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filmkritik

"Coco - Lebendiger als das Leben": Disney lässt die Knochen klappern

Ein mexikanischer Junge wird am “Día de los Muertos“ ins Reich der Toten versetzt und trifft dort auf die Ahnen seiner weitverzweigten Familie.

11/28/2017, 08:38 AM

Mexikaner haben zum Tod eine ganz spezielle Beziehung und feiern jährlich den “Día de los Muertos“, an dem sie mit Musik, Zucker-Totenköpfen und Blumen ihrer Verstorbenen gedenken.

Musik verboten!

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Für den 12jährigen Miguel sind die Vorfahren und Verwandten aber – nicht nur an diesem Toten-Tag – eher eine Last, denn obwohl er für sein Leben gern Musik macht, reagieren in dieser Familie seit Generationen alle allergisch auf melodische Töne und stellen stattdessen lieber Schuhe her. Der Anlass für diesen Hass auf Musik in jeglicher Form geht auf einen Ururgroßvater zurück, der einst seiner Gitarre wegen die Familie in Stich gelassen hat, was man ihm bis heute nicht verzeiht.

Ausflug ins Jenseits

Weil der Familiensegen also wieder einmal schief hängt, bricht Miguel aus Verzweiflung in die Gruft eines berühmten Sängers ein, um sich dort ein Instrument zu beschaffen, doch dabei verletzt er die Totenruhe und muss die Konsequenzen tragen: gemeinsam mit dem leicht trotteligen Straßenhund Dante wird der junge Nachwuchsmusiker ins knallig bunte Totenreich versetzt und trifft dort auf die Ahnen seiner weitverzweigten Familie – und die haben auch als Skelette ihre alte Musikabneigung beibehalten. Immerhin gibt es da einen anderen Toten, der Miguels Leidenschaft für Gitarren eigentlich teilen müsste und so macht sich der Junge auf die Suche nach dem berühmten Knochenmann. In dieser Hinsicht steht ihm dann eine böse Überraschung bevor und obendrein drängt die Zeit, denn falls es Miguel nicht schafft, innerhalb einer Nacht wieder in seine normale Welt zurückzukehren, fällt auch ihm das Fleisch von den Knochen und er muss im Jenseits bleiben.

Pixar-Touch

Die ungewöhnlich ernste und makabre Thematik – sogar Krimielemente sind vorhanden – klingt ganz danach, als hätteTim Burtonhier seine Finger im Spiel gehabt, doch nach wenigen Minuten wird bereits klar, dass wir es tatsächlich unverkennbar mit einem Werk aus dem Hause Disney/Pixar zu tun haben. Wir bekommen eine warmherzige und tiefsinnige Geschichte geboten, die man einfach mögen muss, weil sie gleichermaßen unterhält und ans Gemüt geht. Tief in der mexikanischen Tradition verwurzelt, handelt sie von Vergänglichkeit sowie der Macht unserer Erinnerung, und zeigt, wie belastend und belebend zugleich eine Familie sein kann, da man den Einflüssen der Vorfahren im Guten wie im Bösen nicht entkommt.

Animationskunst

Das alles ist zudem großartig animiert: wenn man ins Gesicht der verhutzelten Urgroßmutter blickt, hat man tatsächlich das Gefühl, dass jede Runzel ihre eigene Geschichte erzählen könnte. Aber auch bei den knallig bunten Phantasiewesen wurde die Fellstruktur eindrucksvoll umgesetzt; und vor den vielen Toten, die auch als Skelette ihre Individualität beibehalten haben, muss man bestimmt keine Angst haben. Der Streuner Dante verfügt übrigens über erstaunliche Selbstbeherrschung: soviel Skelettteile auch durch die Luft wirbeln, der Hund kommt nie auf die Idee, sich einen der leckeren Knochen zu schnappen (zumindest auf dem Filmplakat holt er das dann aber nach).

9 von 10 singenden Totenköpfen

franco schedl

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