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Filmkritik

"Kindeswohl": Richterin in der Zwickmühle

"Kindeswohl" ist ein Gerichtsfilm der anderen Art und schaut hinter die Fassaden von Juristen.

von Oezguer Anil

08/30/2018, 07:03 PM

Die Familienrichterin Fiona Maye (Emma Thompson) steht täglich vor schwierigen Entscheidungen. Nachdem sie die Trennung von siamesischen Zwillingen genehmigt, fällt die Presse über sie her und beschuldigt sie, bewusst den Tod eines Kindes in Kauf zu nehmen. Nach außen hin gibt sie die emotionslose Entscheidungsträgerin, doch in ihrem Knneren herrscht Chaos. Ausgerechnet jetzt möchte ihr Ehemann Jack (Stanley Tucci), ein charmanter Universitätsprofessor, eine Auszeit nehmen. Er beklagt die zunehmende Abkapselung seiner Frau und möchte nicht nur eine Randnotiz in ihrem Terminkalender sein. Fiona hat jedoch wiedermal keine Zeit für ihn, denn der nächste Fall wartet schon auf sie. Ein siebzehnjähriger Junge liegt im Sterben und seine Eltern verweigern aus religiösen Gründen eine lebensnotwendige Bluttransfusion. Fiona muss sich zwischen der menschlichen Würde und dem Leben eines Kindes entscheiden.

Dilemma

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Das Drama basiert auf dem gleichnamigen Roman von Bestsellerautor Ian McEwan, der bereits die Buchvorlage für den Oscar-nominierten Film „Abbitte“ lieferte. Die Erzählung schafft es auf geschickte Art und Weise, den Zuseher in ein moralisches Dilemma zu locken, bei dem die eigenen Moralvorstellungen auf die Probe gestellt werden. Dieser dramaturgische Kniff zwingt das Publikum dazu, aktiv zu werden und sorgt für ein spannendes Kinoerlebnis, über das man noch lange nachdenken wird. Ewans Erzählstruktur erinnert dabei sehr stark an die des deutschen Bestseller Autors Ferdinand von Schirach, der es ebenfalls gekonnt versteht, seinen Blick auf die Graubereiche im Rechtsstaat zu richten. Wo endet die menschliche Würde und wo fängt die Verantwortung des Staates an? Wie viel Eigenverantwortung trägt eine Richterin bei einer Urteilsverkündung? Ein fein gestricktes Drama über Gerechtigkeit und Religion.

Tucci in Topform

Neben dem Gerichtsprozess geht Regisseur Richard Eyre auch auf das Privatleben der Richterin ein. Er verschafft uns damit einen Einblick in eine Welt, die man im Kino nur selten zu Gesicht bekommt. Der Großteil der Gerichtsfilme konzentriert sich auf das Geschehen im Verhandlungssaal und auf die Beziehung zwischen Juristen und ihren Mandanten, doch hier bleiben die Figuren nicht nur Talarträger, sondern werden auch als Menschen ernst genommen. Es gäbe für die Charaktere wohl keine geeigneteren britischen Schauspieler als Emma Thompson und Stanley Tucci. Thompson ist hier das englischsprachige Äquivalent zu Isabelle Huppert und meistert den Balanceakt zwischen menschlicher Fürsorge und gesetzlicher Härte mit Bravour. Ihr Leinwandpartner Tucci gibt seiner Figur eine humorvolle Doppelbödigkeit. Man hätte den von seiner Frau nicht geliebten Universitätsprofessor auch als mürrischen alten Mann darstellen können, doch Tucci entschied sich für eine fast jugendliche Variante seiner Figur. Ein Geniestreich, der hoffentlich noch mit einem Filmpreis gewürdigt wird.

Berührend

Wer sich nach einem anspruchsvollen Film, der einen zu Tränen rührt, sehnt, ist hier genau richtig. Ein jüngeres Publikum dürfte „Kindeswohl“ jedoch nicht so viel abgewinnen.

7 von 10 Geschworenen

 

Özgür Anil

Kindeswohl

— The Children Act

Eine Londoner Familienrichterin steht vor der schwerste Entscheidung ihres Lebens, als sie mit dem Fall eines krebskranken Jungen betraut wird.

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