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filmkritik

"Get Out": Eine Horror-Rassismus-Komödie mit Hirn

Ein weißes Mädchen stellt ihren Eltern den schwarzen Freund vor, doch bald nimmt dieses Familientreffen für den jungen Mann immer absurder-bedrohlichere Züge an.

05/02/2017, 10:07 AM

Wenn ein weißes Mädchen ihren Eltern bei einem Wochenendtreffen im abgelegenen ländlichen Anwesen erstmals den künftigen Schwiegersohn präsentiert - und der stellt sich als Schwarzer heraus, kann das für etwas konservativere Menschen schon einen kleinen Schock bedeuten. Aber im Fall von Chris (Daniel Kaluuya) und Rose ( Allison Williams) scheint alles gut zu gehen, denn die Eltern (Bradley Whitford und Catherine Keener) erwecken den Eindruck von weltoffenen Intellektuellen. Die Mutter ist sogar Psychologin und kann Menschen mittels einer speziellen Hypnosetherapie angeblich effektvoll und rasch das Rauchen abgewöhnen.

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Als etwas merkwürdig empfindet der Gast nur, dass in dem Haus ausschließlich schwarze Dienstboten angestellt sind, die sich obendrein sehr seltsam benehmen. Auch ansonsten häufen sich die merkwürdig-beunruhigenden Vorfälle an diesem Wochenende, bis der junge Mann schließlich in arge Bedrängnis gerät.Ein schwarzer Kumpel, der sich während Chris‘ Abwesenheit um die Wohnung und den Hund kümmert, arbeitet zum Glück bei der Polizei. Als der Kontakt zum Freund abbricht, stellt er Ermittlungen an und hat bald eine irrwitzige Theorie parat, die bei den ebenfalls schwarzen Kollegen für Heiterkeitsausbrüche sorgt. Dabei liegt er gar nicht so falsch… Doch hier müssen natürlich Andeutungen genügen, weil die Pointe nicht vorweggenommen werden soll.

Kluge und provokante Gesellschaftfskritik

Dieser Überraschungshit aus den USA kreiert ein ganz neues Genre: die Horror-Rassismus-Komödie. Wobei letztendlich die Gänsehaut den Sieg über die Lachfalten davonträgt - und das nicht etwa, weil der Gewalt- + Gore-Gehalt so hoch wäre (die etwas deftigeren Szenen bleiben überhaupt auf die letzten 10 Minuten beschränkt), sondern weil die Thematik selbst Unbehagen hervorruft.Wie jeder gute Horror-Regisseur versteht es der (schwarze) Regie-Debütant Jordan Peele in seinem Werk auf kluge und provokante Weise Gesellschaftskritik unterzubringen. Bereits George A. Romero bewies in dieser Hinsicht Meisterschaft, als er 1968 seine Zombies erstmals auf die Menschheit losgelassen hat, um eine vom Vietnamkrieg und Rassenhass zerrissene Gesellschaft auf seine Weise abzubilden. Auch in "Night of the Living Dead" war übrigens eine der Hauptfiguren ein Schwarzer, für den die Geschichte damals ein böses Ende nahm.

Die Story in „Get Out“ ist genau durchdacht, unglaublich gewitzt und spielt geschickt mit diversen Klischees. Auf den ersten Blick könnte der Hauptschauplatz aus der Zeit vor dem amerikanischen Bürgerkrieg stammen, aber der Film ist in der Gegenwart angesiedelt und Sklaverei wurde natürlich schon lange abgeschafft. Der Rassismus hat sich hier auf eine andere Ebene verlagert: wenn heute eher die Losung 'Black is beautiful' gilt, machen sich die Weißen auch das zu Nutze und schaffen es dennoch, ihre Herrschaftsgelüste auszuleben und den Afroamerikanern sozusagen ihr Denken aufzuzwingen, was uns Jordan Peele auf geistreiche Weise mit immer absurderen - aber darum nicht weniger verstörenden - Wendungen vor Augen führt.9 von 10 schreckgeweiteten Pupillen

franco schedl

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Jordan Peele setzt neue Maßstäbe im Horror-Genre, denn in seinem Regiedebüt bietet er einen fesselnd inszenierten Thriller sowie bissige Gesellschaftskritik.

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