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"Saltburn"-Star Barry Keoghan war "schon immer ein Außenseiter"

In Emerald Fennells "Saltburn" spielt Barry Keoghan einen Einzelgänger, der sich in die Herzen der britischen Oberschicht manipuliert. Er kann diese Sehnsucht verstehen, sagt der irische Schauspieler, aber wohler fühlt er sich an der Seitenlinie. "Ich bin definitiv schon immer ein Außenseiter gewesen", so Keoghan zur APA: "Das ist meine Komfortzone." Äußerst oscarverdächtig.

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Bereits eine Oscarnominierung, folgt die zweite?

Keoghan hat einen Superhelden ("Eternals") und einen Superschurken ("The Batman") gespielt, mit preisgekrönten Filmemachern wie Christopher Nolan ("Dunkirk") und Yorgos Lanthimos ("The Killing of a Sacred Deer") zusammengearbeitet und letztes Jahr viel Anerkennung für seine oscarnominierte Rolle des Dorftölpels in Martin McDonaghs "The Banshees of Inisherin" erlangt. "Es waren alles gute Entscheidungen, nicht wahr?", nickt der Ire im Gespräch mit der APA. Seine Rollen sucht er mit Bedacht aus. "Wenn ich etwas tue, dann deshalb, weil ich wirklich daran interessiert bin. Hinter jeder Wahl steckt eine Menge Überlegung."

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Von Oscar-nominierter Drehbuchautorin Emerald Fennell

Aber keine seiner früheren Entscheidungen stellte den 31-Jährigen vor die Herausforderung und Chance, die ihm die charismatische Hauptrolle in "Saltburn" bietet. Sein Oliver Quick tanzt nackt durch ein Herrenhaus, leckt Sperma aus einer Badewanne, und macht Liebe mit einem frischen Grab. Das sind nur einige der Highlights dieses sehr verführerischen neuen Dramas von Emerald Fennell, die 2021 einen Oscar für das Drehbuch ihres finster-komischen Rachethrillers "Promising Young Woman" gewann. 

Genauso wie ihr Debüt sprengt "Saltburn" moralische Grenzen. Die scharfe Satire spießt die seltsamen Exzentrizitäten und die inzestuöse Abgeschiedenheit der britischen Oberschicht auf. Es sei aber nicht Provokation der Provokation wegen, betont Keoghan. "Sie müssen der Geschichte treu bleiben", sagt er über die heiklen Szenen. "Sie müssen schon einen Grund finden. Egal wie seltsam etwas auch ist, man muss die Wahrheit darin finden."

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Worum geht's in "Saltburn"?

Der junge Mann, den er spielt, freundet sich an der Uni in Oxford mit dem ultrareichen, sehr adretten, blaublütigen Felix (Jacob Elordi aus der HBO-Serie "Euphoria") an. Zuerst wirkt Oliver wie ein bedauernswerter Loser, aber als ihn Felix einlädt, den Sommer auf dem barocken Familienanwesen Saltburn zu verbringen, beginnt der Kauz sich in die Herzen der exzentrischen Familie zu schleichen, allen voran der überspannten Matriarchin, grandios gespielt von Rosamund Pike ("Gone Girl"). 

Was folgt, ist teils Satire, teils Schauerroman, teils Pasolinis 1968er Milieudrama "Teorema", in dem fast jedes Mitglied der spießbürgerlichen Familie dem Fremden verfällt. So "unkonsumierbar" wie sich das Pier Paolo Pasolini von seinem "aristokratischen Kino" wünschte, ist Fennells Film dann aber nicht. Im Gegenteil: Er ist sehr unterhaltsam.

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Oliver, der in diese wohlhabende, aber inhaltlich leere und realitätsfremde Familie hineinstürzt, bewegt sich wie ein Gestaltwandler durch das Anwesen. Für jeden Zuhörer und jede Zuhörerin verändert er sich wie ein talentierter Mr. Ripley, und Keoghans Körpersprache ist so schlüpfrig. Schwer zu sagen, ob Oliver Liebe, Lust, Ekel, oder einen berauschenden Cocktail aus all dem empfindet. 

"Er ist ein Beobachter", sagt Keoghan. "Er schaut nur zu und ist in dem Sinne sehr animalisch, weil er ständig seinen nächsten Schritt plant." Die Rolle des Oliver besteht aus Masken, und Keoghan trägt jede einzelne so überzeugend, dass es ein spannendes Spiel ist zu erraten, was sich dahinter verbirgt. Im Grunde ist es ein "Beobachtungsfilm", sagt er, "über Besessenheit", und wie uns das in den Wahnsinn treiben kann. "Ich glaube, darauf will Emerald auch hinaus", sagt Keoghan: "In jedem von uns steckt ein bisschen von Oliver."