Die Generalprobe
Film

Die Generalprobe

BRD, F, , 1980

Die Generalprobe
Min. 89
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Nicht erst seit Regno di Napoli, vor allem mit seinen frühen Arbeiten hat Werner Schroeter dem deutschen und dem internationalen Film eine neue Dimension verliehen; und mit seinem Bericht über das Theaterfestival von Nancy disqualifizierte er jetzt so nahezu alle sich objektiv gebenden, nur sachlich bemühten oder auf modischen Appeal abgestellten TV-Reportagen und TV-Berichte. Für Schroeter sind persönlicher Ausdruck, das Offenlegen einer subjektiven Auswahl und das Einbringen des eigenen Ich nicht ängstlich gemiedene Sünden eines Berichterstatters im Umgang mit der Wirklichkeit, sondern naheliegendste Selbstverständlichkeit. Wo sich andere aus ähnlichen Anlässen hinter Fakten verstecken, bekennt sich Schroeter in seinem Nancy-Film ganz unmissverständlich zur Arbeit von Künstlern wie Pina Bausch, Pat Olesko oder Kazuo Ohno. Wo andere ihre Subjektivität besessen zu «objektivieren» versuchen, rückt sich hier Schroeter selbst als miterlebender, mitliebender und mitleidender Teil einer Szene, eines Klimas und einer gemeinsamen Erfahrung ins Bild. Die Generalprobe gab sicher nicht «alles» wieder, was in Nancy bemerkenswert war (aber das wird ohnehin kein Film über irgendein Ereignis können); es war ein Film über Menschen und menschlichen Ausdruck, über Heimat und Sehnsucht, über Liebe und Zärtlichkeit, über Versteinerungen und Gefühle und damit letztlich dann doch auch über eine Theaterfestival, das offenbar nicht im verspießerten Jahrmarktstrott verkommt, sondern das Neue riskiert und vorführt. Faszinierend, wie Schroeter das Material der Künstler zu seinem Material machte, sein deutsches Dilmma ins Spiel brachte und mit der Musik von Puccini, Mahler, Mozart und Beethoven den Bildern eine zweite Bezugs- und Erlebnisebene unterlegte. Die Generalprobe wird so zum Schlüsselfilm für Schroeters bisheriges Werk; und für mich besteht angesichts der bis jetzt vorliegenden Produktion kein Zweifel, dass dies der wichtigste, schönste und inspirierendste Film eines deutschen Regisseurs in diesem Jahr ist. (Eckhart Schmidt, «Süddeutsche Zeitung», 1980)

(Text: Viennale 2008)

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