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© Constantin

Filmkritik

"Mile 22": Wie schwerbewaffnete Geister sterben

Eine geheime Spezialeinheit soll einen Informanten zum Flughafen bringen. Daraus ergibt sich ein müder Abklatsch von "The Raid".

von

Franco Schedl
Franco Schedl

09/12/2018, 08:13 AM

Mark Wahlberg setzt seine Zusammenarbeit mit Lieblingsregisseur Peter Berg fort: nach "Lone Survivor", "Deepwater Horizon" und "Boston" ist das nun bereits der vierte aufeinanderfolgende Film in diesem Teamwork der beiden namensmäßigen Doppelgipfel.

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Atemberaubendes Tempo

Zunächst sieht es so aus, als hätte es Peter Berg durch seinen halbdokumentarischen Stil wieder geschafft, ein aufregend realistisches Bild von der Arbeitsweise einer US-Eliteeinheit zu geben, die sich Terrorbekämpfung und anderen unschönen Aufgaben widmet. Wir können nur darüber staunen, wie sehr dieses Team aufeinander eingespielt ist und welche technischen Hilfsmittel ihm zur Verfügung stehen. Das erleben wir gleich beim ersten Einsatz: Kaum sind potentiellen Terroristen überwältigt, laufen auch schon die Maßnahmen zu ihrer Identifizierung an. Alles geht in atemberaubenden Tempo vor sich: man nimmt ihnen Finger- und Gebissabdrücke ab, fotografiert sie und jagt die Daten durch den Computer., während andere Kollegen Türen aufsprengen, Beweismaterial einsammeln oder weitere Gegner auszuschalten versuchen; und die Zeit drängt wirklich, denn kurz darauf fliegt ihnen alles um die Ohren.

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Spezialeinsatz

Der nächste Auftrag erwartet Elite-Agent James Silva (Mark Wahlberg) und seine Mitstreiter in einer südostasiatischen Großstadt: dort sollen sie den offensichtlichen Doppelagenten Li Noor außer Landes bringen, um wichtige Informationen von ihm zu erhalten. Es bleibt nur ein schmales Zeitfenster, den wertvollen Gast an Bord einer Militärmaschine zu eskortieren, die ihn ausfliegen wird, und natürlich ist die zurückzulegende Distanz mit unglaublichen Hindernissen und Gefahren gespickt. John Malkovich befehligt als weit entfernter Einsatzleiter eine hypermoderne Kommandozentrale und sollte mit seinem Team von Computerprofis alle Schwierigkeiten aus dem Weg räumen: da werden zum Beispiel via Satellitenaufnahmen Fluchtwege zusammengestellt oder die Ampeln zeitgerecht auf Grün geschaltet, damit der Konvoi freie Fahrt erhält.  Nur die blutigen Kämpfe müssen die Agenten vor Ort doch noch selber austragen, und der erste Hinterhalt lässt nicht lange auf sich warten.

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Ein Geister-Team

Peter Berg ist sichtlich darum bemüht, den einzelnen Spezialagenten möglichst viel Persönlichkeit zu verleihen, damit wir sie nicht nur als seelenlose Kampfmaschinen wahrnehmen und gewährt uns Einblick in ihre privaten Probleme. Einmal diskutieren die Kollegen sogar darüber, an welcher Art von psychischer Erkrankung der manische Silva denn nun eigentlich leidet (ein besonders störender Tick besteht bei ihm darin, dass er ständig ein Gummiband am Handgelenk schnalzen lässt).  Doch als es dann ans große Sterben geht, verwandeln sich unsere männlichen und weiblichen Elitekämpfer - die sogenannten "Geister" -  zu bloßen Spielfiguren in einem Videogame. Man hat ihnen Chips implantiert, mittels deren nicht nur ihre Positionen, sondern auch andere Daten wie etwa die Herzfrequenz übertragen werden. Auf den Bildschirmen der Überwachungszentrale sieht man daher genau, wann der Adrenalinspiegel steigt oder ihr Pulsschlag für immer aussetzt (und natürlich werden solche ersterbenden Signale hier ziemlich häufig der Fall sein).

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Wahlberg mit guten Überlebenschancen

Dass zumindest Wahlbergs Figur überleben wird, erfahren wir gleich zu Beginn in Form einer Rahmenhandlung: der Agent sitzt vor einem Untersuchungsausschuss und erzählt seine Version der Ereignisse. Während sich das Geschehen dann vor unseren Augen entwickelt, gibt Silva rückblickend immer wieder seine Kommentare dazu ab.  Der Film dauert bloß 90 Minuten, die Handlung ist aber dank schneller Schnitte und rascher Erzählweise so komprimiert, dass man 30 weitere Minuten gar nicht aushalten würde. Je mehr Zeit vergeht, umso unglaubwürdiger wird zudem die Geschichte: übertriebene Kampfszenen und ein grimmiges Abschlachten nehmen ihren Lauf.

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"The Raid" lässt grüßen

Deutlich wird vor allem, dass die Produktionskosten großteils aus dem asiatischen Raum geflossen sind. In der Figur des Spions Li Noor muss der indonesische Schauspieler und Stuntman Iko Uwais (bekannt aus "The Raid") seine Kampfkünste zeigen, denn abgesehen von heftigen Schießereien kommt es regelmäßig zu gnadenlosen Zweikämpfen und wir könnten oft glauben, gerade mitten in einem dritten Teil von "The Raid" gelandet zu sein. Noch dazu verlagert sich die Handlung tatsächlich für einige Minuten in einen großen Wohnhauskomplex, wo sich erbitterte Gefechte zutragen.

Das Duo Walhberg/Berg hat bisher also weitaus Besseres geboten. Der zunächst vorhandene Realismus steht in ungutem Kontrast zu einer immer seelenloseren Schlächterei: statt Spannung dominiert schließlich nur noch brutale Action mit nicht enden wollenden Martial-Arts-Einlagen, sowie unnötigen Anleihen bei "The Raid" -  und am Schluss steht dann noch das drohende Versprechen auf eine Fortsetzung.

2 von 5 frühzeitig verstorbenen Teammitgliedern

franco schedl

Mark Wahlberg spielt einen Ausnahme-Agenten, der auch die härtesten Fälle löst. Das ergibt eine rasant in Echtzeit erzählte Story mit einigen hochspannenden Twists.

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