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Filmkritik

„Ein Mann seines Wortes“: Persönliches Portrait von Papst Franziskus

Wim Wenders legt mit seiner einseitigen Darstellung von Papst Franziskus ein Paradebeispiel für einen Propagandafilm hin.

von Oezguer Anil

06/11/2018, 10:50 AM

Als Wim Wenders 2014 seinen Briefkasten öffnete, dürfte er wohl zunächst an einen schlechten Scherz gedacht haben. Ein persönlich an ihn adressierter Brief vom Vatikan wurde ihm zugeschickt, in dem ihm das Angebot gemacht wurde, einen Film über Papst Franziskus zu drehen. Die Regielegende ließ sich nicht zwei Mal bitten und machte sich an die Arbeit zu „Ein Mann seines Wortes“. Der deutsche Filmemacher musste sich jedoch selber um die Finanzierung kümmern und durfte frei über den Inhalt und die Darstellung des Papstes entscheiden.

Klimaschutz

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Wenders, der neben seinen Spielfilmklassikern auch für seine einfühlsamen Dokus bekannt ist, beschloss Papst Franziskus gegenüber keine kritische Distanz sondern eine freundschaftliche Nähe einzunehmen. In vier jeweils zweistündigen Interviews werden die großen Themen unserer Zeit abgehandelt. Vom Klimaschutz bis hin zur Armutsbekämpfung wird über alles gesprochen. Die Standpunkte des höchsten Geistlichen sind bewundernswert und teilweise sogar überraschend. Es ist eine erstaunliche Konstellation in der wir uns heutzutage befinden. Die Weltpolitik wird von Autokraten bestimmt und gleichzeitig wird ein Papst mit einer sozialistischen Weltanschauung als Oberhaupt der Kirche gewählt. Dieses Spannungsfeld arbeitet Wenders mit exklusiv ihm zur Verfügung gestellten Archivaufnahmen des Vatikans heraus und beleuchtet auch die politischen Wünsche von Papst Franziskus.

Propaganda

Bei all der Liebe, die Wim Wenders für den Papst aufweist, lässt er jedoch seine Objektivität vermissen. In Interviews betont er immer wieder, dass es ein subjektiver Film über eine Person sei, die er sehr gerne hat, doch so einfach sollte es sich der deutsche Starregisseur dann doch nicht machen. Genauer betrachtet ist „Ein Mann seines Wortes“ ein Propagandafilm über den Papst. Kritische Fragen über Abtreibung und Homosexualität werden gar nicht erst gestellt und das Kirchenoberhaupt wird als Reinkarnation des heiligen Franziskus porträtiert. Wenders Zugang lässt einen mit einem guten Gefühl aus dem Kinosaal gehen, enthält uns aber einen ernsthaften Diskurs über Religion, Gesellschaft und Weltpolitik vor. Franziskus gehört zu den am fortschrittlichsten denkenden Päpsten der jüngsten Geschichte, aber dennoch sollte ein begabter Regisseur wie Wim Wenders gewissenhafter mit der manipulativen Kraft des Kinos umgehen.

Anil Özgür

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