Filmkritiken

BESSER TIEFGEKÜHLT ALS TOT

von

Alexandra Seibel
Alexandra Seibel

06/17/2015, 10:00 PM

Nicht jeder Finne weiß, wie der amerikanische Präsident aussieht. Irgendwo im Norden Lapplands kann es schon passieren, dass der mächtigste Mann der Welt seinen Pass zücken muss, um seine Identität zu beweisen. Das tut er umso lieber, wenn ein dreizehnjähriger Finne dabei Pfeil und Bogen auf seinen Bauch richtet.

Es ist unschwer zu erraten, welchen US-Präsidenten Samuel L. Jackson in diesem kurzweiligen Finnen-B-Movie parodiert. Die Zeitung auf seinem Schoß betitelt ihn gnadenlos als "Lahme Ente". Diese Meinung teilt auch sein oberster Sicherheitschef: Der Präsident könne nicht einmal einen Klimmzug machen, geschweige denn ein Land führen. Kein Wunder, wenn ihn ein paar Terroristen vom Himmel schießen.

Und so stürzt die Air Force One gleich in den ersten Minuten recht beeindruckend über dem Norden Finnlands ab. Der verblüffte Präsident landet auf einer Lichtung, verliert einen Schuh und wird von dem 13-Jährigen zur Passkontrolle aufgefordert.

Die Rettung des US-Präsidenten vor den Terroristen als großes Buben-Abenteuer erinnert stark an eine Steven-Spielberg-Fantasie. Überhaupt winken die Action-Knaller der 80er-Jahre von jeder Ecke dieses knackigen 90-Minüters, der einem wie geölt die Kehle hinunter fließt.

Speziell Jackson als US-Präsident macht dabei eine witzige Figur. Fehlt nur noch das Tarantino-Script. Der Präsident erzählt dem Buben, wie er einmal eine wichtige Rede gehalten habe – trotz eines Pissflecks auf der Hose. Eine Lektion fürs Leben. Danach wird er von dem Terroristen mithilfe einer Tiefkühltruhe eingefangen. Mit vorwurfsvollem Blick, aber ohne sonderlich Widerstand zu leisten, steigt der Führer der freien Welt ins Gefrierfach und weigert sich, wieder heraus zu kommen. Lieber tiefgekühlt als tot. Erst, nachdem ihm der 13-Jährige gut zuredet, lässt er sich von einem Fluchtversuch überzeugen.

Aber auch der Rest der Filmbesatzung verbreitet beste Laune. Die Kommandozentrale im Pentagon wirkt beispielsweise recht entspannt. Der oberste Terrorismusspezialist – ein herrlicher Jim Broadbent – mampft unbeeindruckt sein Salatsandwich, als würde er nicht den wichtigsten Mann im Staat suchen, sondern die Sportschau kommentieren.

Was den Terroristen antreibe, will der Vizepräsident wissen. Normalerweise Geld, Sex oder Gott, weiß der Spezialist. Doch dieser hier sei ein "überprivilegierter Psychopath" und wollen den Präsidenten ausstopfen. Das finden selbst dessen größte Gegner übertrieben. Zum Glück greift der kleine Finne durch. Zeit für US-Selbstironie – sogar für die Navy SEALs.

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