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Filmkritik

"Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln": Zeitreise einer emanzipierten Frau

Mit der literarischen Vorlage von Lewis Carroll hat dieses zweite Alice-Abenteuer nichts mehr zu tun, unterhaltsam und kindergerecht nach Disney-Norm ist es aber allemal.

05/25/2016, 08:25 AM

Lewis Carroll hat seine Alice zweimal ins Wunderland geschickt, also war zu erwarten, dass Mia Wasikoswka früher oder später ebenfalls eine Nachfolgetour ins seltsame Unterland antreten durfte. Abgesehen von der Hauptdarstellerin, treffen wir auch ansonsten auf lauter verrückt kostümierte alte Bekannte: Helena Bonham Carter mit Herzmündchen und Wasserkopf schmiedet wieder böse Pläne; in strahlendes Weiß gehüllt tritt Anne Hathaway als ihre Filmschwester in Erscheinung (deren ach so gutes Image aber nun ein paar dunkle Flecken aufweist), und wenn Johnny Depp in der Maske des Mad Hatters auch noch Popsongs singen würde, müsste man ihn vollends für Madonna halten (wer das nicht glaubt, werfe doch einfach einen Blick aufs Filmplakat).

Fortsetzung ohne Tim Burton

Bloß einer fehlt in diesem exzentrischen Reigen: Tim Burton hinter der Kamera. Hatte er keine Lust mehr, dreht er aus Prinzip keine Fortsetzungen zu eigenen Werken (was nicht stimmen kann, da er gerade an einem „Beetlejuice 2“ arbeitet), oder fehlte ihm einfach die Zeit (klingt auch nicht sehr plausibel, denn immerhin spielt hier „die Zeit“ selbst eine Hauptrolle). Wie dem auch sei - an seiner Stelle hat jedenfalls James Bobin die Regie übernommen, dessen Betrag zur Kinowelt bisher in den zwei „Muppets“–Filmen bestand.

Während Burton im ersten Film Motive aus den beiden Carroll-Büchern wild durcheinandergemixt hatte, braucht man in der Fortsetzung gar nicht erst mit einer Geschichte zu rechnen, die sich eng an die literarische Vorlage hält. Eine nach wie vor rebellische Alice hat einen schweren Stand im viktorianischen England, wo der Ton von Männern angegeben wird. Ehe sie eine schwierige Entscheidung trifft, kehrt sie zunächst ins Wunderland zurück, weil der Verrückte Hutmacher aus Sehnsucht nach seiner totgeglaubten Familie gefährlich krank geworden ist. Mittels einer Chronosphäre genannten Metallkugel unternimmt Alice mehrere Zeitreisen, um die Vergangenheit zu verändern.

Baron Cohen als personifizierte Zeit

Obwohl „ Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln“ also mit Carrolls Schöpfungen kaum noch etwas zu tun hat, ist der Besuch des wunderbunten Kinoabenteuers keine Zeitverschwendung: dafür sorgt schon Sascha Baron Cohen in seiner unterhaltsamen Rolle als personifizierte Zeit – ein Herr Ticktack, in dessen Schädel Zahnräder surren.

Zu viel des Wunderbaren will man dann aber doch nicht geboten gekommen: das kann nämlich gesundheitsschädlich sein. Der Anfang des Films führt uns auf hohe See und da sich bei der Pressevorführung offenbar ein Fehler im Abspielen der 3D-Version eingeschlichen hatte, drohte man wirklich Seh-Krank zu werden, weil das Bild seltsam flackerte und eine merkwürdig spiegelnde Tiefenschärfe aufwies, bevor es korrigiert wurde. 7 von 10 scharfsichtigen Zeit-Punkten.

franco schedl

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