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© Bild: Warner Bros.
Filmkritik
16.08.2021

"Ready Player One" auf Amazon Prime: Schatzsuche im Affentempo

Steven Spielberg liefert 80er-Jahre-Nostalgie als Blockbuster-Unterhaltung ohne die emotionale Tiefe seiner popkulturellen Meisterwerke.

Die Welt in "Ready Player One" ist trostlos. Die Rohstoffe sind weitgehend verbraucht, die Realwirtschaft stagniert. Der Großteil der Menschen lebt am Rande der Großstädte in Slums, wo Wohnwägen übereinandergestapelt werden. Doch selbst die Bewohner der "Stacks" haben das minimale technologische Equipment, um sich in die virtuelle Realität der OASIS zu flüchten.

Wie der Großteil der Menschen im Jahr 2045 verbringt auch Wade Watts (Tye Sheridan) die meiste Zeit in der OASIS. Wade lebt in den Stacks rund um Columbus, Ohio, der am schnellsten wachsenden Stadt der Welt. In der OASIS ist er mit seinem digitalen Avatar Parzival auf der Jagd nach " Hallidays Easter Egg".

Dieses Osterei hat in "Ready Player One" rein gar nichts mit Ostern zu tun. Es ist eine Referenz an die Tradition, in Videogames versteckte Hinweise und Überraschungen zu platzieren. Diese sind meist so gut versteckt, dass sie nur von wirklich leidenschaftlichen Spielern gefunden werden können.

 

© Bild: Warner Bros.
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Ultimative Schatzsuche im Affentempo

Vor fünf Jahren starb James Halliday (Mark Rylance), der Erfinder der OASIS. Sein Vermächtnis ist eine Schnitzeljagd nach drei Schlüsseln, die zum ultimativen Osterei führen: Der erste Spieler, der Hallidays Osterei findet, erbt sein gesamtes Milliardenvermögen und die absolute Kontrolle über die OASIS gleich dazu.

Doch seit fünf Jahren hat niemand einen Hinweis gefunden. Inzwischen durchsuchen nur noch passionierte Jäger wie Parzival die OASIS nach Hallidays Osterei. Mit von der Partie sind aber auch die professionellen Agenten des Konzerns IOI, der ganze Kohorten von Spielern und Popkultur-Nerds beschäftigt, um Hallidays Ostereier zu finden. Denn der exzentrische Milliardär Halliday war ein solcher Popkultur-Nerd. Er liebte Filme, Musik und die frühen Videospiele der 80er-Jahre. Die virtuellen Jäger des versteckten Schatzes von Halliday sind daher nerdige Experten für jedes Detail aus Hallidays Leben.

Als Parzival den ersten Schlüssel findet, wird er nicht nur zur Berühmtheit in der OASIS, sondern auch zur Zielscheibe für den Konzern IOI. Der IOI-Manager Nolan Sorrento (Ben Mendelsohn) setzt alles daran, um die OASIS unter die Kontrolle von IOI zu bringen – und schreckt dabei auch nicht davor zurück Wade im echten Leben zu attackieren.

 

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Ready Player Spielberg

Mit "Ready Player One" will Steven Spielberg noch einmal popkulturelle Wellen schlagen. Der Regisseur, dessen Filme dasKino der 80er-Jahre geprägthaben, spickt jede Sekunde des Films mit unzähligen visuellen Popkultur-Referenzen: Batman und Clark Kent, Prince und Michael Jackson, Star Trek und Star Wars, Speed Racer und Space Invaders, der DeLorean aus "Zurück in die Zukunft" und der "Gigant aus dem All", King Kong und Mechagodzilla, Atari, Akira, Dungeons & Dragons, Monthy Python, Starcraft ... es ist unmöglich alle Ikonen der Popkultur aufzuzählen oder überhaupt wahrzunehmen, wenn man den Film zum ersten Mal sieht.

Tatsächlich ist im Kino jede Sekunde von "Ready Player One" ein visuelles Erlebnis, weil das Tempo von Anfang an hoch ist und ein popkulturelles Deja-vu das andere jagt. Doch diese Eindrücke verblassen schnell, nachdem man das Kino verlassen hat.

 

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Alles schon einmal gesehen

"Ready Player One" ist nur noch ein generischer Abklatsch von Filmen wie "Der weiße Hai", "Jäger des verlorenen Schatzes" und "E.T. – Der Außerirdische", mit denen Spielberg Geschichten und Bilder in unsere Köpfe gepflanzt hat, die noch nach 35 Jahren wirken. Vom generischen Overkill an visuellen Eindrücken in "Ready Player One" bleibt nicht viel übrig. Und leider bleibt auch erzählerisch nicht viel hängen.

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Wade und seine virtuellen Freunde Aech (Lena Waithe), Artemis (Olivia Cooke), Daito (Win Morisaki) und Sho (Philip Zhao), die "High Five", sind auch nur ein generischer Abklatsch der "Goonies". Ihre Beziehungen zueinander werden wie der ganze Film in einem Affentempo vorgestellt. Zumindest bei der Einführung der Charaktere hätte Spielberg das Tempo ein wenig drosseln können. Das Team-Building, also der Aufbau der emotionalen Bindungen zwischen den Hauptfiguren, war immer eine der Stärken von Spielberg. Doch den "High Five" fehlt diese emotionale Tiefe völlig. Im echten Leben wirken die Charaktere nicht wie proletarische Underdog-Gamer aus den "Stacks", die ihre letzte verbliebene Spielwiese vor den gierigen Klauen eines Konzerns retten wollen. Sie sehen eher wie die Bobo-Kids des Konzernchefs aus.

 

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Abgesang auf den popkulturellen Glanz Hollywoods?

Spielberg liefert mit "Ready Player One" diesmal einfach Hollywood-Fließbandware mit starkem Branding und voll im Trend der 80er-Jahre-Nostalgie: Kommerziell sicherlich erfolgreiche Blockbuster-Unterhaltung im Kino, aber ohne bleibende Nachwirkung. Man könnte es auch als einen Abgesang auf die eigene popkulturelle Größe und eine Zeit sehen, in derHollywood noch originelle Ideen hatte. Was bleibt ist ein schaler Nachgeschmack und die Frage, was wohl Regisseure wie Alex Garland ("Ex Machina"), Nicolas Winding Refn ("Drive") oder Denis Villeneuve ("Blade Runner 2049") aus der großartigen Romanvorlage gemacht hätten.

Erwin Schotzger

"Ready Player One" ist derzeit auf Amazon Prime verfügbar.

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Ready Player One

Ready Player One

Thriller Science Fiction Action

Ein Teenager findet in der virtuellen Welt einer Multiplayer-Simulation ein "Easter Egg" und macht sich dadurch mächtige Feinde.