Club 2: Homosexualität

A, 1977

Film

Min.87

Allgemein wird der Beginn einer politischen LesBiSchwulen-Bewegung, trotz früherer Ansätze, mit Stonewall - dem legendären Aufstand 1969 in New York - datiert. In Österreich fing die Geschichte einer politischen Community später an. Gesellschaftspolitische Aktionen blieben ebenso aus wie konkrete politische Maßnahmen. Erst 1971 unter der SPÖ-Alleinregierung Bruno Kreiskys wurde der seit 1852 bestehende Paragraph 129, der Homosexualität unter Strafe stellte, abgeschafft, was davor jahrelang durch die ÖVP verhindert worden war. Von einer organisierten schwulen politischen Bewegung gab es aber noch keine Spur. Mitte der 1970er-Jahre formierte sich in Wien eine lose Gruppe - Coming-out/CO - um Leo Kellermann und Hans Fädler, welche auch das erste offizielle Schwulentreffen in Österreich 1975 organisierten. Zu Beginn der 1980er-Jahre fand das zweite größere Ereignis statt: die Gründung der Homosexuelleninitiative Wien - kurz HOSI. Diese löste noch im selben Jahr einen Skandal aus, nachdem sie im Rahmen der Festwochen alternativ einen Infostand am Reumannplatz installierten, der vom Bezirksvorstand geschlossen und nach zahlreichen Solidaritätsbekundungen wieder eröffnet wurde.
Inmitten dieses gesellschaftspolitischen Klimas entschied sich Günther Nenning - gut ein halbes Jahr nach dem Sendestart der Diskussionssendung am 5.10.1976 - als Gastgeber und Moderator im Club 2, das bis heute vom ORF stark ausgeblendete Thema Homosexualität »ohne großes Aufsehen« zu diskutieren. Die im Ledersofa sitzende, Wein trinkende und rauchende Runde setzte sich aus einem Theologen, einem Soziologen, zwei Lesben und zwei Schwulen zusammen, wovon einer der Letzteren während der gesamten Sendung strickte, was auch zu dieser Zeit schon ungewöhnlich erschien. Überhaupt ist aus heutiger Sicht nicht immer klar, wie historisch die vorgestellten Positionen eigentlich sind bzw. inwiefern sie die Gegenwart unter anderen Umständen noch bestimmen. Von alternativen Lebensmodellen ist die Rede, von klassischen filmischen Repräsentationen, die aufgrund von zwei Filmeinspielungen - STAIRCASE (1969), Regie Stanley Donen und THE KILLING OF SISTER GEORGE (1968), Regie Robert Aldrich - zu Beginn diskutiert werden, von konservativen bis reaktionären Moralvorstellungen hört man oder worin sich heterosexuelle Lebensformen tatsächlich von homosexuellen unterscheiden sollen. Letztlich wird noch live ein Auszug einer Travestie-Show präsentiert und die verantwortliche, sehr aufgekratzte Theaterdirektorin, Topsy Küpers, plus Ensemblemitglied gesellen sich zur Runde. Insgesamt ein spannender, irritierender und durchaus unterhaltsamer Club 2, mit dessen letzter Sendung am 28.2.1995 wohl einer der profiliertesten Diskussionsendungen des ORF zu Ende ging. (Dietmar Schwärzler)

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