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© Warner Bros.

Filmkritik

"Abgeschnitten": Sezierkurs übers Handy

Christian Alvarts harter Psychothriller bietet neben Spannung auch viele Ekeleffekte und Unwahrscheinlichkeiten.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

10/09/2018, 09:39 AM

Seit seinem ersten Film „Antikörper“ hat Christian eine Vorliebe für wahnsinnige Serienmörder bewiesen. Zwischendurch hat er auch Ausflüge ins Science-Fiction-Genre unternommen („Pandorum“) oder Action-Filme gedreht, die man nur schwer verkraften kann (und zwar nicht, weil sie so unerträglich schlecht wären, sondern weil darin Til Schweiger als Tatort-Kommissar Tschiller auftritt). Jetzt kehrt Alvart nach dem Krimi „Steig. Nicht. Aus!“ wieder zu seinen Anfängen zurück und inszeniert einen harten Psycho-Thriller, basierend auf dem Bestseller des Autorenduos Sebastian Fitzek und Michael Tsokos.

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Ein Psychopath mit Zungenproblemen

Ein Gerichtsmediziner darf ja nicht zimperlich sein, aber manchmal geht dieser Job einfach zu weit: wenn der Arzt ( Moritz Bleibtreu) zum Beispiel im Kopf einer übel zugerichteten Leiche einen Zettel findet, auf dem eine Telefonnummer steht, die zum Handy seiner Tochter gehört, lässt das nichts Gutes erahnen - und tatsächlich ist das der Beginn eines perfiden Spiels, bei dem ein Psychopath die Fäden zieht.  Sehr schnell wird klar, dass Lars Eidinger in diese Rolle geschlüpft ist und hier ungehemmt den wahnsinnigen Sadisten mimt. Das tut er mit einer solchen Hingabe, dass seine Figur die bei weitem unterhaltsamste in diesem Film ist. Dieser Typ, der schließlich nur noch vor sich hinlallt, weil er Probleme mit der Zunge hat, sperrt seine weiblichen Opfer ein, vergewaltigt sie regelmäßig und lässt ihnen freundlicherweise einen Henkersstrick zurück, damit sie ihrem Leben selber ein Ende setzen können. In seiner Gewalt befindet sich nun auch die Tochter des Arztes, was mit Ereignissen zusammenhängt, die vor vier Jahren stattgefunden haben. (Überhaupt führt uns der Film durch manche Szenen in die Irre, weil wir zuletzt herausfinden, dass sie eigentlich auf einer anderen Zeitebene gespielt haben.)

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 Statt Zeichenstift ein Seziermesser

Eine Comic-Zeichnerin (Jasna Fritzi Bauer), die sich auf dem orkanumtosten Helgoland vor einem gewaltbereiten Ex-Freund versteckt hält, stolpert am Strand über eine Leiche und wird so ebenfalls in das Geschehen verwickelt. Bald hat sie den Pathologen am Handy, der unbedingt seine entführte Tochter retten will und zu diesem Zweck diversen Toten ihre Geheimnisse entlocken muss. Daher bittet er die junge Frau, nach seinen Anleitungen eine Sektion vorzunehmen. Unterstützung erhält sie vom Hausmeister des Helgoländer Krankenhauses, aber man kann ja nie so sicher sein, ob ein vermeintlicher Helfer nicht eigentlich auch auf Seiten der Bösen steht.

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Fröhliches Rätselraten mit Leichen

Diese Schnitzeljagd, die von einer Leiche zur nächsten führt, versucht mit ständiger Hochspannung zu punkten; daher ist die Story auch sehr grausig, setzt auf Ekeleffekte und wurde mit viel Sadismus angereichert. Zugleich überbietet sie sich jedoch mit immer unglaubwürdigeren Wendungen.  Alvart inszeniert somit reines Kolportage-Kino, und anstelle von Moritz Bleibtreu hätte durchaus auch wieder Til Schweiger einspringen können (allerdings wäre ihm die Rolle durch zu viel Text und zu wenig Action-Einlagen sicher beschwerlich gefallen). Wenn man etwas gröbere Unterhaltung schätzt, sich auf die Geschichte einlässt und die Logik außen vor bleibt, wird man aber zwei spannende Stunden vor der Leinwand verbringen.

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Entertainer oder Arzt?

Der Co-Autor Michael Tsokos zählt zu Deutschland bekanntesten Rechtsmedizinern und muss immerhin wissen, was sich auf Seziertischen so abspielt. Wenn der Herr Gerichtsmediziner allerdings bei seinem Beruf eine ebenso blühende Fantasie an den Tag legt wie in seinen Romanen, werden wohl einige Unschuldige in Verdacht geraten und etliche Täter ungestraft davonkommen. Dafür kann er dann seine Sektionsprotokolle zusammengefasst veröffentlichen und mit einem nächsten Bestseller rechnen. Man muss schließlich Prioritäten setzen.

 2 1/2 von 5 herausgeschnittenen Zungen

franco schedl

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