Filmkritiken

ANTIKE EXPENDABLES

von

Franco Schedl
Franco Schedl

09/02/2014, 10:00 PM

Was wissen wir schon über Herkules? Die paar dürftigen Details über seine berühmte Herkunft, die bereits in der Wiege abgewehrte Schlangen-Attacke oder seine legendären 12 Arbeiten sind doch nur Belanglosigkeiten im Vergleich zu dem neuen 3D-Abenteuer aus Hollywood: da darf „The Rock“ Johnson seine Muskelstärke unter Beweis stellen und zwar im Verein mit einem ganzen Team ähnlich wehrhafter Kämpfernaturen (dadurch steigert sich halt das Identifikationsangebot für die jugendliche Zielgruppe) . Gemeinsam metzeln sie sich als antike Expendables durchs klassische Griechenland, und die Filmkamera würde dabei die ganze Zeit wahnsinnig gerne einen speziellen „300“-Look nachahmen, was ihr aber in keinem Moment gelingt.

Auch ansonsten haben die Filmemacher wenig Glück im Bemühen, uns zu begeistern. Da hilft der Drehbuchtrick herzlich wenig, Hercules als ziemlich brüchige Figur darzustellen: Sein Ruf ist nämlich hier stark angegriffen, da er offenbar im Zustand geistiger Umnachtung seine Frau und Kinder getötet hat. Nun zieht er mit seiner Truppe umher und übernimmt für genügend Gold jeden Auftrag, aber im Bedarfsfall behält sein moralisches Bewusstsein selbstverständlich die Oberhand.

Wie einem modernen Söldner vom Format eines Rambo kann es nämlich auch dem alten Helden passieren, dass er von einem Auftraggeber hereingelegt wurde und dann die letzte halbe Stunde der Filmhandlung damit verbringen muss, sich und seine Getreuen gegen eine bis an die Zähne bewaffnete Übermacht zu schützen. So vergehen zwar auch die Minuten, aber echte Mitfiebern und Mitfühlen will keines aufkommen, weil diese Figuren viel zu uninteressant ausgefallen sind. Die alten italienischen Sandalenfilme hingegen mögen in ihrer technischen Umsetzung eher lachhaft sein, aber auch noch im schlechtesten von ihnen gab es überzeugendere Charaktere als in diesem Hochglanzprodukt.

Der einzig interessantere Aspekt ist das Spiel mit Wahrheit und Legende: Das Wunderbare wird aufs Gewöhnliche zurückgeführt, denn auch die vermeintlichen Zentauren entpuppen sich als normale Krieger auf Pferden – und Herkules kommentiert das einmal lakonisch mit „Fucking Centaurs“. Immerhin verfügt Herkules in Gestalt seines Neffen über einen hervorragenden PR-Agenten, der die Geschichten über alle Abenteuer immer grandioser ausspinnt.

Ob Herkules nun tatsächlich ein Göttersohn ist und übermenschliche Kräfte besitzt ist zweitrangig – es reicht, wenn er an seine eigenen Fähigkeiten glaubt, um zur Hochform aufzulaufen (was aber nicht immer der Fall ist, denn während er im einen Moment Pferd samt Reiter durch die Luft wirbelt, kann er im nächsten von einem Feind ganz problemlos niedergeschlagen werden). Jedenfalls darf man hoffen, dass wirklich keine griechischen Götter mehr existieren und der Olymp verwaist ist, damit sie sich nicht über diesen Film ärgern müssen. 5 von 10 mottenbefallene Löwenhäute.

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Mit "Hercules" schuf Erfolgsregiesseur Bret Ratner ein actiongeladenes, monumentales Epos, das ein neues, aufregendes Kapitel aus dem Mythos um den griechischen Halbgott Hercules enthüllt.

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