Filmkritiken

AUF DAS KIND VERGESSEN

von

Alexandra Seibel
Alexandra Seibel

07/10/2013, 10:00 PM

Der Albtraum jeder Kindheit. Die Eltern vergessen, einen von der Schule abzuholen. Die Mutter wechselt die Schlösser, der Vater drischt gegen die Tür. Streitende Stimmen im Wohnzimmer, wenn man eigentlich schlafen sollte. Der Vater beginnt eine Affäre mit dem Kindermädchen. Die Mutter holt sich einen jüngeren Lover.

Als Henry James seinen Roman „What Maisie Knew“ 1897 schrieb, war in England gerade das Sorgerecht für beide Eltern eingeführt worden. In der feinfühligen Adaption des US-Regie-Duos Scott McGehee und David Siegel entbrennt der Ehekrieg im gegenwärtigen Designer-Ambiente einer wohlhabenden New Yorker Familie. Bemüht darum, möglichst aus der Kinderperspektive von Maisie zu erzählen, halten sie die Kamera viel auf Hüfthöhe, zeigen die Erwachsenen oft nur bis zur Taille. In Onata Aprile haben sie noch dazu eine entzückende Siebenjährige gefunden, deren liebreizendes Gesicht den Blick bezaubert. Mit herzzerreißender Vertraulichkeit lässt sich Maisie hin- und herschieben, und wandert widerspruchslos von einer Hand zur anderen.

Die Eltern – zwei egozentrische Endvierziger – interessieren sich in erster Linie für sich selbst. Besonders die hervorragende Julianne Moore spielt die Rockstar-Mutter, deren Karriere nicht mehr so toll läuft, als souveräne Balance zwischen verbiestert und verwundet. In hektischer Atemlosigkeit übergeben sich die Eltern oder deren neue Partner gegenseitig das Kind. Und einmal geht Maisie dabei sogar verloren.

Trotzdem bleibt das Drama der wechselseitigen Beziehungen in sanfter Schwebe, untermalt mit (viel) seelenvoller Musik. Da, wo die Mutter unfähig ist, springt das Kindermädchen als Lichtgestalt ein. Wo der Vater versagt, hält der neue Mann der Mutter – total sympathisch: Alexander Skarsgård – dem fremden Kind die Stange.

Einen Hauch zu sehr verlassen sich die Regisseure allerdings auf die Niedlichkeit des Mädchens, auf das geschmackvolle Ambiente der Upper Class und den makellosen Dresscode gut aussehender Menschen. Die Schönheit der Oberflächen federt das Familiendrama ab, bettet es immer wieder weich ein und lässt es gegen Ende hin fast ins Märchenhafte gleiten.

Henry James’ endet seinen Roman mit der Frage, was Maisie eigentlich wusste. Auch der Film weiß darauf keine Antwort.

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Als sich die Eltern der sechsjährigen Maisie scheiden lassen, wird das Vertrauen des Mädchens in Erwachsene auf eine schwere Probe gestellt.

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