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filmkritik

"The Limehouse Golem": War Karl Marx ein Serienkiller?

Mit einer Music Hall als Hauptschauplatz, wird die Mordermittlung zu einer sehr theatralischen – und vor allem langatmigen – Angelegenheit

08/30/2017, 05:56 AM

Das hätte sich der Erfinder des dialektischen Materialismus auch nicht träumen lassen, dass er eines Tages durch den Autor Peter Ackroyd als Verdächtiger in einem Kriminalfall präsentiert wird und in der Romanverfilmung dann während einer (falschen) Rückblende sogar zu sehen ist, wie er einer Frau den Kopf absägt.

Ein Phantom geht um

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Im London des Jahres 1880 - acht Jahre vor Jack the Ripper somit - macht ein Serienmörder das heruntergekommene Limehouse-Viertel unsicher. Dabei mordet dieses Phantom, das sich selbst mit dem künstlich geschaffenen Lehmwesen aus der jüdischen Mythologie vergleicht, scheinbar ohne erkennbares Muster und die Opfer gehören den unterschiedlichsten Schichten, Altersstufen oder religiösen Konfessionen an. Die einzige Gemeinsamkeit ist das äußerst brutale Vorgehen, denn die Toten wurden schrecklich verstümmelt und geradezu theatralisch drapiert.

Der Schwerpunkt verlagert sich

Die undankbare Aufgabe, den Mörder zu entlarven, wird von Scotland Yard einem Inspektor Kildare zugeschanzt, der zwar schon deutlich das Pensionsalter erreicht hat, aber zuvor noch nie mit einem Mordfall betraut wurde. Dabei verlagert sich das Interesse des Ermittlers aber immer mehr auf einen ganz anderen Kriminalfall: eine ehemalige Schauspielerin (Olivia Cooke) steht gerade vor Gericht, weil sie verdächtigt wird, ihren Mann vergiftet zu haben. Möglicherweise haben die beiden Fälle jedoch viel mehr miteinander zu tun, als es zunächst scheinen könnte, denn der tote Ehemann zählt zu den vier Hauptverdächtigen, die für die Golem-Morde in Frage kommen (einer von ihnen ist wie gesagt Karl Marx).

Die Kunst des Zuhörens

Klassische Detektivarbeit in besterSherlock Holmes-Tradition darf man sich hier nicht erwarten: der sympathische Bill Nighy muss sich in seiner Rolle als Inspektor hauptsächlich aufs Zuhören beschränken und falls er einmal aktiv wird, fordert er höchstens ein paar Handschriftenproben ein. Erst vor dem Finale bekommt er es dann plötzlich mit der Hektik zu tun und diese Dringlichkeit hätte man schon gerne früher erlebt. Das Werk entwickelt jedoch keine echte Spannung und es ist einem im Grunde relativ egal, wer letztlich hinter den Morden steckt und sich Golem nennt.

Bühnengeschichten

Statt das London des späten 19. Jahrhunderts in all seiner Reichhaltigkeit vor unseren Augen wieder erstehen zu lassen, konzentriert sich die Handlung fast ausschließlich auf eine Bibliothek und eine Music Hall als Hauptschauplätze. Anstelle eines breit gefächerten Sittenbildes oder Streifzügen durch die düstere alte Metropole, müssen wir mit einem einzelnen Frauenleben und dem Theatermilieu Vorlieb nehmen.

In langen Rückblenden bekommen wir nämlich den Großteil des Films über die tragische Geschichte der potentiellen Gattenmörderin erzählt. Ihre bisherige Existenz hat sich hauptsächlich auf einer Vorstadtbühne abgespielt, wo man auf derbe Volksbelustigung setzt und die Darsteller gerne die Geschlechterrollen vertauschen. Intrigen, Eifersüchteleien und Erpressungen in diesen Kreisen haben ihr aber die ersehnte Schauspielkarriere verleidet.

Brutale Rückblenden

Um von dem allzu rührenden Frauenschicksal gelegentlich wieder auf die Golem-Morde überzuleiten, werden uns - über den Film verteilt - die Bluttaten in kurzen aber drastischen Rückblenden mit all ihren grausigen Details vorgeführt. Dadurch sollen die Zuschauer wohl aus der Lethargie aufgeschreckt werden, die sich zwischendurch breit gemacht hat, doch wirklich hilfreich ist das auch nicht. Die Morde mögen ja brutal sein, aber noch grausamer ist der Umstand, dass die 100 Filmminuten so gar nicht vergehen wollen. Für die erlittene Langeweile kann uns auch eine kleine Schlussüberraschung nicht mehr entschädigen.

5 von 10 marxistischen Unschuldsvermutungen

franco schedl

Eine Serie schrecklicher Morde erweckt in der Bevölkerung den Verdacht, dass dahinter das mythische Wese aus alten Zeiten, der Golem, stecken könnte.

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