Filmkritiken

DER GARTENZWERG ALS ALIEN-KILLER

von

Franco Schedl
Franco Schedl

09/05/2012, 10:00 PM

Nach dem Mord an einem Nachtwächter will der spießige Gschaftlhuber Evan eine Bürgerwehr ins Leben rufen und schafft es tatsächlich, 3 Mann hoch zu motivieren, sich seinem Sicherheits-Club anzuschließen. Auf ihren nächtlichen Kotrollgängen überanstrengt sich das bierselige Quartett dann eher nicht und kann als größten Erfolg einen eierwerfenden Teenager dingfest machen. Doch spätestens als ihnen eine Bowlingkugel außerirdischen Ursprungs in die Hände fällt, die zerstörerische Lichtblitze verschießt, ahnen sie, dass hier die ganz, ganz Fremden als Bedrohung der 3. Art in ihre US-Vorgartenidylle eingedrungen sind. Jetzt dürfen sie wirklich zeigen, was in ihnen steckt und einen Beitrag zur Stadt- oder sogar Weltrettung leisten.

Da Ben Stiller und Vince Vaughn mit von der privaten Wachpartie sind, ist mit einer gewissen Art von Lustigkeit zu rechnen, die hauptsächlich unter die Gürtellinie zielt und tatsächlich bewährt sich vor allem Letzterer als erstklassiger Mann fürs Grobe – was bleibt einem aber auch anderes übrig, sobald man auf Aliens trifft, denen das Hirn zwischen den Beinen sitzt? Obwohl also großteils die Zoten regieren, reichen einige Momente mit ihrem Humorgehalt beinahe an die kultige britische Zombie-Komödie „Shaun oft he Dead“ heran: etwa wenn eine Alien-Attacke mit Hilfe eines Gartenzwergs effektvoll abgewehrt wird. Doch eigentlich kann der Film als direkte Antwort auf eine viel jüngere SciFi-Horror-Komödie gelten, die ebenfalls aus Großbritannien stammt: während in „Attack the Block“ eine multikulturell durchmischte Jugend-Clique ihren Londoner Sozialbau gegen eine Alien-Invasion verteidigte, wird hier das satirische Spiel mit Fremden- + Körperfeindlichkeit auf amerikanische Verhältnisse übertragen. Immerhin hat „The Watch“ sogar eine Leihgabe aus Übersee aufzuweisen, denn in der Rolle des Jamarcus verstärkt der farbiger Brite Richard Ayoade das Team der US-Watchmen (und macht sich durch sein doppeltes Anders-Sein gleich sehr verdächtig).

Stillers Figur hält sich zwar etwas auf ihre Toleranz gegenüber Ausländern zu Gute und kehrt das auch durch penetrantes Anbiedern hervor, doch sobald die Alien-Panik ausbricht, ist es damit nachhaltig vorbei: könnte hinter dem unscheinbaren Äußeren jedes xx-(oder xy-)beliebigen Nebenmenschen nicht bereits die Fratze eines Außerirdischen stecken? Die Angst vor dem völlig Fremden macht aber auch vor Sex nicht Halt: das wird klar, sobald Vaughn davon hetzt, um an Stelle der Welt die Jungfräulichkeit seiner Tochter zu retten oder Stiller mit Ayoade den Keller des undurchschaubaren neuen Nachbarn betritt, wo es dann nicht schrecklich außerirdisch sondern sehr weltlich lustvoll zugeht.

Eine versteckte Hauptrolle spielt übrigens ein Mann, mit dessen Name und Gesicht wohl kaum jemand etwas anfangen kann, obwohl es sich bei ihm um einen vielbeschäftigten Darsteller handelt. Als Spezialist für ausgefallene Masken steckt Doug Jones nämlich meist in irgend einem ungewöhnlichen Outfit: so trat er als Monster in „Pans Labyrinth“ auf, spielte Hellboys nassen Kumpel Abe Sapien und gibt hier einen glibberigen Ober-Alien, wie ihn selbst Ridley Scott nicht besser in Szene setzen könnte.

Alles in allem ist „The Watch“ somit ein Film, den man zwar nicht unbedingt auf seine persönliche Watch-List setzen muss (Schauwert 7 auf einer 10stelligen Sakal), aber ein zwangloses Vorbeischauen im Kino lohnt sich allemal. Doch Vorsicht: vielleicht ist das Ganze auch bloß ein gigantischer PR-Gag für die hierzulande völlig unbekannte Großhandelskette „ Costco“, da in einer ihrer Niederlassungen alles seinen Anfang nimmt und auch ein explosives Ende findet.

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