Serien-Review: Chilling Adventures of Sabrina (Netflix)

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Serien-Review

Chilling Adventures of Sabrina: Düster, mysteriös und schön anzuschauen

Die neue Mystery-Serie von Netflix ist weder besonders gruselig, noch besonders witzig, aber sehr mysteriös. Die Handlung plätschert visuell ansprechend dahin.

von

Erwin Schotzger
Erwin Schotzger

10/29/2018, 01:43 PM

Vampire, Werwölfe, Hexen und Dämonen, ja sogar ekelige Zombies und der Leibhaftige selbst können Teenager im pubertären Liebestaumel nicht erschüttern. Im Gegenteil: Ein düstere Prise Mystery gehört spätestens seit dem Erfolg der "Twilight Saga" bei jeder Jugendserie im Fernsehen zum guten Ton. Zur Grundausstattung gehört auch noch eine Teenie-Clique, die typische Charaktere und Konflikte widerspiegelt. Die Gesichter der Schauspieler sollten ohne Probleme auch das Cover eines angesagten Fashion-Magazins zieren können. Für das Umfeld, in dem sie sich bewegen, scheint das smarte Design eines IKEA-Kataloges als Mindeststandard zu gelten. Damit sind eigentlich schon alle wesentlichen Merkmale der neuen Netflix-Serie "The Chilling Adventures of Sabrina" erwähnt: düster, mysteriös und schön anzuschauen.

 

Teenie-Serie mit klassischen Horror-Elementen

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Sabrina Spellman (Kiernan Shipka) ist halb Hexe, halb Sterbliche (wie normale Menschen von den Hexen genannt werden). Ihr Vater war einer der mächtigsten Hexenmeister und Mitglied des einflussreichen Hexenrates, ihre Mutter eine Sterbliche. Beide sind vor Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Seither lebt Sabrina bei ihren Tanten Hilda (Lucy Davis) und Selda (Miranda Otto), die beide Hexen sind.

An ihrem 16. Geburtstag steht für Sabrina der "Dark Baptism" an. Nach der Satanisten-Taufe ist sie sozusagen offiziell ein Kind des Satans und damit Teil der Hexengemeinschaft. Damit hätte die liebe Sabrina an sich kein Problem. Satanismus ist schließlich nur eine Religion wie jede andere. Danach geht's ab in die Hexenschule. Auch damit hätte Sabrina kein Problem. Blöd nur, dass sie dann all ihre sterblichen Freundinnen sowie ihren Freund Harvey Kinkle (Ross Lynch) für immer zurücklassen muss. Das passt ihr gar nicht und führt dazu, dass sie diese schwerwiegende Entscheidung kritisch beleuchtet. So ist Sabrina. Eine brave Streberin, eigentlich sehr angepasst. Doch das ändert sich, als Zweifel am Unfalltod ihrer Eltern aufkommen. Auch der zunehmende Druck ihrer Tanten und des obersten Hexenmeisters, bei dem feierlichen Ritual ihren Namen mit eigenem Blut in das Buch des Satans einzutragen, fördert nicht gerade das Vertrauen.

 

Kurzweilig und mysteriös

Irgendetwas stinkt hier ganz gewaltig zum Himmel. Doch der Mief kommt aus der Gegenrichtung. Der Teufel selbst scheint großes Interesse an Sabrina zu haben. Unbedingt soll sie die Hexenschule besuchen. Auch wenn sie sich dem Satan nicht unterwirft. Doch was plant der dunkle Fürst?

In der Hexen-Community gibt es hingegen Kräfte, die Sabrina loswerden wollen. Und auch in den Minen von Greendale, wo die Familie von Sabrinas Freund Harvey arbeitet, passieren seltsame Dinge. Fragen über Fragen. Von Anfang an setzt die Netflix-Serie auf Mystery!

 

Durchgestylte Grusel-Show

Wie bei "Riverdale" ist auch das Look & Feel von "Sabrina" ein Fest für Augen und Ohren. Das sollte nicht weiter wundern: Die Serie stammt aus dem Haus von "Riverdale"-Produzent Greg Berlanti und war ursprünglich als Spin-Off geplant. In der Kleinstadt Greendale sieht alles aus wie in den 60er-Jahren. Bunte Farbkleckse dienen als Eye-Catcher in einem ansonsten eher eintönigen, düsteren Umfeld: Leuchtreklamen, knallrote Mäntel, strahlend blondes Haar. David Lynch lässt grüßen.

Akustisch weckt die Netflix-Serie nostalgische Erinnerungen an alte Gruselshows wie "Addams Family". Allerdings wird das Gruselszenario – anders als bei der "Addams Family" oder dem populären 90er-Jahre-Vorläufer "Sabrian – Total verhext!" – durchaus ernst genommen. Denn unblutig ist die Serie auch nicht gerade. Doch das edle Design – alles wirkt wie in einem Werbefilm oder Fashion-Magazin – dämpft den Horror deutlich.

In diesem durchgestylten Neo-Noir-Stil mit viel Liebe zum Detail geht es auch bei den Charakteren weiter: Die strenge Tante Selda ist eine spießige Edelsatanistin. Ihre Zigaretten raucht sie (wie eine brünette Morticia Addams) nur mit Zigarettenspitze. Immer wieder preist sie ihren dunklen Meister mit den Worten "Heil Satan". Bei jeder Gelegenheit hackt sie auf ihrer gutmütigen Schwester Hilda herum.

Die gutmütige Tante Hilda steht dem Satanismus wesentlich gleichgültiger gegenüber als ihre Schwester. Sie ist die gute Seele der Familie Spellman, auch wenn sie ihre Seele wohl längst dem Teufel verkauft hat. Unsterblichkeit ist eine der Vorzüge des Hexen-Daseins. Ist die perfektionistische Selda zu genervt von den Unzulänglichkeiten ihrer Schwester kann es schon einmal passieren, dass sie ihr mit einem Hammer den Schädel zertrümmert. Macht ja nichts. Hilda kommt ja immer wieder zurück. Der sporadische Humor von "Chilling Adventures of Sabrina" ist auch recht schwarz.

In Ihrem Spukhaus am Waldrand außerhalb von Greendale betreiben die Tanten ein Bestattungsunternehmen. Im dem Haus leben sie gemeinsam mit Sabrina und Ambrose (Chance Perdomo), Sabrinas schwulem Cousin. Er macht die Toten vor deren Begräbnis hübsch. Mit dabei ist natürlich auch Sabrinas magischer Beschützer, der schwarze Kater Salem.

 

Nicht sehr gruselig oder witzig, aber sehr mysteriös

Als cineastische Vorbilder der gruseligen Abenteuer von Sabrina hat Netflix die Horrorklassiker "Rosemaries Baby" und "Der Exorzist" genannt. Doch anders als bei den genannten Vorbildern ist der tatsächliche Horror bei der Netflix-Serie deutlich reduziert. Allerdings fehlt auch der satirische Witz von vergleichbaren Grusel-Serien wie "Addams Family". Dementsprechend plätschert auch die Handlung dahin: mysteriös, in visuell ansprechendem Neo-Noir-Stil, ohne große Schocker, aber auch nicht völlig langweilig.

Aber bei Teenies, die bereits der Mystery-Serie "Riverdale" verfallen sind, wird "Chilling Adventures of Sabrina" ab 26. Oktober auf Netflix wohl offene Türen einrennen.

 

Erwin Schotzger

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