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Filmkritik

"Euphoria" Komfortzone zum Sterben

Die Schwedin Lisa Langseht geht in ihrem Film der Frage nach, wie man sich angesichts des unausweichlichen Todes verhält

von

Franco Schedl
Franco Schedl

06/25/2018, 08:59 AM

Die beiden Frauen haben einander lange nicht gesehen und das Verhältnis zwischen ihnen ist nicht gerade das beste. Nun will Emilie ihre Schwester Ines auf eine Reise zu einem ganz besonderen Ziel mitnehmen. Sie tut sehr geheimnisvoll und verrät nicht viel - es soll sich angeblich um den schönsten Platz der Welt handeln. Irgendwo in den Wäldern, schon jenseits der Landesgrenze, gibt es ein verborgenes Schloss. Inmitten einer märchenhaften Landschaft gelegen, erinnert es an ein Luxushotel.  Doch auf die völlig unvorbereitete Ines wartet eine böse Überraschung, denn sie erfährt, dass ihre Schwester todkrank ist und sich daher entschlossen hat, über ihr Ableben selber zu bestimmen. Das vermeintliche Waldhotel ist der richtige Ort dafür. Dorthin zieht man sich nämlich nicht zurück, um bloß einmal vorübergehend auszuspannen und neue Kräfte zu tanken, sondern um Abschied von der Welt zu nehmen, wenn einen die Kräfte endgültig verlassen.

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Ein Märchenschloss für Lebensmüde

Nach kaum zehn Filmminuten haben die beiden Hauptfiguren bereits den Schauplatz erreicht, an dem sich fortan alles abspielen wird.  Sie betreten hier eine freie Zone, in der man sich individuell auf das Sterben vorbereitet - vorausgesetzt, man blättert entsprechend viel Geld hin. Es ist ein Sterberessort für die Begüterten, wo man sich das Ableben so angenehm wie möglich gestalten kann. Jeder soll versuchen, in den letzten Erdentagen auf seine Fasson glücklich zu werden: sei es, dass man sich in verschiedenen Religionen übt, klassische Musik hört oder eine rauschende Party schmeißt, für die man eine eigene Popgruppe einfliegen lässt und vor dem letzten Trunk aus dem Giftbecher noch ein Feuerwerk veranstaltet. Auch eine technische Expertin steht bereit, um peinliche Lebensspuren, die man im Internet hinterlassen hat, umzuändern, damit man für die Nachwelt einen besseren Eindruck erweckt.

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Eine unerwartete Rolle für Eva Green

Es ist ganz untypisch, Eva Green diesmal so schwach und verletzlich zu sehen, da sie doch normalerweise (so auch gerade im neuesten Film von Roman Polanski) dominierende, starke Persönlichkeiten mit hintergründig-dämonischen Charakterzügen verkörpert. Die Rolle der taffen Frau kommt hier jedoch - wie es sich für die aktuelle Darstellerin der Lara Croft gehört - eindeutig Alicia Vikander zu: als Ines ist sie die Überlegenere der beiden Schwestern, versteht sich als Künstlerin vor emotionalen Belastungen zu schützen und ergreift auch gerne die Flucht, sobald es unangenehm zu werden droht.  Emilie hat sich hingegen immer alles zu Herzen genommen und wurde vom langsamen Tod der psychisch kranken Mutter besonders geprägt. Eine wichtige Rolle spielt zudem Charlotte Rampling: als Sterbebegleiterin umsorgt sie die Schwestern und betreut nicht nur die Todkranke, sondern durchbricht mit psychologischer Raffinesse vor allem den Schutzmechanismus der Gesunden.

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Keine Melodramatik

Dass zuletzt eine Versöhnung der Geschwister bevorsteht, ist natürlich ganz klar, aber diese Vorhersehbarkeit der Handlung stört überhaupt nicht. Die Schwedin Lisa Langseht geht in ihrem Film der Frage nach, wie man sich angesichts des unausweichlichen Todes verhält. Für Kitsch oder Melodramatik bleibt dabei keine Zeit, denn die tragische Thematik wird mit skandinavischer Nüchternheit dargestellt, und die Regisseurin inszeniert ein würdevolles Sterben in traumhaft schöner Umgebung, die etwas geradezu Unwirkliches oder sogar schon Jenseitiges hat. (Man sollte jedoch nicht vergessen, dass dieser Märchenpark des Todes auf einer sehr realen kapitalistischen Basis ruht.)

8 von 10 teuer erkauften Schierlingsbechern

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Zwei Schwestern wollen nach langer Trennung einen gemeinsamen Urlaub verbringen, doch der nimmt eine unerwartet ernsthafte Wendung.

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