Filmkritiken

DIE SACHE MIT DEM GLAUBEN

von

Flora König
Flora König

02/25/2014, 11:00 PM

Die Religion an sich bringt Menschen immer wieder dazu, sich gegenseitig zu verurteilen und zu bekämpfen. Bei nüchterner Betrachtung ist die Spiritualität also eigentlich ein ziemliches Teufelszeug, doch für ein so einfaches Urteil ist die Thematik dann doch zu komplex - immerhin bedeutet der Glaube für viele Menschen Hoffnung und Geborgenheit. Regisseur Stephen Frears zeigt in seinem neuesten Film ganz schonungslos erschütternde Begebenheiten, die auf einer wahren Geschichte beruhen und lässt dabei Humor und Leichtigkeit dennoch nicht vermissen.

Als die junge Philomena Lee im streng katholischen Irland der fünfziger Jahre ein uneheliches Kind erwartet, wird sie von ihren Eltern verstoßen und ins Kloster geschickt, um der öffentlichen Schande zu entgehen. Doch Philomena trifft dort nicht auf Barmherzigkeit: Sie wird von den Nonnen genötigt, ihr Kind zur Adoption freizugeben und muss Jahre im Dienste des strengen Klosters verbringen, stets hoffend, dass sich keine Pflegeeltern für ihren Sohn Anthony finden werden, damit sie ihn irgendwann wieder zu sich nehmen darf. Philomenas Hoffnung wird enttäuscht, als Anthony nach drei Jahren zu neuen Eltern in die USA gegeben wird. Fünfzig Jahre lang schweigt Philomena Lee zu ihrer Vergangenheit, bis sie ihrer Tochter Jane ihr trauriges Geheimnis anvertraut, die daraufhin den arbeitslosen ehemaligen BBC-Korrespondenten Martin Sixsmith bittet, Philomena bei der Suche nach dem verlorenen Sohn zu helfen. Im Zuge ihren Nachforschungen stoßen sie auf eine erschreckende Geschichte – und einen unfassbaren Skandal…

„Philomena“ basiert auf dem Buch „Lost Child Of Philomena Lee“ von Ex-Journalist Martin Sixsmith. Steve Coogan, der Martin Sixsmith im Film mimt, trieb das Film-Projekt voran und verfasste auch das Drehbuch. Mit typisch englischem Humor wird ein zutiefst emotionales Drama entwickelt, welches stark von seinen Schauspielern lebt. Die tragische Geschichte an sich macht einen stark betroffen, denn von so weittragenden Skandalen hört man nicht oft. Und man fragt sich immer wieder, was Menschen sich herausnehmen, um über das Leben anderer mit solch gewaltsamer Entscheidungskraft zu verfügen.

Judi Dench gelingt es als Philomena, die feinen Nuancen zwischen Verzweiflung und Vergebung zu treffen. Auch wenn ihre Augen den untragbaren Schmerz widergeben, behält sie stets die Contenance, ihrer Wut keine Übermacht zu gewähren. Steve Coogan hingegen hinterfragt alles journalistisch und mit viel Emotionalität. Nicht nur, dass er bereit ist, den frommen Nonnen so richtig den Marsch zu blasen, wirkt er auch sehr authentisch in seinen menschlichen Handlungen. Mit seinen kecken Fragen zu Gott und Glaube lockert er die drückende Grundstimmung auf und im Spiel mit der manchmal allzu optimistischen Philomena ergibt sich daraus eine herzliche und zum Nachdenken anregende Situationskomik.

Stephen Frears hat mit seinen beiden Hauptprotagonisten die perfekte Besetzung gefunden, um uns mit Hingabe und Humor eine Geschichte zu erzählen, die ein weiteres dunkles Kapitel in Sache Religion offenbart.

9/10 Kinosternen

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Er hat auf höchster politischer Ebene mitgemischt. Menschelnde Schicksalsstorys öden ihn an. Aber als die fast 70jährige Philomena Lee dem arroganten Journalisten Martin Sixsmith ihre Lebensgeschichte anvertraut, wittert er eine Story.

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