Filmkritiken

DAS BLUT-PUZZLE IST ENDLICH GELÖST

von

Franco Schedl
Franco Schedl

11/23/2010, 11:00 PM

Das leistungsstarke Sägewerk, in dem die Amerikaner jährlich zu Halloween Einzug hielten, wird endgültig stillgelegt, weil das Sägeblatt von den vielen abgetrennten Gliedmaßen schon ganz stumpf geworden ist und das gestockte Blut den Mechanismus verstopft hat. 7 Jahre und zahlreiche Todesopfer waren erforderlich, um dieses breit angelegte Blut-Puzzle endlich zu lösen. Die wenigen Überlebenden der früheren Sägearbeit haben sich zu einer Selbsthilfegruppe zusammengeschlossen, was selbstverständlich in eine neue Runde der zwangsweisen Selbstverstümmelung mündet. Die einzige Neuheit besteht darin, dass der Jigsaw-Killer diesmal auch das Publikum zu etwas zwingt – nämlich den Gebrauch von 3D-Brillen.

Erneut durfte Kevin Greutert, Chefcutter der ersten fünf Teile, beweisen, wie viel Sadismus in ihm steckt: gleich sieben der perfiden Versuchsanordnungen warten auf uns und nebenher verfolgt dieser Abschlussteil den nicht unbescheidenen Anspruch, alle ungelösten Fragen der vorherigen sechs Filme in vollendeter Weise aufzuklären.

Die angekündigte Komplizenschaft mit dem Publikum wird gleich beim ersten Tötungsdelikt abgehandelt, das erstmals in vollem Tageslicht auf einem öffentlichen Platz über die Bühne geht: vor einer bruchsicheren Glasfläche drängen sich schaulustige Passanten und schießen Fotos oder filmen mit, während 2 Männer und eine Frau um ihre Leben kämpfen. Soviel zum sozialkritischen Ansatz – die übrigen Spielereien finden wieder im altvertraut-versifften Fabrikambiente statt, das durch die 3D-Brillen zusätzlich verdunkelt erscheint.

Die größte Wandlung im Lauf der Serie hat zweifellos Tobin Bell als diabolischer Mastermind vollzogen: zum Auftakt lag er fast den ganzen Film über als vermeintliche Leiche auf dem Betonboden des Folterkellers, später schrieb er fast alle seine Dialoge selber. Gerade zum großen Finale hätte man sich also von ihm kaum zu zügelnde Redseligkeit erwartet, doch außer ein paar kürzer als kurz geratenen Gastauftritten ist für ihn nicht mehr drin.

Das Werk wirkt wie ein halbherzig zusammengeschusterter Abschluss, der nur an einem möglichst hohen Bodycount Interesse zeigt. Abgesehen von einigen – fast im Minutentakt erfolgenden - g‘schmackigen Abgängen, schaut nicht viel heraus, und die behäbige Todesmaschinerie rotiert im reinsten Leerlauf. Der mittlerweile nur noch peinliche Trick, einen weiteren geheimen Verbündeten des Jigwas-Killers hervorzuzaubern, soll als große Überraschung herhalten und so etwas wie Kontinuität stiften. Man merkt immerhin die gute Absicht, weil alles dort endet, wo es 1994 begonnen hat – im unterirdischen Waschraum des Todes: eine schwere Tür fällt ins Schloss und beschließt endlich, was schon viel zu lang gedauert hat. Die unbefriedigende End-Lösung wird durch die Freude aufgewogen, dass endgültig Schluss ist.

Nachdem nun alles restlos aufgeklärt wäre, bleibt nur noch die bange Frage: Wovor werden sich die Amerikaner bloß beim nächsten Halloween-Fest fürchten?

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