Filmkritiken

ABENDESSEN STATT LIEBESHUNGER

von

Alexandra Seibel
Alexandra Seibel

11/14/2012, 11:00 PM

Die größte Entdeckung in Florian Flickers neuem Spielfilm sind die niederösterreichischen March-Auen. Die Sumpflandschaft an der Ostgrenze, sie zeigt sich in ungeahnter Schönheit. Man fühlt sich in einen tropischen Urwald versetzt, in dem jederzeit Soldaten auf einen schießen könnten. Dann wieder öffnen sich Wiesen, Bahngeleise und ein altes Gasthaus mit Holzveranda. Ein wieherndes Pferd biegt ums Eck – wie in einem Western.

Florian Flicker und sein Kameramann Martin Gschlacht inszenieren die ehemalige Sperrzone des Eisernen Vorhangs als fantastische, „filmische“ Orte. Als archetypische Schauplätze für Urszenen des Genre-Kinos: Gewalt, Sex, Verrat und Tod.

Solch ein erdiges Szenario – eine Frau zwischen zwei Männern – pflanzt Flicker inmitten seiner Landschaft. Das Problem dabei ist, dass sein Trio nicht halb so charismatisch ist wie die Au.

Dabei ist der Film- und TV-Routinier Andreas Lust eigentlich eine gute Wahl. Doch als Partner der jungen Slowakin Jana (Andrea Wenzl), mit der er ein abgetakeltes Gasthaus führt und vom Golfhotel träumt, wirkt selbst er ratlos. Er spielt Hans, der illegale Flüchtlinge nach Österreich schleppt und das Bundesheer im Nacken hat. So gesehen kommt es ihm gerade recht, dass ein Soldat sich in seine Jana verguckt und weniger auf die Grenze aufpasst. Wie nicht anders zu erwarten, entspinnt sich zwischen Jana und dem Soldaten Leidenschaft und droht, das Beziehungsgefüge in die Luft zu sprengen.

Zumindest theoretisch. Man kennt das Motiv des Mannes, der seine Frau als Köder auslegt, aus Filmen wie Godards „Die Verachtung“. Auch tödliche Liebestrios sind Wiedergänger der Filmgeschichte mit Klassikern wie „Wenn der Postmann zweimal klingelt“. All dies fällt einem ein, man spürt es aber leider nicht.

Denn Flicker gelingt es kaum, Spannung zwischen seine Figuren zu bringen. Das größte Problem ist dabei wohl Stefan Pohl als Soldat. Nie lässt er als Beziehungsangreifer das notwendige Maß an Hingabe oder sexueller Gier aufblitzen. Stattdessen tritt er als Wiener Schnösel auf, der sich dreist an den Tisch setzt und den Schweinsbraten des Ehemannes verspeist. Was bleibt, wie gesagt, ist der Schauwert der Landschaft. Die Klangtupfer der Sängerin Gustav verfremden die Au exquisit. Dabei lässt sich wunderbar vorstellen, wie sich dort Geschichten über Gewalt, Sex, Verrat und Tod abspielen... könnten.

KURIER-Wertung: *** von *****

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