Filmkritiken

Bombastisches Hobbit-Finale

Sehr weit ist der Weg, den Martin Freeman als Titelheld Hobbit Bilbo zurück legt, um mit seinen dreizehn Zwergen in der Drachenhöhle von Smaug zu landen.

von

Alexandra Seibel
Alexandra Seibel

12/12/2013, 11:00 PM

Manchmal weiß Peter Jackson einfach nicht, wann es genug ist. Zwar schlägt er im zweiten Teil seiner Adaption von J. R.R. Tolkiens „"Der Hobbit“" einen flotten Erzählton an und findet meist einen lässigen Rhythmus zwischen spritziger Action und schwergewichtigem Melodram. Doch bei aller Begeisterung für Jacksons bildgewaltige Fantasy-(Männer-)Welt der bärtigen Zwerge, blonden Kampf-Elben und bleichen Killer-Orks: Gegen Ende der 161 ausgefeilten Erzählminuten tritt trotz toller Schauwerte doch ein großes Maß an Erschöpfung ein. Denn sehr weit ist der Weg, den Martin Freeman als Titelheld Hobbit Bilbo zurück legt, um mit seinen dreizehn Zwergen in der Drachenhöhle von Smaug zu landen.

Wer es vergessen haben sollte: Wir befinden uns in Mittelerde, 60 Jahre vor „ Herr der Ringe“. Bilbo versucht mit Zauberer Gandalf und den Zwergen deren verlorenes Reich zu befreien.

Zu Beginn leistet Ian McKellen als pathosgeladener Gandalf den Kleinwüchsigen noch Gesellschaft. Am Rande eines düsteren Waldes macht sich der Wallebart jedoch aus dem Staub. Von da an müssen sich die Zwerge alleine durch zwielichtiges Wurzelwerk schlagen. Und werden prompt von abscheulichen, famos Computer-getricksten Riesentaranteln attackiert. Diese Einlage sorgt speziell in 3-D für herrlich hohen Ekelfaktor: Die Langbeiner sind nicht nur widerlich anzusehen, sie verpacken die Zwerge auch noch säuberlich in Säckchen. Selbst gesponnen, versteht sich.

Den Spinnen mit knapper Not entgangen, fällt die Zwergen-Partie den völlig humorlosen Elben in die Hände. An dieser Stelle hat Peter Jackson den strengen Tolkien-Erzählpfad verlassen und zur Auflockerung der Geschlechterverhältnisse einen weiblichen Kampf-Elb erfunden. Die schöne Tauriel (Evangeline Lilly aus „Lost“) mischt zarte Worte unter die Kurzen („Für einen Zwerg ist er ziemlich groߓ) und sorgt für einen Hauch romantischer (Ent-)spannung.

Eine überaus unterhaltsame, rasant choreografierte Flucht der Zwerge in Holzfässern bildet einen weiteren Höhepunkt und bringt etwas Sonnenlicht ins eher düstere Bildgeschehen. Denn Jacksons technisch perfekt ausgearbeitete, detailschöne Hobbit-Welt ist oft bleiern, steingrau und lichtbefreit – ein Umstand, der das mehrstündige Sehvergnügen nicht unbedingt erleichtert.

Im letzten Drittel bedarf es dann nochmals einer großen erzählerischen Kraftanstrengung, um die Geschichte ins Finale zu stemmen. Dunkelheit herrscht in der Drachenhöhle, die sehr treffend Einöde heißt. Smaugs erster Auftritt entbehrt aber nicht einer gewissen Komik: Bilbo surft gerade wie Dagobert Duck zwischen unzähligen Goldtalern umher, als sich unter den Münzen plötzlich ein gelbes Auge öffnet.

Smaug selbst ist ein echtes CGI-Meisterstück, mit seinem schwarzen Leib, in dem das Feuer glüht, prächtig anzusehen. Allerdings gehört er zu den geschwätzigsten Drachen, die die Welt je gesehen hat: Das Reptil hört sich sichtlich gerne reden und bringt das Maul gar nicht mehr zu. In gestochener Sprache legt die Echse los, sinniert über Gott und die Welt – und irgendwann fällt es einem wieder ein: Benedict „Sherlock“ Cumberbatch ist es, der im englischen Original so gescheit aus dem Drachenbauch heraus schwadroniert. Er hätte sich eindeutig kürzer fassen können – aber kurz geht bei Peter Jackson ja bekanntlich gar nichts.

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