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Filmkritik

"Deckname Holec": 00-Zilk im Prager Frühling

Regisseur Franz Novotny ließ sich durch Zilks angebliche Arbeit als Informant für den tschechischen Geheimdienst in den 60er Jahren zu einer trashigen Agentengeschichte aus der Zeit des Prager Frühlings anregen.

07/27/2016, 07:12 AM

Ein tschechischer Agent wirbt ORF-Direktor Helmut Zilk in den 60er Jahren als Informanten an, was auch eine Zeit lang gut geht, doch nachdem die Geldköder bei dem Wiener nicht mehr wirken, setzt der Geheimdienstmann immer stärkere Druckmittel ein. Bald hängt in Zilks Wohnung ein edler Kronleuchter aus böhmischem Bleikristall mit eingebautem Abhörmikro, und Überwachungsfotos halten den prominenten Nachrichtenlieferanten in verfänglichen Situationen fest. Als dann Zilk auch noch gezwungen werden soll, über den Einmarsch der russischen Truppen in die Tschechoslowakei beschönigendes Propagandamaterial zu senden, kommt es sogar zu einer Entführung.

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James Bond oder Franz Antel?

„Mein Name ist Zilk, NullNull Zilk“. Auf diesen Satz wird man in Franz Novotnys neuem Film allerdings vergeblich warten. Zilks Kontakte zum tschechischen Geheimdienst wurden in eine fiktive Geschichte mit welthistorischem Hintergrund eingebettet. Das Ergebnis erinnert freilich nicht an James Bond, sondern eher an eine eurotrashige Franz Antel-Produktion. Immerhin ließ der „Bockerer“-Regisseur in seinem allerletzten Film von 2003 den legendären Fleischhauer ebenfalls noch den Prager Frühling miterleben. In Prag und Wien des Jahres 1968 spielt auch „Deckname Holec“. Das Drehbuch basiert zu großen Teilen auf der Erzählung „The Italian Connection“ des tschechischen systemkritischen Regisseurs Jan Němec, der `68 den Sowjet-Einmarsch auf Film festhielt. Bei Novotny haben wir es aber eindeutig mit einer „Austrian Connection“ zu tun, denn als andere Hauptquelle diente ihm das 2009 durch einen „Profil“-Artikel publik gewordene Geheimdiensttreiben Zilks. Er bereitet die Story sehr Adabei-mäßig auf und legt zum Beispiel besonderen Wert auf die politischen Seilschaften eines Wiener Sauna-Klüngels. Der One-Liner, mit dem für dieses Werk geworben wird, bringt es bestens auf den Punkt: „Sex, Agenten und andere Affären“.

Erfolg bei Frauen

Wie es sich für einen echten Agenten gehört, hat auch dieser Nachwuchs-Spion Erfolg beim anderen Geschlecht. Worum die Gedanken des Mannes vornehmlich kreisen, verrät ja schon das Filmplakat, auf dem Zilks Kopf Frauenbeine zu entwachsen scheinen. Agenten-untypisch ist hingegen, dass sich seine Leidenschaft bloß auf eine einzige Geliebte beschränkt. Bei der geht es dann aber gleich richtig zur Sache: wenn der notorische Charmeur (sehr überzeugend: Johannes Zeiler) die tschechische Schauspielerin Eva (Vica Kerekes) zu sich ins Bett holt, erweist er sich als wilder Hengst und bringt sie dazu, mit ihren Fingernägeln ekstatisch die Tapete von der Hotelwand zu kratzen. Evas Ex-Freund Honza (das alter ego von Jan Němec‘) muss trotzdem nicht leer ausgehen, denn er tröstet sich mit zwei jungen Mädels, deren Hauptaufgabe darin besteht, erfreulich nackt durchs Bild zu hüpfen.

6 von 10 gut versteckten Geheimpunkten.

franco schedl

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