kurier.at events.at motor.at futurezone.at film.at k.at kurier.tv profil.at lust-auf-oesterreich.at
© Bild: constantin
filmkritik
09.05.2017

"Überflieger – Kleine Vögel, großes Geklapper": Ein Spatz im Storchennest

Ein verwaister Spatz wird von Störchen aufgezogen und hält sich selber für einen – daher will er auch unbedingt die Fernreise nach Afrika antreten.

Dieser Film dürfte Zoologen interessieren, denn es ist bestimmt noch nie der Fall eingetreten, dass sich auch ein Spatz wie ein Kuckuckskind verhält und in einer ganz anderen Vogelfamilie - ausgerechnet bei Störchen - aufwächst. Aber nachdem hier alle Tiere mit menschlichen Stimmen sprechen, verlieren ernsthafte Zoologen vermutlich schnell wieder das Interesse an dieser unglaublichen Geschichte. Filmkritiker und Kinder nehmen es da nicht so genau: sie glauben noch an sprechende Tiere - und an den Storch sowieso.

Reisefreudiger Spatz

© Bild: constantin
Klicken Sie hier für die Newsletteranmeldung

Richard ist zwar ein echter deutscher Spatz und wurde in einem Nest auf einer Monumentalstatue geboren, die an das berühmte Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald erinnert. Doch knapp vor seinem endgültigen Ausschlüpfen sind seine Eltern durch einen tragischen Zwischenfall ein für alle Mal verschwunden. Eine mitleidige Storchenmutter hat den Spatzenwinzling kurzentschlossen adoptiert. Das Erziehungs-Experiment geht zunächst gut, als die Störche im Herbst jedoch ihre Fernreise nach Afrika antreten, um dort zu überwintern, darf Richard nicht mit, weil er den Anstrengungen nicht gewachsen wäre. Er selber sieht das anders und macht sich trotzig trotzdem auf den Weg, um seine vorausgeflogene Storchfamilie wieder einzuholen. Auf der langen Reise legt er in Frankreich und Italien Zwischenstationen ein und lernt dadurch zwei neue Gefährten kennen: die zu groß geratene Zwergeule Olga mit ihrem imaginären Freund Oleg und den bunten Wellensittich Kiki, der sich für einen begnadeten Showstar hält. Die beiden Außenseiter bringen Richard bei, dass er sich gar nicht auf seine Flügelkräfte verlassen muss, sondern menschliche Verkehrsmittel wie Bus, Bahn und Schiff nutzen kann, um das Ziel zu erreichen.

Surfende Tauben

© Bild: constantin

Auch ansonsten wissen Vögel die Vorzüge des menschlichen Erfindungsgeistes zu schätzen. Wenn sich Tauben z.B. auf Leitungsdrähten niederlassen tun sie das nicht etwa, um zu rasten, sondern weil sie online gehen wollen. Daher sind sie immer bestens informiert, was so in der Welt passiert - und das erklärt dann wohl auch, warum die Netzverbindung bei uns manchmal so langsam ist: Vogelüberlastung!

Kinder werden die schrägen Vögel lieben, und auch Erwachsene können eine erfreuliche Lehre aus dieser deutsch-luxemburgisch-belgisch-norwegischen Gemeinschaftsproduktion ziehen: Europäische Animationskünstler müssen angesichts amerikanischer Konkurrenten wie Pixar und Disney keine Minderwertigkeitskomplexe entwickeln, sondern schaffen es locker, mit den Giganten aus Übersee mitzuhalten.

8 von 10 Beifall klappernden Storchenschnäbeln

franco schedl

HIER GEHT ES ZUM KINOPROGRAMM>>