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Filmkriitk

"Stille Reserven": Ein Warenlager für Menschen im futuristischen Wien

Valentin Hitz entwirft eine beängstigend-düstere Zukunftsvision und bietet ziemlich überzeugende Sci-Fi aus Österreich.

10/25/2016, 12:58 PM

Wann hat es zuletzt einen überzeugenden Sci-Fi-Film aus Österreich gegeben? Mir fällt spontan jedenfalls keiner ein („1. April 2000“ mit dem Erscheinungsjahr 1952 liegt schon ein bisschen weit zurück). Der gebürtige Deutsche Valentin Hitz hat dafür gesorgt, dass wir mit „Stille Reserven“ jetzt endlich einen passenden Titel für dieses Genre parat haben.

Wir befinden uns im typischen Warenlager eines großen Konzerns. Bloß werden hier weder Bücher, Ton- und Datenträger, noch Elektro- oder Haushaltsgeräte in endlosen Regalreihen gestapelt, sondern in den länglichen Plastikboxen sind künstlich am Leben erhaltene Menschen untergebracht. Sie haben unklugerweise keine sogenannte Todesversicherung abgeschlossen. Deshalb ist ihnen ein friedliches Ende verwehrt und sie müssen ihre Körper dafür hergeben, als Ersatzteillager oder Gebärmaschinen zu dienen.

Die Hauptfigur beginnt zu fühlen

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Vincent Baumann (Clemens Schick) funktioniert in dieser auf strenge Normierung bedachten Welt als Agent für Todesversicherungen zunächst mit roboterhafter Präzision, doch die zur Schau gestellte Maske des seelenlosen Erfolgsmenschen erhält immer mehr Risse. Der hochartifiziellen Glas- und Betonwelt der Konzerngebäude steht eine andere Seite gegenüber, die vor allem im abgetakelten Retroschick einer verrauchten Bar Gestalt gewinnt, wo Lisa Sokulowa (Lena Lauzemis) als Nachtclub-Sirene und hauptberufliche Untergrundaktivistin tätig ist. Zwischen ihr und dem Versicherungsagenten kommt es zu einem manipulativen Kräftemessen, das Baumann nachhaltig verändert: das echte Lebensgefühl bricht bei ihm durch – und das, obwohl er vorsorglich gegen Kulturschock geimpft wurde (immerhin eine ernstzunehmende Krankheit, die im Extremfall sogar zum Tod führen kann).

Im Wien der nahen Zukunft

Das größte Problem bei einem solchen Werk ist das Setting: eine für die Zuschauer altvertraute Umgebung soll einen futuristischen Touch erhalten. Wie sieht Wien in eine paar Jahrzehnten aus? Drehbuchautor und Regisseur Valentin Hitz erweist sich dieser Herausforderung vollauf gewachsen und prognostiziert düstere Aussichten, was zum Teil natürlich daran liegt, dass sein Film fast ausschließlich nachts spielt und in erdige Töne getaucht ist. Das charakteristische Tor zum Heldenplatz wird hier durch eine besondere Sicherheitsschranke verschlossen, Autobahnen weisen unbekannte Orientierungstafeln auf und dem Stadtbild wurde eine bombastische Skyline aufgepfropft. Außerdem gibt es in diesem Wien keine Gassennamen mehr, sondern bloß noch Sektoren und durchnummerierte Wohnblock-Monster. Und was mag wohl in naher Zukunft aus dem Prater geworden sein? Auch auf diese Frage liefert das Werk eine melancholisch stimmende Antwort.

Die Handlung dieser spannenden Geschichte ist nur in einer Hinsicht etwas redundant, weil das Überschreiben der Todesversicherung von einer Person auf eine andere allzu oft vorkommt, wodurch man schließlich den Überblick verliert, wer nun eigentlich wen begünstigt hat. Die Story kann also der visuellen Vollkommenheit nicht ganz gerecht werden.

7 von 10 Kulturschockpunkten

franco schedl

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In einer Zweiklassengesellschaft der nahen Zukunft werden Tote zur Schuldentilgung reanimiert. Nur der Abschluss einer Todesversicherung kann vor diesem Schicksal bewahren.

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