Filmkritiken

"Tron: Ares"-Filmkritik: Jared Letos Wille zur Permanenz

Das Eintauchen in eine virtuelle Welt mit ausgedehnten Computeranimationen – damit hat der inzwischen längst zum SciFi-Kultfilm erklärte "Tron" 1982 gepunktet. Die 2010 erschienene Fortsetzung "Tron: Legacy" gab's dann in IMAX 3D zu bewundern, wobei ein alter und ein digital verjüngter Jeff Bridges gegeneinander antraten. Der wildgewordene Digitalzwilling des Programmierers Kevin Flynn wollte aus der Computerwelt des "Grid" in die reale User-Welt gelangen, um diese nach seinen Wünschen umzugestalten. 

Das klappte zum Glück nicht. 2025 sind wir nun also bei "Tron: Ares" angekommen – und diesmal schafft ein hochentwickeltes Programm namens Ares in Gestalt von Jared Leto den Übertritt in unsere Welt tatsächlich. Was will dieses KI-Wesen dort und wie verläuft sein Kontakt zu den Menschen?

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Spezialist für Blockbuster-Sequels

Statt Joseph Kosinski hat diesmal der Norweger Joachim Rønning die Regie übernommen. Mit Filmen wie "Pirates of the Caribbean: Salazars Rache" und "Maleficent: Mächte der Finsternis" konnte er sich bereits als Spezialist für Blockbuster-Sequels positionieren. Hier bringt er es fertig, die Handlung der beiden früheren Filme geschickt zu integrieren und die Geschichte trotzdem zu etwas Eigenständigem weiterzuentwickeln. Wenn ein jederzeit ersetzbarer Befehlsempfänger plötzlich den (Eigen)Willen zur Permanenz entwickelt und seinem Schöpfer/Auftragsgeber nicht mehr gehorcht, ergibt das einen zwar vorhersehbaren, aber durchaus effektiven Plottwist.

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Stylishe Tron-Rennen

Bald treffen wir dann auf typische Tron-Figuren in schwarzen Neoprenanzügen mit leuchtend roten Streifen, die auf tiefliegenden, aber dafür bulligen Maschinen durch die Gegend brettern – wer würde da nicht gerne mitaufsteigen, einen orangen Lichtschweif hinter sich herziehen und für das totale Verkehrschaos sorgen? Doch nicht nur in der Realwelt dürfen sich die KI-Wesen austoben; dass der umgekehrte Weg auch wieder möglich ist, wird deutlich, als eine der menschlichen Hauptfiguren im Grid landet.

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Jeff Bridges als Grid-Gott

Der Schauwert ist groß: So kommt es etwa zu einem ungewöhnlichen Hacker-Angriff, bei dem der Kampf auf sehr kriegerische Weise direkt im System ausgetragen wird. Der Film bietet aber vor allem ein geschicktes Spiel mit optischen Gegensätzen: Nach dem ultracoolen Rot-Schwarz-Akzenten der hypermodernen KI-Kämpfer, landen wir schließlich im ursprünglichen Grid, wo noch alles so schön altmodisch aussieht und ein Bit um Gehör bittet. Natürlich taucht dann endlich auch der deutlich gealterte Jeff Bridges als Grid-Gott auf, der es wortwörtlich in der Hand hat, Leben zu spenden. 

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Zwischen Terminator und Kaiju

Große Vorbilder werden deutlich: Weil die Geschichte über weite Strecken in Verfolgungsjagden besteht, denken wir unweigerlich an "Mad Max: Fury Road", in dem ein ähnliches Konzept ebenso gewinnbringend eingesetzt wurde. Manche Sequenzen versetzen uns hingegen in die Frühzeit der "Terminator"-Filme, als die Actionszenen noch wirklich aufregend und überraschend waren. Aber auch die monströsen Kaiju-Filme lassen grüßen, wenn zum Finale ein bombastischer Kampf mit riesigen Maschinen inmitten von Häuserschluchten ausgetragen wird und Hochhaustrümmer herabregnen. 

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Rückkehrbedarf für Leto als Ares

Als lebenden Vampir Morbius werden wir Jared Leto wohl nicht mehr zu sehen bekommen, weil der entsprechende Film zu einem Desaster geworden ist, doch sein Ares hat durchaus die Befähigung, in naher Zukunft wieder im Kino aufzutauchen, da sich im dritten "Tron"-Teil einige Entwicklungen anbahnen, die auf eine Fortsetzung hindeuten. 

In weiteren Rollen erleben wir "Dahmer"-Darsteller Evan Peters als skrupellosen Konzernchef, während die wie immer mitreißende Gillian Anderson als seine Mutter die Stimme der Vernunft verkörpert, aber leider auf ziemlich verlorenem Posten steht. Greta Lee ("The Monring Show") spielt eine taffe Technikerin, hinter der aus bestimmten Gründen alle her sind – zu ihren Verfolgern zählt vor allem die unerbittlich hartnäckige KI Athena in Gestalt von Jodie Turner-Smith

"Tron: Ares" ist ein Film, den man sich unbedingt im IMAX gönnen sollte: Abgesehen von visuellen  Exkursionen der Sonderklasse bekommt  wir  auch für die Ohren etwas geboten und werden vom wummernden Soundtrack, den "Nine Inch Nails" beisteuert, in den Kinositzen richtiggehend durchgeschüttelt. So eine musikalische Ganzkörpermassage lässt man sich gerne gefallen.

4 ½ von 5 Polizeiautohälften

"Tron: Ares" ist derzeit in unseren Kinos zu sehen. Hier geht's zu den Spielzeiten!