"Pfau – Bin ich echt?": Steckt eine wahre Geschichte dahinter?
Von Franco Schedl
Soeben ist die herrlich absurde Komödie "Pfau – Bin ich echt?" in unseren Kinos gestartet. Doch ist sie tatsächlich bloß absurd, oder bleibt sie etwa doch näher als erwartet an der Realität? Im Mittelpunkt steht ein genialer Albrecht Schuch in der Rolle eines Mannes, den man über die Agentur "My Companion" anheuern kann, damit er täuschend echt in verschiedene Rollen schlüpft – sei es, dass er als "kultivierter Freund" oder "perfekter Sohn" gebraucht wird, aber er kann auch als falscher Vater mit einem aufregenden Beruf in der Schule Eindruck schinden.
Ist dieses Konzept einer ganz speziellen Dienstleistung tatsächlich nur reine Erfindung, oder kommt etwas Vergleichbares auch im realen Leben vor? Wir verraten euch, welche wahre Geschichte hinter diesem Film steckt.
Rent-A-Friend-Agenturen in Japan
Regisseur Bernhard Wenger, der mit diesem Werk zugleich sein Langfilmdebüt gibt, erzählt dazu in den Presseunterlagen folgendes: "Ich bin 2014 auf Rent-A-Friend- oder Friend-For-Hire-Agenturen aufmerksam geworden, die schon fast seit zwei Jahrzehnten in Japan existieren. Sie sind dort aufgrund der großen Isolation und Einsamkeit der Menschen entstanden. Menschen, die niemanden haben, können jemanden mieten, um auf einen Kaffee zu gehen, um sich auszutauschen. Die Ursprungsidee war es, Menschen zu helfen. Aber wie es oft so ist, werden diese Agenturen sehr häufig auch dafür eingesetzt, um sich besser zu präsentieren, Lügen zu vertuschen, Macht zu demonstrieren, sein Image aufzupeppen. In unserer Gesellschaft würde das genauso funktionieren."
Warum das so ist, führt der Regisseur ebenfalls näher aus: "Unsere Welt, besonders die meiner Generation, ist sehr stark von Social Media geprägt. Oberflächlichkeit wird immer stärker und durch Corona wurde Isolation auch bei uns mehr zum offenen Problem. Es gibt bereits eine internationale Agentur, wo man auch in Wien Personen mieten kann. Dabei geht es eher noch darum, jemanden für Stadtspaziergänge zu mieten, um dessen 'eigenes' Wien zu entdecken oder um mit einem 'Freund aus Wien' etwas trinken zu gehen. Ich glaube, es wird da nicht Halt machen und sich auch bei uns weiter durchsetzen."
Echte Emotionen kommen abhanden
Eine besondere Herausforderung für diese Berufsgruppe besteht darin, dass sie in ihre vorgegebenen Rollen praktisch mit Haut und Haar eintauchen müssen, was natürlich auch problematische Auswirkungen haben kann. Dazu führt Wenger näher aus: "Mitarbeiter:innen von Rent-A-Friend-Agenturen geht es ungefähr so wie Schauspieler:innen, die am Set oder auf der Bühne stehen, wo alle rundherum wissen, dass es gespielt ist. Hier wissen allerdings nur die Kund:innen und die Mitarbeiter:innen der Agenturen selbst Bescheid, denn man würde ja im echten Leben nie damit rechnen, dass jemand gemietet ist. Daher tauchen Mitarbeiter:innen dieser Agenturen so tief in ihre Aufträge ein, weil es eigentlich kein Spielen, sondern ein Leben dieser Figuren ist." Wenger hat in seinem Film gezeigt, wie es dadurch bei Matthias so weit gekommen ist, dass er nicht mehr weiß, was echte Emotionen sind und wie man sie empfinden kann.
Tatsächlich ist Wenger im Zuge seiner Recherchen auf dieses Problem gestoßen: "Ich war 2018 zur Recherche in Japan, um Mitarbeiter:innen von Agenturen kennenzulernen und sie zu ihrem Beruf und ihren Aufträgen zu interviewen. Ich habe viele Details darüber erfahren, wie die Aufträge funktionieren, wie sie sich Mitarbeiter:innen vorbereiten und wofür die gemietet werden. Teilweise waren die Aufträge sogar viel zu absurd, um sie glaubhaft in einen Film einzubauen. Eine Person hat sich mir gegenüber sehr geöffnet und erzählt, dass sie durch die Ausübung dieses Berufs immer mehr vor dem Problem steht, nicht mehr zu wissen, wer sie eigentlich selbst ist. Ich fand diesen Aspekt so faszinierend und tragisch, dass ich ihn für meine Hauptfigur übernommen und darum die skurrile Geschichte gebaut habe."
"Pfau – Bin ich echt?" läuft derzeit in unseren Kinos. Hier geht's zu den Spielzeiten!