Filmkritiken

BLUTIGE HOMMAGE AN DEN SPIONAGE-FILM

von

Alexandra Seibel
Alexandra Seibel

03/10/2015, 11:00 PM

Ein Bösewicht, der lispelt, wird gerne unterschätzt. So wie Samuel L. Jackson als Internet-Millionär mit Weltvernichtungsplänen: Er kann Menschen so manipulieren, dass sie sich in Wutbürger verwandeln und einander zerfleischen. Damit würde sich das Problem der Überbevölkerung von selbst erledigen. Es sei denn, eine Gruppe britische Geheimagenten könnte ihn daran hindern: Mit Schirm, Charme und Melone, giftigen Füllfedern und explodierenden Feuerzeugen.

Klingt nach James Bond, ist es aber nicht. "Kingsman: The Secret Service" versteht sich als eine Art blutrünstige Spionage-Hommage in edler Star-Besetzung. Mit Colin Firth als Spion Harry Hart im eleganten Zweireiher – und Samuel L. Jackson als sein Widersacher im Gangster-Prolo-Outfit.

Warum er den Bösewicht als Lispler spiele, wurde Jackson in zahlreichen Interviews gefragt. Weil er als Kind ganz fürchterlich gestottert habe, antwortete Jackson freimütig. Und weil er dabei gelernt habe, immer schlauer zu sein als jene Leute, die damals auf ihn herabgesehen hätten.

Nun denn: Der Bösewicht lispelt nicht nur, er kann auch kein Blut sehen, ohne sich zu übergeben. Was Brit-Regisseur Matthew Vaughn ("Kick-Ass") aber keineswegs davon abhielt, die bizarrsten Gewaltorgien zu inszenieren. Köpfe explodieren wie überreife Kürbisse, Kirchenbesucher spalten einander die Leiber mit Spitzhacken – vielleicht liegt die seelenlose Nonchalance der Gewaltausbrüche ja auch daran, dass "Kingsman" auf einem Comic basiert.

"Die alten ,Bond-Filme sind immer so gut wie ihre Bösewichter", sagt Colin Firth einmal doppeldeutig zu seinem schwarzen Gegenspieler. Dieser hat ihm gerade Dinner serviert: Auf teurem Silbergeschirr einen – haha! – Big Mac von McDonald’s.

So einen Schmäh hätte man einem weißen Bösewicht nicht zugemutet, beschwerte sich der Filmkritiker vom New Yorker.

Aber auch Colin Firth als Harry Hart bleibt ziemlich alleingelassen als Gentleman-Spion, der sich im Angesicht zynischer Action um einen charmanten Tonfall bemüht. Er steht in der Schuld eines verstorbenen Ex-Kollegen und kümmert sich um dessen verwahrlosten Sohn. Dieser wird zum Top-Spion ausgebildet und ins Top-Spion-Internat gesteckt. Dort soll er seine proletarischen Manieren ablegen und Töten lernen wie ein Aristokrat.

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