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"Die beste aller Welten" Interview mit Verena Altenberger

Im September startet „Die beste aller Welten“ vom Salzburger Regisseur Adrian Goiginger in den österreichischen Kinos. Im Familiendrama verkörpert Verena Altenberger eine drogenabhängige Mutter, die um das Sorgerecht für ihren Sohn kämpft.

08/01/2017, 11:35 AM

Wir haben uns mit der Schauspielerin für ein Interview getroffen um über die Dreharbeiten und die Herausforderungen, die ihre Figur mit sich gebracht hat zu reden.

Wie sind Sie zu der Rolle gekommen?

Eigentlich total uncharmant: Regisseur Adrian Goiginger hat „Schauspielerin, jung, Salzburg“ gegoogelt und kam auf meine Seite. Dann haben wir uns auf einen Kaffee in Salzburg getroffen und uns auf Anhieb gut verstanden. Nachdem die Finanzierung stand, haben wir ein dreiviertel Jahr später mit den Dreharbeiten begonnen.

Welches Gefühl hatten Sie, als Sie das Drehbuch das erste Mal gelesen haben? Die Rolle ist ja sehr anspruchsvoll, hat Ihnen das Angst gemacht?

Im Bezug auf die Geschichte und meine Rolle hatte ich ein sehr gutes Gefühl, ich wollte unbedingt dabei sein. Ich wusste aber, dass ich psychisch wie physisch viel investieren muss, um „Helga“ spielen zu können. Ich habe keinerlei Erfahrung mit Drogen, Mutter bin ich auch keine, deshalb musste ich viel recherchieren, um die Figur glaubwürdig spielen zu können. Es war eine Herausforderung, die ich gerne angenommen habe.

Wie haben Sie recherchiert?

Ich bekam Starthilfe von Adrian Goigingers Stiefvater Günter, der im Film von Lukas Miko gespielt wird. Er hat mir viel über seine Zeit als Süchtiger erzählt und war auch bei den Dreharbeiten anwesend, um uns den praktischen Umgang mit Drogen zu erklären. Bei der Recherche habe ich mich von außen nach innen gearbeitet. Ich war bei Ärztinnen, um zuerst den physischen Einfluss von Drogen auf den Körper zu lernen - wann erweitern sich die Pupillen, wann schwitzt man, wann kommt das Herzrasen -, damit ich die körperlichen Reaktionen realistisch spielen konnte. Um einen Einblick ins Milieu zu bekommen, habe ich mit ehemaligen Süchtigen und Suchthilfeorganisationen geredet.

Als ich mich sicherer gefühlt habe, bin ich zum Salzburger Hauptbahnhof und habe versucht, Anschluss an die Szene zu finden. Dort traf ich schnell auf viele offene Menschen, die mir gerne helfen wollten, die mir ihre Geschichten erzählt haben, oder mich zu sich nach Hause eingeladen haben.

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Wie sind Sie damit umgegangen, dass ihre Figur eine reale Person und dazu auch noch die Mutter des Regisseurs war? Haben Sie sich an der echten Helga orientiert oder ihre eigene Version versucht zu kreieren?

Am Anfang haben wir uns sehr an Adrians Mutter orientiert. Ich habe viele Tagebücher von ihr gelesen, ihre Familie und Freunde kennengelernt, die mir viel über sie und ihre Jugend erzählt haben. Vor den Dreharbeiten hatte ich dann ein Gespräch mit Adrian Goiginger in dem ich ihm gesagt habe, dass „Helga“ am Set eine Figur sein muss und wir uns nicht zu 100% an seiner echten Mutter orientieren können. Er hat das voll verstanden und mir am Set genügend Freiheit gelassen.

Helga ist neben dem emotionalen Aspekt auch eine körperlich anspruchsvolle Figur. Wie haben Sie sich mit dem vielen Make-Up und der Tatsache, dass Sie nicht schön sein mussten, gefühlt?

Das hat mir extrem gut gefallen! Bei den meisten anderen Rollen, für die ich besetzt werde, spielt auch das Aussehen eine Rolle. In solchen Fällen komme ich fast nicht umhin, mir den Kopf auch über Äußerlichkeiten zu zerbrechen. Bei „Die beste aller Welten“ war das nicht der Fall, Helga ist ja nicht hässlich, aber gut auszusehen war bei dieser Rolle keine Priorität. Ich würde das sehr gerne wieder machen.

Gibt es wenige Rollen in dieser Richtung?

Extrem wenige. Eine Frau in der Hauptrolle, die weder erfolgreich, noch schön ist, ist leider sehr selten – im Kino wie im Fernsehen.

Der Film zeichnet sich vor allem durch die authentische Sprache aus. Wie war es für Sie, in Ihrem Heimatdialekt zu spielen?

Es hat sehr viel Spaß gemacht auf Salzburgerisch zu spielen. Wir haben es vor allem Adrian Goiginger zu verdanken, dass er sich in der Hinsicht durchgesetzt hat. Oft muss man als Schauspieler aufpassen, nicht zu stark in den Dialekt zu kippen, um auch in Deutschland verstanden zu werden. Umso schöner, dass der Film dann auf der Berlinale so einen Erfolg hatte.

„Die beste aller Welten“ kam ja fast aus dem Nichts auf die Berlinale und anschließend in den Wettbewerb von Moskau, wo Sie auch als beste Schauspielerin ausgezeichnet wurden. Wie haben Sie den Erfolg miterlebt?

Als ich von Moskau erfahren habe, musste ich mich erst einmal hinsetzen. Ich habe mich natürlich sehr gefreut, aber wenn ein Film rauskommt ist meine Arbeit meist schon eineinhalb Jahre vorher beendet, man steckt schon im nächsten oder übernächsten Projekt und hat eher eine beobachtende Perspektive auf die ganzen Erfolge.

Sie haben „Ranya“ in Stefan Ruzowitzkys Film „Die Hölle“ gespielt. Gab es Unterschiede zwischen den beiden Filmen? Auf einer Seite ein junger Regisseur der mit einem vergleichsweise kleinen Budget seinen Debütfilm dreht, auf der anderen Seite einer der teuersten österreichischen Actionfilme der letzten Jahre.

Die Dreharbeiten haben sogar parallel stattgefunden. (lacht) Es gab Unterschiede, aber die könnte ich jetzt nicht an den Details festmachen. Es war aber für mich als Schauspielerin sehr schön, dass die Figuren so unterschiedlich waren. Ich konnte problemlos von einer Rolle in die nächste schlüpfen, ohne mir Gedanken über Ähnlichkeiten machen zu müssen.

Sie haben 2015 Ihre Schauspielausbildung am Konservatorium Wien abgeschlossen und haben in kürzester Zeit eine steile Karriere hingelegt. Worauf führen Sie das zurück?

Ich bin sehr froh und dankbar, dass es so gekommen ist, es hätte auch ganz anders laufen können. Schauspiel ist meiner Meinung nach ein handwerklicher Beruf, den wir am Konservatorium sehr gut erlernt haben. Neben dem Handwerk spielt natürlich eine gewisse Professionalität eine wichtige Rolle, aber es ist auch Glück dabei. Es muss das richtige Drehbuch zur richtigen Zeit geschrieben werden und dann muss ein Regisseur „Schauspielerin, jung, Salzburg“ googeln. (lacht)

Özgür Anil

Die beste aller Welten

— Die beste aller Welten

Die wahre Geschichte eines Kindes in der abenteuerlichen Welt seiner heroinabhängigen Mutter und ihre Liebe zueinander.

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