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Filmkritik

"Clash": Meisterwerk des politischen Kinos

In seinem neuesten Werk zeigt Mohamed Diab eine widersprüchliche Gesellschaft, die zusammenarbeiten muss, um zu überleben.

von Oezguer Anil

07/09/2018, 12:58 PM

Kairo im Sommer 2013. Tausende Menschen sind auf den Straßen, um sowohl gegen als auch für den amtierenden Präsidenten Mursi zu demonstrieren. Im Getümmel werden zwei Männer festgenommen, einer von ihnen ist ein amerikanischer Journalist mit ägyptischen Wurzeln. In einem gepanzerten Gefängniswagen sollen sie zur nächsten Polizeistation gebracht werden. Auf dem Weg dorthin werden sie sowohl von Mursi-Unterstützern als auch von Gegendemonstranten attackiert. Kurzerhand werden ein dutzend Menschen mit unterschiedlichster politischer Gesinnung und sozialer Schicht festgenommen und in den gepanzerten Wagen gesteckt. Die Außenwelt ist nur durch ein kleines Fenster mit Gitterstäben davor zu sehen. Um der immer dünner werdenden Luft im Transporter standzuhalten, sind die Insassen gezwungen, ihre Differenzen beiseite zu legen.

Meisterwerk

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Clash“ ist schlicht und einfach ein großartiger Film. Bei all den Diskussionen um Demokratie, Menschenrechte und Fanatismus in der arabischen Welt, schafft es Regisseur Mohammed Diab eine Geschichte abseits von politischem Kalkül zu erzählen. In keiner Szene werden die politischen Meinungen der Figuren gewertet, es werden Argumente ausgetauscht und Weltanschauungen gegenüber gestellt, dabei erkennt man sehr schnell, dass man die Welt nicht in Gut und Böse teilen kann. Anfangs wird nur geschrien und gestritten, doch mit der Zeit erkennen die Demonstranten, dass sie zusammenhalten müssen, um zu überleben. Vom IS-Kämpfer bis zum Techno DJ treffen die unterschiedlichsten Menschen im Gefängniswagen aufeinander. Ihre Ideologien werden hier weder verharmlost noch glorifiziert, es bleibt dem Zuseher überlassen, wessen Standpunkt er für richtig hält.

Gefangen im Auto

Abgesehen von einem fantastischen Drehbuch ist „Clash“ auch atemberaubend umgesetzt. Die Kamera verlässt niemals das Auto sondern erzählt die Außenwelt nur durch ein kleines Gitterfenster. Hunderte wenn nicht tausende Demonstranten ziehen an dem Wagen vorbei und man fragt sich, ob man hier in einem Dokumentar- oder Spielfilm sitzt. Diab ließ Demonstrationen in Kairo für den Film nachstellen, was dazu führt, dass sich Passanten den Demonstranten anschlossen und die als Polizisten verkleideten Schauspieler attackierten. Der Regisseur wurde von beiden politischen Lagern für seinen Thriller kritisiert, eine Seltenheit im heutigen Kino.

Spannend

„Clash“ feierte seine Weltpremiere auf den Filmfestspielen in Cannes und kann jetzt schon als ein Meisterwerk des politischen Kinos bezeichnet werden. Ein Thriller der sowohl Arthaus-Liebhabern als auch Blockbuster-Fans zu empfehlen ist.

10 von 10 brennenden Fahnen

Özgür Anil

2013, als es in Kairo zu großen Protesten gegen den amtierenden Präsidenten kommt, sind an einem endlos langen Sommertag verhaftete Ägypter in einem Truck unterwegs.

Kommentare

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