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filmkritik

"Der dunkle Turm": Überhastete Erzählung von schnellen Schusswechseln

Der dänische Regisseur Nikolaj Arcel bietet keine originalgetreue Stephen King-Verfilmung, sondern erzählt eine eigenständige Geschichte.

08/09/2017, 06:35 AM

Stephen King einen Vielschreiber zu nennen, grenzte noch an eine Untertreibung: allein sein Hauptwerk, der achtbändige Dunkle-Turm-Zyklus, umfasst auf Deutsch locker 5000 Seiten. Nach langen Jahren der Planung und Verzögerung kommt nun die Kinoadaption dazu, wobei sich die verwunderte Frage aufdrängt, wie man aus dieser Fülle einen knapp 90minütigen Film machen kann. Der Trick liegt darin, dass sich die Drehbuchautoren gar nicht an einem der bereits vorliegenden Texte orientiert haben, sondern willkürlich nur einzelne Motive des Romanwerks aufgreifen.

Eine wenig überzeugende Geschichte

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Der dänische Regisseur Nikolaj Arcelerzählt daher eine eigenständige Geschichte, die höchstens in ganz groben Zügen an „Schwarz“, den ersten Band des Zyklus, erinnert. Die Zielsetzung des Revolvermannes Roland ist jedoch dieselbe geblieben: er verfolgt unermüdlich seinen Erzfeind, den Mann in Schwarz, und erhält dabei Hilfe von einem ungewöhnlich begabten Jungen ( Tom Taylor) aus New York, dessen Name Jake Chambers für Kenner der Romane ebenfalls sehr vertraut klingen wird.

Während das riesige Erzählwerk eine faszinierende Mischung aus Western/Horror/Fantasy bietet und sich durch verschwenderische Phantasie auszeichnet, ist dieser Film hingegen eine nichtssagende Dutzendware geworden und wirkt oft richtiggehend unfertig und überhastet. Auch die Story um den Dunklen Turm, der im Zentrum des Universums für das Gleichgewicht der Kräfte sorgt, scheint nicht so gut durchdacht, und das Treiben des schwarzen Bösewichts - mit dem Einsatz von ganz spezieller Kinderarbeit - bleibt relativ unmotiviert (und wirkt ehrlich gesagt sogar etwas lächerlich).

In der Rolle des Gunslingers zieht Idris Elba schneller als Lucky Lukes Schatten und auch beim Schießen und Nachladen wird ihn keiner an Geschwindigkeit übertreffen. Die Figur selbst ist aber ziemlich stereotyp geraten und man entwickelt kein wirkliches Interesse für sie, obwohl pflichtschuldig etwas von seelischer Zerrissenheit angedeutet wird.

Ein überzeugender Mann in Schwarz

Der einzige Lichtblick in dieser dunklen Geschichte ist höchstens Matthew McConaugheys Auftritt: überschlank in edles Schwarz gekleidet, sieht er aus wie ein unheimliche Kreuzung aus Dressman und Topmanager, spielt aber einen echten luziferischen Charakter, in dessen Handfläche schon mal ein Feuerchen auflodert und der praktisch im Vorbeigehen Böses stiftet – da reicht ein sanft dahingesprochenes „Stop breathing!“ und ein Mensch fällt tot um. Wenn einer schon über solche besonderen Kräfte verfügt, hätte er dem Regisseur lieber rechtzeitig ein „Stop filming!“ zugerufen oder ein besseres Skript hergezaubert.

Kings selbstgeschaffenes Universum stellte mit seiner Komplexität vermutlich viel zu hohe Anforderungen an die Drehbuchverfasser, und wer noch nie eine Zeile von diesem Autor gelesen hat, wird durch Arcels Film wohl nicht dazu motiviert, sich näher mit den originalen Abenteuern des Revolvermannes Deschain zu beschäftigen.

5 von 10 dunklen Punkten

franco schedl

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