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© Bild: CBS
Serien-Review
12.02.2019

Star Trek Discovery: Saru und Burnham spielen Seifenoper

Serien-Review: Die Sci-Fi-Serie muss erst eine konsistente Linie zwischen Staffel-übergreifender Story und abgeschlossenen Episoden finden.

Vor zwei Wochen haben wir uns an dieser Stelle über das aufkommende "Star Trek"-Feeling in der zwar traditionellen, aber dennoch gelungenen Episode "New Eden" gefreut. Die dieswöchige Episode mit dem Titel "Der Charonspfennig" setzt erneut auf traditionelle Muster, nur ist es diesmal keine Außenmission. Stattdessen wird das Raumschiff in einer unbekannten Sphäre wie in einem Spinnennetz gefangen. Die Schiffssysteme drohen zu versagen. Die Besatzung allgemein und besonders einige Charaktere geraten in Lebensgefahr und werden in einem Teil des Raumschiffes isoliert. Teamwork ist gefragt, um aus dieser Situation zu entkommen. Das klingt doch sehr nach dem guten "Raumschiff Enterprise" aus alten Tagen.

Leider sind diesmal zu wenige Puzzleteile vorhanden, die sich in das größere Ganze der Staffel-übergreifenden Geschichte fügen. Außerdem kommt auch der abgeschlossene Episoden-Plot ziemlich aufgesetzt daher. "An Obol For Charon", so der Originaltitel, ist nach einem Start mit drei guten Folgen eine eher misslungene Filler-Episode. Aber das kommt in den besten Serien einmal vor.

Und schon ertönt der SPOILER-ALARM! Wer die Folge "Der Charonspfennig" der zweiten Staffel von "Star Trek: Discovery" noch nicht gesehen hat, sollte unverzüglich die Schilde hochfahren.

 

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In der neuen Serie spielen Captain Pike (Anson Mount) und seine Nummer Eins (Rebecca Romijin) Hauptrollen

© Bild: CBS

Pathetische Gefühlsduselei zwischen Saru und Burnham

Gleich vorweg die Auflösung der Episode: Die USS Discovery wird von einer seltsamen Sphäre eingefangen, die sich an den Systemen des Schiffes zu schaffen macht. Bald ist klar, dass es sich dabei um ein intelligentes Wesen handelt. Falsch ist hingegen die anfängliche Vermutung, dass die Discovery attackiert wird. Obwohl es Saru unter dem Einfluss der Sphäre nicht gut geht, findet er im letzten Moment heraus, dass das uralte Wesen stirbt und sein Wissen auf die USS Discovery übertragen will. Es ist daher notwendig die Schilde runterzufahren. Saru und Burnham überzeugen Captain Pike davon und alles wird gut, was sonst? Ein Klassiker also. Das wäre an sich ja nicht das Problem, wenn zumindest die Handlung an Bord stimmig wäre. Ist sie aber nicht.

Denn im Mittelpunkt der Episode steht Saru, der von der Sphäre schwer beeinträchtigt wird. Was zunächst wie ein Kelpianer-Schnupfen ausschaut, stellt sich bald als die Sterbephase seiner Spezies heraus. Seine Ganglien sind entzündet, was für Kelpianer den sicheren Tod bedeutet. Denn ohne diese Ganglien sind sie nicht lebensfähig, meint zumindest das Volk der Kelpianer. Das stellt sich natürlich ebenfalls am Schluss als falsch heraus und eröffnet neue Perspektiven für Saru und das Volk der Kelpianer. Ebenfalls eine durchaus interessante Entwicklung.

