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filmkritik

"Die Verlegerin": Wie lange kann uns Uncle Sam belügen?

Steven Spielbergs erste Zusammenarbeit mit Meryl Streep steht ganz im Zeichen eines der größten Vertuschungsskandale in der amerikanischen Geschichte.

02/21/2018, 11:12 AM

Im Sommer 1971 wird die Herausgeberin der angesehenen ‚ Washington Post‘ von ihrem Chefredakteur mit brisanten Daten bekanntgemacht, die darauf hindeuten, dass die US-Regierung das amerikanische Volk schon seit Jahren in einer bestimmten Angelegenheit bewusst falsch informiert hat.

Die Pentagon-Papiere werden publik

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Über die Amtszeit von vier Präsidenten hinweg wurden den Bürgern die wahren Hintergründe des Vietnamkrieges vorenthalten. Kurz davor hatte die ‚ New York Times‘ bereits Auszüge aus den sogenannten „Pentagon-Papieren“ gebracht, doch Präsident Nixon war es gelungen, aus Gründen der „nationalen Sicherheit“ per Gerichtsbeschluss die weitere Publikation zu unterbinden. Nun ist es an der ‚Post‘, mit der Veröffentlichung fortzufahren, was dazu führt, dass der Oberste Gerichtshof schließlich durch die Verabschiedung des *Freedom of Information Act‘ eine zukunftsweisende Entscheidung fällt. Durch den noch viel spektakuläreren Watergate-Skandal von 1973 wurde die Post-Affäre dann in den Hintergrund gedrängt und ist heutzutage bei uns wohl weitgehend vergessen. Auch filmgeschichtlich betrachtet ist sie bloß nachgereiht, denn im Vorjahr ging mit „The Secret Man“ ein Werk über jenen Wistleblower Mark Felt voraus, der Präsident Nixon zu Fall brachte.

Späte Emanzipation

Bei Spielberg steht allerdings nicht bloß der Kampf um die Pressefreiheit im Mittelpunkt, sondern die Affäre verhilft der Titelfigur zugleich zu einem ganz persönlichen Akt der Befreiung. Meryl Streep spielt – auf gewohnt brillante Weise – eine zutiefst verunsicherte Frau: Katharine „Kay“ Graham ist nur durch den Selbstmord ihres Mannes in die Position der ersten weiblichen Zeitungsverlegerin der USA gelangt und musste mit 45, ohne jemals zuvor berufstätig gewesen zu sein, gleich einen dermaßen verantwortungsvollen Job antreten. Entsprechend überarbeitet und nervös wird sie uns auch vorgeführt - bei Besprechungen kann sie sich als einzige Frau in einer Männerrunde kein Gehör verschaffen, weil ihr vor Aufregung die Stimme versagt und sie lieber ihren Ratgeber für sich reden lässt. Doch als es dann wirklich hart auf hart kommt und die wohl wichtigste Entscheidung ihres Lebens bevorsteht, findet sie plötzlich zu ihrer Stärke und lässt sich auch nicht von übervorsichtigen Firmenanwälten einschüchtern.

Bob Odenkirk telefoniert

"Better Call Saul"-Star Bob Odenkirk wird hier ausnahmsweise nicht angerufen, sondern führt als Journalist selber ein paar hektische Telefonate, in denen er Kontakt mit dem Informanten herstellt und dann zum Überbringer der brisanten Dokumente wird. Tom Hank spielt einen gewieften Journalisten, der mit Leib und Seele bei der Sache ist. In seinem Büro hängt gut sichtbar ein buntes Plakat, auf dem Uncle Sam in seiner bekannten Zeigefinger-Pose abgebildet ist, und darunter steht die Frage "Have I ever lied to you?" Mal überlegen - vielleicht fällt uns ja doch die eine oder andere kleine Verdrehung der Wahrheit ein.

Ein verärgerter Nixon

Zwischendurch bekommen wir zweimal einen fuchsteufelswilden Nixon zu sehen: ein Blick von außen durch die Fenster des Weißen Hauses zeigt uns den einsamen Präsidenten, wie er übers Telefon Entscheidungen trifft, die ohne weiteres auch von seinem geistesverwandten derzeitigen Amtsnachfolger stammen könnten. Somit ist nur allzu offensichtlich, weshalb der Regisseur diese Geschichte gerade jetzt erzählt, obwohl sie aus der altmodischen Zeit des Bleisatzes stammt.

Spielbergs Humor

Spielberg fängt die Geschehnisse mit einer elegant dahingleitenden, sehr flexiblen Kamera ein und nimmt sich bei aller Dramatik auch Zeit für seinen typischen Humor: die junge Tochter des Chefredakteurs freut sich nämlich ganz besonders, dass der Papa so viele Kollegen mit nach Hause gebracht hat, damit alle fieberhaft die erhaltenen Geheimdokumente durcharbeiten, denn nun kann sie sich durch den Verkauf von selbstgemachter Limonade ein kleines Vermögen verdienen.

Der Film beginnt in Vietnam und endet in einem Bürogebäude, wo ein Wachmann auf seinem nächtlichen Rundgang Spuren eines Einbruchs findet. Was ist da im Watergate Building wohl los?

9 von 10 Bleisatzlettern

franco schedl

Meryl Streep spielt - erstmals unter Steven Spielbergs Regie - eine unerschrockene Zeitungsverlegerin der „Washington Post“. Der Film bietet einen dramatischen Tatsachen-Bericht über den ersten „Leak“ der Pressegeschichte.

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