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© Warner Bros.

Filmkritik

"100 Dinge": Nackt und ohne Kaufkraft in Berlin

Matthias Schweighöfer und Florian David Fitz führen uns in dieser Komödie unreifes Konsumverhalten vor.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

12/06/2018, 02:55 PM

Was wären wir ohne all die kleinen Dinge, die unser Alltagsleben so erträglich und angenehm machen? Der Film zeigt es uns: wir wären ziemlich entblößt. Die beiden Hauptfiguren Paul und Toni stehen buchstäblich nackt da, weil sie eine verrückte Wette abgeschlossen haben. Sie fangen für 100 Tage noch einmal ganz von vorne an und verdienen sich alle 24 Stunden einen neuen Gebrauchsgegenstand dazu. Grund für die Aktion war eine besoffene Geschichte, aber da es für den Verlierer um viel Geld geht, und die Angestellten des Start-up-Unternehmens der beiden Männer davon profitieren würden, hat man sie beim Wort genommen.  Und so finden sie sich am nächsten Morgen zwar ernüchtert, aber im Adamskostüm wieder und müssen sich jetzt ohne Haarwuchspillen oder Smartphone durchschlagen.

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Ein Film mit Botschaft

Matthias Schweighöfer und Florian David Fitz machen zwei Jahre nach „Der geilste Tag“ wieder gemeinsame Sache und spielen erneut ein extremes Freundespaar. Paul (Fitz) ist ein versponnener Programmierer, der eine sensationelle App entwickelt hat, die Siri und Alexa alt aussehen lässt, Toni (Schweighöfer) ein selbstverliebter Marketingtyp, der die Erfindung des Freundes an den Mann bringen möchte – und dieser Mann ist der US-Milliardär David Zuckermann. Alles klar, wer damit gemeint ist? Dieser Film hat nämlich eine Botschaft: uns soll deutlich gemacht werden, wie sehr wir von Konsumzwang und Konkurrenzdruck deformiert wurden.

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Leben im Storage-Lager

Immerhin genießen Fitz und Schweighöfer offensichtlich nicht nur ihre Nacktrollen (so betätigen sie sich einmal als Flitzer im frühmorgendlichen Berlin), sondern verfügen obendrein über ein perfektes komödiantisches Timing. Die Geschichte selbst hat satirischen Biss, erscheint in einigen Momenten dann aber auch wieder recht platt und vordergründig. Vor allen eine Liebesgeschichte mit einer geheimnisvollen Frau (Miriam Stein), die ein modebewusstes Zweitleben im Storage-Lager zu führen scheint, ist allzu konstruiert und will uns unbedingt noch einmal die Folgen von zwanghaftem Konsumverhalten vor Augen führen.  Zu Kontrastzwecken eingesetzt wird hingegen die Großeltern- und Elterngeneration (verkörpert durch Katharina Thalbach bzw. Hannelore Elsner und Wolfgang Stumph).

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Finnische Doku als Vorlage

Als Inspirationsquelle diente Fitz, von dem auch das Drehbuch stammt, übrigens der Selbstversuch des Finnen Petri Luukkainen: in der Doku  „My Stuff“ zeigt der Mann aus dem Norden 2013, wie er sich ein Jahr lang täglich einen Gegenstand aus seinem früheren Besitz zurückholte, um herauszufinden, ob er die Dinge wirklich brauchte. So viel Zeit lassen sich die beiden deutschen Freunde nicht, denn bei ihnen muss alles viel schneller gehen. Was ja gar nicht schlecht ist. Umso rascher erreichen wir das vorhersehbare Happy End mit einem – natürlich nackten – Schweighöfer und der Aussicht auf eine utopische Zukunft, in der Smartphones nicht mehr unser Denken übernehmen.

 

Zwei Männer haben gewettet, dass sie 100 Tage ohne die Gebrauchsdinge des täglichen Lebens auskommen.

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