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© Bild: Twentieth Century Fox
Filmkritiken
26.08.2021

"Wall Street: Geld schläft nicht" auf Disney Star: Neue Geldgier

Oliver Stone orchestriert den amerikanischen Börsencrash von 2008 und greift dabei auf ein bekanntes Gesicht zurück.

Finanz-Mephisto Gordon Gekko ist zurück und sucht erneut ein jugendliches Opfer, das seinen skrupellosen Einflüsterungen zu Geld und Macht erliegt. Acht Jahre war er im Gefängnis kaltgestellt, weil seine Betrügereien im großen Stil endlich nachgewiesen werden konnten. Als er 2001 wieder frei kommt, muss sich erst erweisen, ob er es an  Kaltblütigkeit immer noch mit dem  Reptil, nach dem er benannt ist, aufnehmen kann.

 

© Bild: Twentieth Century Fox
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Gekkos Comeback

Jake Moore hingegen lebt sieben Jahre später mit Gekkos Tochter Winnie zusammen, die sich von ihrem Vater losgesagt hat. Der  junge aufstrebende Aktienhändler fährt vorerst Millionen an Gewinnen ein, doch nachdem der Betrieb, in dem er beschäftigt ist,  ein finanzielles Desaster erleidet und von einer mächtigen Investmentbank über den Tisch gezogen wird, drohen ihm die Schulden plötzlich über den Kopf zu wachsen.

Als er auch noch  seinen väterlichen Freund durch Selbstmord verliert, hat er nur noch eines im Sinn: die Rache am selbstgefälligen Investmentbanker Bretton James (Josh Brolin), durch dessen Winkelzüge alles die schlimmste Wendung genommen hat.

Bei einem Vortrag in der Fordham University kommt es dann für Jake zu einer folgenschweren Begegnung: Gekko macht dort gerade Werbung für sein neues Buch „Ist Gier gut?“ und die beiden schließen eine Allianz, bei der es offenbar nur Gewinner geben kann. Das würde allerdings eine radikale Läuterung des alten diabolischen Schlitzohrs voraussetzen, die man Gekko nicht wirklich zutraut – zumindest verbreitet er immer noch kernige Weisheiten wie den Satz: „Geld ist eine Hure, die niemals schläft“ (womit sich der Filmtitels eigentlich als zensierte Kurzfassung erweist).   

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Shia LaBeoufs große Stunde

Die Situation der 80er Jahre hat sich im neuen Jahrtausend gewandelt und Shia LaBeouf kann nicht einfach als Neuauflage von Charlie Sheen gesehen werden – der aktuelle Jungspund kommt wesentlich abgebrühter und weltkluger daher, ist ein Ökofreak und nicht so leicht durch Verheißung von Macht verführbar. 

Und so  hat es zunächst  auch den Anschein, als würde Gekko diesmal nur eine untergeordnete Rolle spielen, da seine Gier inzwischen durch die Raffgier der Banken noch um ein Vielfaches  übertroffen wurde. Doch mit einem geschickten Schachzug drängt sich der frühere Freibeuter wieder nach oben ­– zeitgleich mit dem großen Crash von 2008. Michael Douglas lebt in seiner Paraderolle sichtlich auf und erweckt den Eindruck eines zwar ergrauten aber absolut taff gebliebenen Rockstars unter den Titanen der Finanzwelt.

© Bild: Twentieth Century Fox

Déjà-vu-Gefühle

Bei aller Verwurzelung im Hier und Heute erlaubt sich Stone dennoch den Luxus, die Vergangenheit für kurze Momente wieder heraufzubeschwören:  Als sich Gekko und sein ehemaliger Protegé Bud Fox (Charlie Sheen) bei einer Veranstaltung über den Weg laufen, bekommen wir gleichsam im Vorübergehen mitgeteilt, was aus dem früheren Broker geworden ist. Und auch beim Kurzauftritt der Wohnungsmaklerin von einst stellen sich Déjà-vu-Gefühle ein.

© Bild: Twentieth Century Fox

Oliver Stone ist offenbar altersweise und milde geworden – jedenfalls versieht er seine Figur Gekko mit  diesen beinahe sentimentalen Charakterzügen  und verhilft der Geschichte zu einem ganz auf Versöhnung gestimmten Happy End. Zuletzt lässt er uns  den Flug einer Seifenblase mitverfolgen.  Vielleicht will  Stone damit zu verstehen geben, dass die scheinbar erreichte  Idylle nur so fragil wie das Seifenhäutchen sein wird.  Aber natürlich darf diese Erkenntnis auch aufs gesamte Treiben der Broker und Banker ausgeweitet werden – es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Platzen der nächsten Finanzblase erneut Weltuntergangsstimmung heraufbeschwört.   

3 ½ von 5 ausgeschlafenen Geldscheinen.

"Wall Street: Geld schläft nicht" ist derzeit auf Disney Star zu sehen.