Filmkritiken

The Smashing Machine-Kritik: Dwayne Johnson ringt mit sich selbst

Dass Dwayne Johnson ein Kraftlackel ist, der gerne seine Muskeln spielen lässt, wissen wir ja längst. Aber wo kommen plötzlich diese Kopfhaare her? Keine Angst – es sind nicht seine eigenen. Verzichten könnte er auf sie trotzdem nicht, denn er ist diesmal in eine Rolle geschlüpft, die auf einem realen Vorbild beruht.  Er verkörpert den US-Ringer und Mixed-Martial-Arts-Kämpfer Mark Kerr – eine Aufgabe die dem Wrestling-Profi "The Rock" nicht allzu schwerfallen sollte. 

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Benny Safdie ganz allein unterwegs

Tatsächlich ging die Anregung zu diesem Projekt von ihm aus und er verstand es, bereits 2019 den Indie-Regisseur Benny Safdie dafür zu begeistern. Safdie stürzt seine Figuren gerne in extreme Situationen und liebt es, richtig Druck aufzubauen; das hat er uns bereits mit Robert Pattinson ("Good Time") und Adam Sandler ("Der schwarze Diamant") vorgeführt. Bei den soeben genannten Werken war auch sein Bruder Josh als Ko-Regisseur tätig, während das neue Biopic von Benny im Alleingang inszeniert wurde.

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Ein ungeübter Verlierer

Hier wird wirklich mit harten Bandagen gekämpft und Kerr macht seinem Künstlernamen alle Ehre: Hat er einen Gegner erstmal zu Boden gerungen, verwandet er dessen Gesicht mit ein paar Faustschlägen in eine blutige Masse. Das geht so lange gut, bis das für ihn Undenkbare passiert – er verliert. Nach opiathaltigen Schmerzmitteln hat er zwar schon vorher gegriffen, doch nun nimmt die Sucht überhand und er versinkt aus Selbstmitleid bald in völliger Apathie, aus der ihn auch seine - selbst ziemlich labile - Freundin Dawn Staples (Emily Blunt) nicht herausholen kann. Die Situation steigert sich sogar bis zu einem lebensbedrohlichen Zustand. 

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Ganz nahe am emotionalen Geschehen

"The Smashing Machine" macht uns bald klar: Dieser Mann ist nur nach außen hin Wrestler, trägt aber den eigentlich entscheidenden Kampf mit sich selbst aus – und ein paar nervenzermürbende Auseinandersetzungen finden auch im heimischen Wohnzimmer mit seiner Partnerin statt. Von Zärtlichkeiten bis zu Schreiduellen und Selbstmordversuchen ist es oft nur ein kurzer Weg. Safdie bleibt dabei mit seinem bewährten dokumentarischen Erzählstil immer ganz nahem am Geschehen und fängt große Emotionen ein.

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Ein Freund kämpft weiter

Sozusagen als Kerrs Spiegelbild erleben wir den Werdegang seines etwas älteren Freundes und Berufskollegen Mark Coleman, der ebenfalls an der eigenen Karriere bastelt und ein Comeback versucht, um sich an die Spitze zu kämpfen. Dessen Darsteller Ryan Bader ist übrigens auch im realen Leben ein Mixed-Martial-Arts-Kämpfer. Wo Kerr scheitert, könnte Coleman Erfolg haben – aber womöglich zählt das zuletzt gar nicht wirklich, weil sich die Prioritäten verschoben haben.

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Der echte Kerr schaut vorbei

In den meisten Fällen werden Biopics über bereits Verstorbene gedreht, doch in diesem Fall ist das anders, denn Kerr erfreut sich mit 56 Jahren noch bester Gesundheit - und hat mittlerweile sogar eine Glatze (vielleicht wollte er sich im Gegenzug ja an The Rock anpassen). In der allerletzten Filmszene sind wir dann im Heute angelangt und sehen einem Mann beim Einkaufen im Supermarkt und Verstauen der Ware in seinem Autor zu. Dabei handelt es sich tatsächlich um den echten Kerr.

Der Film ist eindeutig der Beweis dafür, dass eine Kombination aus Muskeln und Kopfhaar Dwayne Johnson zu Höchstleistungen anspornt. Als besser Darsteller hat man ihn bisher noch nie gesehen. Aber auch Emily Blunt ist eine kongeniale Partnerin und kann nach dem Abenteuer-Geblödel im Disney-Film "Jungle Cuise" nun bei ihrem zweiten Auftritt an The Rocks Seite wirklich große Schauspielkunst entfalten. 

4 von 5 mit Schädelknochen kollidierende Kniescheiben 

"The Smashing Machine" ist derzeit in unseren Kinos zu sehen. Hier geht's zu den Spielzeiten!