Filmkritiken

"Avatar: Fire And Ash"-Kritik: Schlacht um Pandora – schon wieder

James Cameron entfesselt wieder Elementarkräfte, denn der dritte Ausflug nach Pandora steht diesmal ganz im Zeichen des Feuers. Der vorherige Wasser-Teil hat ja mit einer Tragödie geendet und das Paar Jake (Sam Worthington) und Neytiris (Zoe Saldana) trauert noch immer um den getöteten Sohn NeteyamMit dem sogenannten Aschenvolk, das von Varang (Oona Chaplin) angeführt wird, tritt nun erstmals ein Na'vi-Stamm in Erscheinung, der auf Aggressivität eingeschworen ist. Und dann gibt es auch noch den alten Gegner Miles Quaritch (Stephen Lang) – ist er noch immer ein unerbittlicher Verfolger, seitdem ihm sein entfremdeter Sohn Spider(Jack Champion) das Leben gerettet hat?

Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen

Stefan-Raab-Effekt

Nach den bisherigen Teilen lag durchaus der Verdacht nahe, dass sich wieder ein vertrautes Erzählmuster einschleichen wird. Eigentlich sieht zunächst alles ganz gut aus und es besteht Hoffnung, dass sich die Dynamik zwischen Jake und Quaritch ändern könnte, denn die beiden Dauerfeinde sehen vor der Entscheidung "Hauen oder vertrauen", doch dann kippt die Geschichte wieder ins Gewohnte, der Colonel entdeckt in der Feuerhexe Varang eine Seelenverwandte und die Handlung läuft natürlich auf eine große Schlacht hinaus, mit der wir uns auch als Zuschauer die ganze letzte Stunde über herumschlagen müssen. 

Die eroberungssüchtigen Militaristen sind einfach unverbesserlich, haben von den bisherigen Niederlagen nichts gelernt und wiederholen denselben Fehler schon zum dritten Mal. Mittlerweile kann man dieser "Avatar"-Methode des Erzählens auch einen eigenen Namen geben: Es handelt sich um den Stefan-Raab-Effekt. Dasselbe Konzept unter anderen Titeln immer wieder neu vermarkten.  Ohne den enormen Schauwert, der sich mit einer 3D-Brille im Gesicht einstellt, könnte man ziemlich frustriert sein.

Alle Inhalte anzeigen

Moby Dick trifft House of the Dragon

Das Erfreulichste an "Avatar 3": Wir dürfen wieder ausgedehnte Studien zu Pandoras Flora und Fauna anstellen. Da sich die Handlung über weite Teile - trotz dem feurigen Titel - erneut im Meer abspielt, treffen wir dort auf blitzgescheite Wesen in Übergröße, denen man in unseren Ozeanen den Namen Wale geben würde. Selbstverständlich stellen die friedlichen Giganten eine leichte Beute für die Soldaten dar, denen es Freude bereitet, auf sie mit Harpunen Jagd zu machen – vor allem ein einarmiger Fanatiker tut sich als neuer Captain Ahab besonders hervor (und erleidet dann auch ein entsprechendes Schicksal). Außerdem absolvieren die Na'vi aufregende Flugstunden mit ihren geflügelten Reittieren und wir fühlen uns unweigerlich an "House of the Dragon" erinnert, weshalb man im Nachspann Ausschau hält, ob auch brav Tantiemen an R. R. Martin gezahlt wurden.

Obendrein lädt Cameron zu ethnographischen Studien ein, indem er gegensätzliche Beispiele bietet: Einerseits bekommen wir vorgeführt, was es bedeutet, wenn man einem Naturstamm moderne Feuerwaffen in die Hand drückt, andererseits bleiben die Na'vi ihren Traditionen treu, verbinden sich durch die Haarfortsätze bei jeder Gelegenheit mit dem planetarischen Ökosystem, und der Hilferuf an die Große Mutter verhallt nicht ungehört. 

Alle Inhalte anzeigen

Ein junger Tarzan

Die dreieinhalb Stunden Laufzeit erklären sich angeblich auch daraus, dass man uns immer wieder versprochen hat, die Figuren nun besser charakterisieren zu wollen. Das trifft natürlich nicht wirklich zu, aber immerhin steht unverkennbar eine Person im Mittelpunkt: Dabei handelt es sich um den jungen Spider, der unweigerlich zwischen die Fronten gerät, obwohl er eindeutig zum Team Sully hält. Wie eine Schachfigur wird er ständig hin und her geschoben, erst entführt, dann befreit, und droht erneut in die Hände der Feinde zu fallen. Da kann einem bald die Puste ausgehen, aber gerade bei seinen Problemen mit der Atmung auf Pandora erlebt er eine ziemliche Überraschung. 

Außerdem verwandelt er sich, wenn schon nicht in Spider-Man, so zumindest in einen jungen Tarzan, sobald er an den Lianen zwischen den fliegenden Felsen wild hin und her schwingt. Zwischendurch kommt es zu einer unerwartet harten Szene, die direkt aus dem Alten Testament stammen könnte, wo Isaak mit einem ähnlichen Dilemma konfrontiert war. Beim Finale bahnt sich dann eine Entscheidung an, die ziemlich endgültig wirkt; aber der Schein trügt vermutlich, da ja noch weitere Teile geplant sind, in denen hoffentlich endlich der Stefan-Raab-Effekt durchbrochen wird.

3 von 5 brennenden Drachenschwingen

"Avatar: Fire And Ash" ist derzeit in unseren Kinos zu sehen. Hier geht's zu den Spielzeiten!