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Doch was uns an dieser Story gar nicht gefallen hat, ist die pathetische Gefühlsduselei in bester Seifenoper-Manier die zwischen Saru und Burnham abgeht. Dagegen wäre ja grundsätzlich auch nichts zu sagen, wenn die Geschichte sorgfältig aufgebaut worden wäre. Aber die Art und Weise wie die innige Beziehung der beiden Charaktere hier etabliert wird, ist überstürzt und wirkt daher aufgesetzt. Saru und Burnham sind langjährige Kollegen und sogar gute Freunde, keine Frage. Enge Freunde sind sie aber nie gewesen. Doch in dieser Episode entdecken die beide plötzlich – freilich im Angesicht des Todes (von Saru) – eine innige, ja sogar familiäre Beziehung, die völlig an den Haaren herbeigezogen ist und (zumindest auf mich) sehr pathetisch wirkt. Für Burnham ist Saru plötzlich "ihre Familie"? Und Saru sieht in Burnham den "Ersatz für seine Schwester"?

Sorry, das nehme ich den Charakteren aufgrund ihrer bisherigen Geschichte in der Serie nicht ab. Diese emotionale Entwicklung wird ebenso überstürzt eingeführt wie in der ersten Staffel die Liebesbeziehung zwischen Burnham und Ash Tyler. "Star Trek: Discovery" kann sich hier (einmal mehr!) nicht entscheiden, zwischen aufbauend-zusammenhängendem Erzählstil neuer TV-Serien oder doch lieber wie früher in Form abgeschlossener Episoden: Charaktere und ihre Beziehungen aufbauen und entwickeln oder gleich alles in eine abgeschlossene Episoden packen. Letzteres wirkt im Vergleich zum (teilweise) hohen Niveau der Charakterentwicklung in modernen Serien einfach zu aufgesetzt. Wenn "Star Trek: Discovery" in der Serien-Oberliga mitspielen will, sollten sich die Serien-Autoren diesen "Mit-der-Tür-ins-Haus-fallenden-Erzähstil" abgewöhnen.

 

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Überambitionierte Alien-Action mit Tilly und Stamets

Im zweiten Handlungsbogen der Episode geht die Geschichte rund um Tilly und ihren lästigen Geist weiter. Der Spuk hat sich ja als unbekannte Lebensform aus dem Myzel-Netzwerk herausgestellt, die noch in der letzten Episode von Tilly getrennt und unter Quarantäne gestellt wurde. Doch aufgrund der durch die Sphäre beeinträchtigten Systeme auf der Discovery kommt die Lebensform frei. Und zu allem Übel werden Tilly, Stamets und die neue Ingenieurin Jet Reno auch noch mit dem kosmischen Pilzwesen im Maschinenraum eingeschlossen. Das Wesen verhält sich ziemlich aggressiv und hat es immer wieder auf Tilly abgesehen, obwohl es eigentlich eher mit Stamets Probleme hat. Es hält ihn für den Captain. Mit dem Sporen-Antrieb scheint er den Lebensraum der Spezies beeinträchtigt zu haben.

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Wie der andere Handlungsstrang hat auch dieser durchaus interessante Aspekte. So könnte die Story darauf hinauslaufen, dass der Sporen-Antrieb außer Betrieb genommen wird, weil dadurch diese Lebensformen gefährdet werden. Das wiederum würde erklären, warum in künftigen (bzw. vergangenen) "Star Trek"-Serien nie ein Raumschiff mit Sporen-Antrieb aufgetaucht ist. Damit wäre wieder ein Fauxpas der ersten Staffel ausgebügelt.

Bei der ambitionierten Umsetzung der Alien-Attacke im Maschinenraum wird aber ein wenig übertrieben. Popkulturell wird von "Ghostbusters" bis "Alien" überall abgekupfert, wo es nur geht. Auch am Humor von Jet Reno sollten die Autoren noch feilen. Insgesamt wirkt auch diese Story ein wenig überzogen.

Fazit: Trotz teilweise interessanter Details und spannender Entwicklungen ist die Episode "Der Charonspfennig" durch den zu überstürzten und übertriebenen Erzählstil bisher die schwächste Folge der zweiten Staffel.