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Filmkritik

"Die geheimen Farben der Liebe": Eine Blinde zeigt ihm den Weg

Silvio Soldini erzählt eine ungewöhnliche Liebesgeschichte: durch die Beziehung zu einer Blinden werden einem Mann die Augen geöffnet.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

06/12/2018, 08:51 AM

Der 40jährige Mann hat einen guten Job in der Werbebranche und eine nette langjährige Freundin, ist aber ein notorischer Frauenheld und Fremdgänger geblieben, der kein Abenteuer auslässt – und ein großer Lügner ist Teo obendrein, denn er hat immer eine passende Ausrede parat, um zu erklären, warum er seine feste Freundin ständig versetzt.

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Verliebt in eine Stimme

Am ungezwungensten geht er eigentlich noch mit dem Staubsaugerroboter in seiner Junggesellenwohnung um. Als er die blinde Heilpraktikerin Emma trifft (passenderweise hat er sich zunächst im Dunklen in ihre Stimme verliebt), führt er zwar seinen Alltag, den er sich so praktisch zum Durchmogeln eingerichtet hat, noch eine Zeitlang wie gehabt weiter, doch bald steht er vor einer wichtigen Entscheidung.

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Versöhnung mit der Mamma

Der Clou besteht ja bei Silvio („Brot und Tulpen“) darin, dass gerade die Frau, deren Augen nicht mehr funktionieren, dem sehenden Mann fast in jeder Hinsicht überlegen ist. Wenn sie zum Beispiel neben ihm im Auto sitzt, erspart er sich jedes Navi: sie kann ihn zielsicher durch die Straßen der Stadt lotsen. Auch ansonsten öffnet sie ihm die Augen über so manche Dinge und bringt ihn dazu, sein bisheriges Leben zu überdenken; darunter auch das Verhältnis zur eigenen Familie, denn er hat – ganz untypisch für einen Italiener – kaum noch Kontakt zu seiner Mamma, weil er ihr nicht verzeihen konnte, dass sie nach dem Tod des Vaters noch einmal geheiratet hat. Als es dann schließlich zur Versöhnung zwischen Mutter und Sohn kommt, inszeniert Soldini das mit einem religiös aufgeladenen symbolträchtigen Bild.

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Zwei Kontrastfiguren

Zum Glück neigt der Regisseur im sonstigen Film nicht zu derart pathetischen Übertreibungen, sondern erzählt die leidenschaftliche Geschichte, deren Anfang und Ende in völlige Dunkelheit getaucht sind, erfreulich locker und souverän. Zwei weitere blinde Frauen spielen als Kontrastfiguren ebenfalls wichtige Rollen: die eine meistert das Leben mit Witz und guter Laune so souverän wie Emma, während die andere, ein junges Mädchen, gegen ihr Schicksal aufbegehrt, aber in einem wichtigen Moment über sich hinauswächst und eine entscheidende Wende herbeiführt.

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Eine bekannte Unbekannte

Der Name der Hauptdarstellerin Valeria Golino wird den meisten von uns vermutlich nicht viel sagen. Die gebürtige Neapolitanerin hat aber eine beeindruckende Karriere zu bieten und bereits in jungen Jahren an mehreren internationalen Produktionen mitgewirkt – unter anderem 1988 in „Rain Man“ an Dustin Hoffmanns Seite, aber auch für John Carpenter („Flucht aus L.A.“) gearbeitet. Im aktuellen Film wurde ihren Augen mittels Kontaktlinsen ein milchiger Schleier verliehen und sie musste zur Vorbereitung auf die Rolle ein richtiges Blindentraining absolvieren, um zu lernen, wie man mit dem Stock geht oder sich in Wohnräumen zurechtfindet.

8 von 10 blinden Vertraulichkeiten

franco schedl

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