Filmkritiken

BOMBAST UND DRAMA IM EINKLANG

von

Flora König
Flora König

05/14/2013, 10:00 PM

Baz Luhrmann gilt als Profi, wenn es um dramatische Liebesfilme geht, hat er doch mit großem Erfolg 1996 Shakespeares „Romeo & Julia“ neu adaptiert und 2001 mit dem funkelnden „Moulin Rouge“ den Musical-Film neu definiert. Bei ersterem konnte er mit Leonardo DiCaprio einen Jungstar für die Rolle des Romeos an Land ziehen, der nach seinem belächelten Auftritt in „Titanic“ mit genialen Rollen unter anderem in „Departed“ oder „Shutter Island“ einer der gefragtesten und meist unterschätzten Schauspieler unserer Zeit geworden ist. Bei der Verfilmung des Romans von F. Scott Fitzgerald setzt Luhrmann nun erneut auf den engagierten Umweltschützer und damit aufs richtige Zug-Pferd. Auch die anderen Darsteller können überzeugen, doch dazu später…

Nick Carraway hat einen Traum: ein großer erfolgreicher Schriftsteller möchte er sein, angesehen und vor Ideen übersprudelnd. Doch ohne finanzielle Mittel geht im reichen New York erst mal gar nichts und so lässt sich der junge Mann in einer bescheidenen Hütte am Strand von Long Island nieder und dümpelt in seinem Leben als Finanzberater so dahin. Großkotzig, pompös, reich, angeberisch, verschwenderisch, oberflächlich – das alles möchte er nicht sein und doch ist sein Nachbar Jay Gatsby genau so einer von den oberen 10.000. Jedes Wochenende steigen riesige Partys nebenan, die die feiernde Masse der 1920er in ihren Bann zieht – schließlich ist man nur jemand, wenn man in der großen prächtigen Villa des Millionärs mit dabei ist. Als Gatsby Nick persönlich einlädt, erlangt er einen Einblick in das Leben eines geheimnisvollen Mannes, der alles andere als oberflächlich agiert. Im Grunde seines Herzens möchte er niemand anderem imponieren als seiner großen Liebe Daisy, Nicks Cousine, und ganz zufällig steht die mächtige Villa genau am anderen Ufer, gegenüber von ihrem Haus. Die junge Frau ist mit dem Profisportler Tom Buchanan verheiratet, hat eine Tochter und lebt in Saus und Braus im Schein der reichen Gesellschaft, die nebst Selbstliebe und berauschenden Nächten nur wenig für wahre Gefühle übrig lässt. Als sie bei einem Besuch ihres Cousins Nick eines Tages auf ihre Jugendliebe Gatsby trifft, gerät ihr Leben aus den Fugen und das Drama ist vorprogrammiert…

Man kann Luhrmann nicht vorwerfen, dass er sich nicht bemüht hätte, aber man kann eindeutig sagen, dass VIEL eben auch zu viel sein kann. Der Prunk jener reichen Gesellschaft wird passend zum Thema überdeutlich zur Schau gestellt, und doch fühlt man sich nach dem Film etwas erschlagen durch die gewaltigen Bilderfluten. Einerseits lässt Luhrmann das sogenannte Jazz-Age wieder aufleben, andererseits wird dieses Flair zu oft durch den modernen Musikeinfluss zerstört. Während das ein oder andere Lana Del Ray-Lied sich stimmig in eine Szene schmeichelt, verwirrt ein Gangsta-Rap-Lied auf einer Fahrt durch das New York der 1920er.

Abgesehen von diesen Bemängelungen kann der Film aber mit großartigen Schauspielern, tollen Kostümen und Kulissen aufwarten. Leonardo DiCaprio schafft es mühelos, Gatsbys feinfühligen, romantischen und doch etwas wahnsinnigen Charakter darzustellen und hierfür sollte jetzt endlich mal ein Oscar in sein Regal wandern. Carey Mulligan und Joel Edgerton überzeugen als „Roaring Twenties“-Ehepaar mit ihren von Reichtum und Langeweile geprägten High-Society Leben. Tobey Maguire schlüpft als Nick Carraway in die eigentlich wichtigste Erzähler-Rolle und kann durchaus mit seinen Kollegen mithalten.

Entweder man mag Baz Luhrmanns Werke oder eben nicht – wer „ Moulin Rouge“ toll fand, wird auch mit dem „großen Gatsby“ sein funkelndes Kino-Glück finden und der Rest kann sich auf gute zweieinhalb Stunden Bildspektakel mit 8 vollen Moet Champagnergläsern einstellen.

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