlich. Nun könnte man zwar meinen, niemand macht Sharon Stone fertig, doch gerade in einem Film mit dem Titel "Nobody" bedeutet so ein Spruch womöglich das Gegenteil. 

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Action gegen Herzinfarkt?

Normalerweise fiebert man bei einem solchen Werk immer mit der Hauptfigur mit, doch in diesem Fall macht man sich eher um Bob Odenkirk selbst Sorgen. Schließlich hat er 2021 bei den Dreharbeiten zu "Better Call Saul" einen leichten Herzinfarkt erlitten und übernimmt nun mit über 60 wieder eine körperlich derartig fordernde Rolle. Oder sollte ihm ein Arzt "Nobody 2" gar als Fitnessprogramm zur Herzinfarkt-Vorbeuge empfohlen haben? Falls dem so war, scheint sich der Rat wirklich bewährt zu haben und er darf die Reihe ruhig fortsetzen, weil er sichtlich mit großem Vergnügen und kämpferischen Können bei der Sache ist. In einem möglichen dritten Teil steht ihm dann vermutlich Connie Nielsen nicht nur als Ehefrau, sondern als gleichwertige Arbeitspartnerin zur Seite.

3 ½ von 5 abgetrennten Fingerspitzen, die als Fischfutter dienen

"Nobody 2" ist derzeit in unseren Kinos zu sehen. Hier geht's zu den Spielzeiten!