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Filmkritik

"Maria By Callas": Gesprochene und gesungene Autobiografie

Regisseur Tom Volf lässt durch geschickte Anordnung zahlreicher Interviews ausschließlich Maria Callas selbst zu Wort kommen.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

06/05/2018, 08:50 AM

Die Stimme der Primadonna assoulta ist nicht nur zum Singen da - man hört ihr auch gerne beim Reden zu; vor allem, wenn sie von ihrem Leben berichtet.

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Viele Interviews

Regisseur Tom Volf hat einen wahren Schatz für uns gehoben: aus zahllosen gefilmten Interviews, die über viele Jahre hinweg zu den verschiedensten Gelegenheiten und in den unterschiedlichsten Ländern auf Englisch, Italienisch und Französisch geführt wurden, kann er durch geschickte Anordnung ausschließlich Maria Callas selbst zu Wort kommen lassen und ihre Biografie chronologisch vor uns ausbreiten. Callas erweckt in diesen Gesprächssituationen stets den Eindruck großer Aufrichtigkeit und zeigt nicht das Bedürfnis, den Fragen auszuweichen, sondern ehrlich über sich Auskunft zu geben. Dabei spart sie auch die dunklen Seiten ihres zweifellos recht schwierigen Charakters nicht aus oder legt ausführlich ihr Verhältnis zur großen Liebe Aristoteles Onassis dar.

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Die Diva ganz privat

Ergänzt werden diese Gespräche durch bisher unveröffentlichte Videoaufnahmen. Wir erleben die Sängerin auf 8mm-Material von ihrer privaten Seite, wenn sie im Garten ihres italienischen Hauses schaukelt oder sich am Pool des amerikanischen Domizils in Palm Beach räkelt. Zusätzlich legt auch immer wieder eine Tonspur über die Bilder, in der originale Tagebuchtexte und Briefe (zum Beispiel an Grace Kelly) von einer deutschen Stimme - sie gehört der Schauspielerin Eva Mattes - vorgelesen werden.  Selbstverständlich kommt hier aber auch der Gesang nicht zu kurz, denn etliche Minuten des Films sind Einspielungen von Opernausschnitten gewidmet; und abgesehen vom musikalischen Genuss ist es ein ganz eigenes Erlebnis, Callas Mimik beim Singen zu beobachten.

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Ein paar fremde Stimmen

Geboren wurde die Künstlerin unter dem weniger einprägsamen Namen Maria Anna Sofia Cecilia Kalogeropoulou als Tochter griechischer Einwanderer 1923 in New York und ihr Leben stand seit frühester Kindheit unter dem Zeichen der Musik und eines harten Drills. Sie erhielt bereits als 13jährige eine Ausbildung am Athener Konservatorium und ihrer Lehrerin Elvira de Hidalgo, die auch später eine gute Freundin blieb, kommt im Film ebenfalls kurz zu Wort, um über ihre berühmte Schülerin zu erzählen.  In einer anderen knappen Einspielung erklärt MET-Direktor Rudolf Bing, weshalb er 1958 den Vertrag mit Callas gelöst hat, und der Regisseur Paolo Pasolini, für den sie in ihrer einzigen Filmrolle "Medea" gespielt hat,  bringt uns seine Einschätzung über ihren Charakter zu Gehör; am Eindrucksvollsten jedoch wirken die Äußerungen eines jungen Mannes, der sich zum Kartenkauf für ihr großes New Yorker Comeback 1965 viele Stunden lang vor der MET angestellt hat und ebenso begeisterte wie kluge Sätze von sich gibt.

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Innenperspektive

Solche fremden Stimmen bleiben bei Tom Volf aber die Ausnahme und sind an einer Hand abzuzählen. Natürlich hätten weitere Gastkommentare ein differenzierteres Charakterportrait und einen ausgewogeneren Film ergeben; aber das widerspräche schließlich der Zielsetzung dieses Werks - hier war bloß Callas Blick auf sich selbst und die Welt gefragt. Etwas seltsam ist höchstens, dass ihre Jugend allzu rasch abgehandelt und zum Beispiel auch niemals erwähnt wird, dass Maria Callas Anfang der 50er Jahre starkes Übergewicht hatte und sich von fast 100kg auf ihr späteres schlankes Erscheinungsbild heruntergehungert hat. Dennoch verdient der Film ein dickes Lob und wird nicht nur Callas-Fans begeistern.

8 von 10 unzerstörbaren Stimmbändern

franco schedl

In dieser Dokumentation über die legendäre Opernsängerin Maria Callas erzählt die Hauptfigur ihr Leben in einem bislang unveröffentlichten TV-Interview selbst.

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